Bedeutung Europas steigt für deutschen Incomingtourismus in der Coronakrise

Die neun Anrainerstaaten Deutschlands generierten 2020 mehr als 56 % aller internationalen Übernachtungen – 2019 lag deren Anteil bei 42,5 %.

In der Coronakrise wurde wieder mehr innereuropäisch gereist. (Foto: Pixabay/Andras Barta)
In der Coronakrise wurde wieder mehr innereuropäisch gereist. (Foto: Pixabay/Andras Barta)
Claus Bünnagel

Erwartungsgemäß musste der deutsche Incomingtourismus 2020 massive Verluste verzeichnen. Zugleich ist die Bedeutung der europäischen Quellmärkte für Deutschlands Incoming während der Covid-19-Pandemie nochmals gestiegen. Das geht aus den jetzt vorliegenden detaillierten Übernachtungszahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. 

Übernachtungszahlen 2020 auf Stand von 1990

Demnach wurden von Januar bis Dezember 2020 insgesamt 32,0 Mio. internationale Übernachtungen in Hotels und Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Betten registriert – ein Minus von 64,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit sanken die Übernachtungszahlen nach zehn Rekordjahren etwa auf das Niveau der Zeit direkt nach der Wiedervereinigung. 2020 generierten Gäste aus Europa 27,2 Mio. Übernachtungen. Damit stieg der Anteil Europas im Vorjahresvergleich von 74 auf 85 %. Aus Übersee lagen der amerikanische Quellmarkt mit einem Anteil von 6,3 % und der asiatische Quellmarkt mit 6,0 % deutlich unter den Vergleichswerten des Vorjahrs. Insgesamt verzeichneten die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hessen 45 Mio. weniger internationale Übernachtungen als 2019 – dies sind rund 75 % des gesamten Rückgangs im deutschen Incoming 2020. 

Die Covid-19-Pandemie hat zunächst alle Quell- und Zielmärkte des internationalen Tourismus gleichermaßen betroffen. Allerdings konnten wir während der Erholungsphase in den Sommermonaten 2020 bereits wieder Reisende aus den Anrainerstaaten begrüßen. Einer steigenden Nachfrage aus Überseemärkten standen geltende Reisebeschränkungen sowie entsprechende Flugkapazitäten entgegen. (DZT-Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer)

So lagen nach Analysen von Forward Keys die Flugkapazitäten 2020 um 62 % unter dem Volumen von 2019. Die Flugankünfte weltweit in Deutschland sanken im Vorjahresvergleich um 70,4 %. Dabei waren die Rückgänge aus den großen Überseemärkten deutlich höher als aus den 13 aufkommensstärksten EU-Quellmärkten (–67 %). 

Anrainerstaaten stabilisieren Incoming 

Die neun Anrainerstaaten Deutschlands generierten 2020 genau 56,6 % aller internationalen Übernachtungen – 2019 lag deren Anteil bei 42,5 %. Volumenstärkste Quellmärkte für das Reiseland Deutschland waren 2020 die Niederlande mit 5,8 Mio. Übernachtungen und einem Marktanteil von 18,1 %. Auf Platz 2 folgte die Schweiz mit 3,1 Mio. (Marktanteil 9,8 %). Polen stieg im Ranking der Incomingmärkte mit 2,2 Mio. Übernachtungen und einem Marktanteil von 7,0 % vom achten auf den dritten Platz. Auf den weiteren Plätzen lagen Österreich (1,9 Mio.) und Dänemark (1,5 Mio.). Die wichtigsten Überseemärkte waren 2020 die USA (1,5 Mio.) und China (0,4 Mio.). 

Touristische Ziele: von der Stadt aufs Land 

Die Hotellerie – insbesondere in den Städten – war von den pandemiebedingten Rückgängen 2020 überdurchschnittlich betroffen. So fiel die Zahl der internationalen Übernachtungen in Städten über 100.000 Einwohner im Vorjahresvergleich um 71,4 %. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Stadtstaaten Berlin (–76,0 %) und Hamburg (–69,7 %) wider und ist vor dem Hintergrund, dass Deutschland bis 2019 Marktführer bei den Städte- und Kulturreisen der Europäer war, besonders bedeutsam. Zugleich fällt der Rückgang internationaler Übernachtungen auf Campingplätzen mit –53,8 % deutlich moderater aus. 

Die Ergebnisse für die Hotellerie korrelieren mit Analysen von MKG Olakala: Demnach sank die Belegungsrate der Hotels insgesamt von 72 % im Jahr 2019 auf 29 % 2020. Der Durchschnittspreis pro Hotelübernachtung (reine Zimmervermietung) fiel im Vergleichszeitraum von 94 auf 84 Euro. 

Diese und viele weitere Informationen sind auch in der Broschüre Zahlen – Daten – Fakten 2020 dargestellt, die im Anhang zum Download bereitsteht.