Jeroen Pinoy, der Konkursverwalter des belgischen Busbauers Van Hool, hat nach eigenen Angaben kein Ultimatum von der niederländischen VDL-Gruppe erhalten, wie „De Standaard“ vermeldet. Zuvor habe er jedoch am Mittwoch in den Medien gedroht, die mögliche Übernahme von Van Hool zu stoppen, wenn er nicht am selben Tag Klarheit erhalte, berichtete die belgische Tageszeitung weiter schreibt.
Die Reaktion von Pinoy erfolgte auf die „Wendung“ vom Montag, als die flämische Dumarey-Gruppe bekannt gab, dass sie zusammen mit dem Van-Hool-US-Vertriebshändler ABC Companies ein alternatives Angebot für die Bussparte abgegeben hatte (busplaner berichtete). Aber auch CIM Capital und Jozef Delcroix legten Angebote für Industriefahrzeuge bzw. Immobilien auf den Tisch.
Keine Zeit und Mitarbeiter verlieren
Nun gab es also grünes Licht der Konkursverwalter für das Angebot von VDL und Schmitz Cargobull sowie dessen Partner, die GRW-Gruppe. Nur 650 bis 950 Arbeitsplätze werden beim niederländischen Fahrzeugbauer und deutschen Auflieger- sowie Anhängerspezialisten erhalten bleiben. Die Gewerkschaft ABVV hatte deshalb diese Woche darauf gedrängt, nach Parteien zu suchen, die „mehr Arbeitsplätze retten können“, so De Standaard weiter.
Der flämische Arbeitsminister Jo Brouns (CD&V) hofft derweil, dass mit der Entscheidung für VDL und Schmitz „die Unsicherheit der letzten Wochen beendet ist“. Denn nach Ansicht der Treuhänder bestand nämlich die Gefahr, dass zu viel Wert des Unternehmens verloren ginge, wenn der Relaunch noch ausstünde.
„Wenn das Bieterverfahren neu eröffnet werden müsste, würden wir mindestens sechs Wochen verlieren“, sagte Pinoy gegenüber VRT NWS. „Dann kämen sowohl die Produktion als auch der Vertrieb komplett zum Erliegen. Das würde Werte vernichten und sich negativ auf die Beschäftigung auswirken. Die Kunden würden nicht länger warten. Der Auftragsbestand könnte sich schnell erschöpfen.“
Darüber hinaus befürchtete Pinoy auch eine Abwanderung von Mitarbeitern.
„Vor allem für die spezialisierten Produkte, die Van Hool herstellt – z.B. Tankwagen und Doppelstockbusse – werden spezialisierte Arbeitskräfte benötigt. Das sind Menschen in Engpassberufen, z.B. Schweißer. Wenn man diese Leute monatelang in der Schwebe lässt, werden sie sich andere Jobs suchen und sie auch finden. Ein Neustart wird dann immer unwahrscheinlicher. Und dann besteht die Gefahr, dass die heute interessierten Investoren noch aussteigen.“
Standort erhalten
Die Treuhänder sind daher überzeugt, dass die Übernahme durch VDL und Schmitz Cargobull die beste Lösung für die Beschäftigung ist. Schmitz wolle weiterhin in Lier am Stammsitz von Van Hool nahe des Dorfs Koningshooikt produzieren und dort sogar eine neue Produktionsstätte errichten. Und auch VDL plane, die Arbeitsplätze in Lier zu erhalten. Zunächst waren alle Mitarbeiter dort entlassen worden.
Viele Unklarheiten
Trotz des Deals mit VDL und Schmitz Cargobull bleiben viele Fragen offen – und weitere Neuentwicklungen oder sogar Kehrtwendungen in der Causa Van Hool sind nicht ausgeschlossen. Denn VDL hat schließlich ein eigenes Reisebusprogramm im Portfolio, das in den weiter schwächelnden Nach-Corona-Zeiten seinerseits kaum auf Hochtouren laufen dürfte. Ob man diesbezüglich gewillt ist, die Marke Van Hool weiterzuführen, ist fraglich.
Allerdings scheint VDL sehr am starken US-Geschäft des belgischen Traditionsunternehmens interessiert zu sein, weshalb ein Fortführen des Markennamens durchaus von Interesse sein könnte. Besser sieht es im Vergleich sicherlich für die in Belgien ansässige Anhängersparte von Van Hool aus, denn Schmitz Cargobull kann als europäischer Marktführer nach Bewältigung von Pandemie und Lieferkettenproblematiken neue Produktionskapazitäten sicherlich aktuell gut gebrauchen.
Fraglich ist zudem auch, wie es mit dem mazedonischen Standort von Van Hool in Skopje weitergeht. Das dort neben Reisebussen gebaute Stadtbusprogramm dürfte kaum im Interesse von VDL liegen. Van Hool hatte diesbezüglich zu spät auf die Elektrifizierung gesetzt und dabei zunächst mehr auf Brennstoffzellenbusse als auf batterieelektrische Fahrzeuge – mit der Folge, dass man später Batterien zu höheren Preisen einkaufen musste, da es an entsprechenden frühzeitigen Rahmenverträge fehlte.
Angesichts des gerade erneuerten, erfolgreichen Citea-Modells dürfte VDL kaum daran interessiert sein, die ebenfalls gerade angelaufene elektrifizierte A-Stadtbusbaureihe von Van Hool fortzuführen. Auf der anderen Seite sind die Produktionskosten im Werk Skopje deutlich niedriger als am belgischen Van-Hool-Standort.
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