DZT: Europäische Quellmärkte im Fokus

Sie dürften sich am schnellsten von der Coronapandemie erholen.

Gäste aus europäischen Quellmärkten dürften als erste wieder Urlaub in Deutschland machen. Im Bild Besucher an der East-Side-Gallery in Berlin (Foto: visitBerlin/Philip Koschel)
Gäste aus europäischen Quellmärkten dürften als erste wieder Urlaub in Deutschland machen. Im Bild Besucher an der East-Side-Gallery in Berlin (Foto: visitBerlin/Philip Koschel)
Claus Bünnagel

Wichtige europäische Quellmärkte werden sich am schnellsten von den Folgen der Coronapandemie erholen. Das belegen zwei international angelegte Marktstudien, die im Auftrag der DZT die Perspektiven für den deutschen Incomingtourismus nach Ende der Reisebeschränkungen analysieren. Entsprechend fokussiert die DZT ihre Marketingaktivitäten auf die potenzialstärksten Quellmärkte und Marktsegmente. 

Die Coronapandemie hat den Incomingtourismus praktisch zum Stillstand gebracht. Jetzt müssen zügig die richtigen Entscheidungen getroffen werden, damit das Reiseland Deutschland starke Wettbewerbspositionen ausbauen und drohende Verluste kompensieren kann. Mit der wiedergewonnenen Reisefreiheit sind wir zugleich mit einer neuen Werteorientierung unserer Kunden und verschärften Wettbewerbsbedingungen konfrontiert. Die Ergebnisse von IPK International und Tourism Economics geben uns eine valide Grundlage, um unser evidenzbasiertes Marketing auf die neuen Rahmenbedingungen auszurichten. (DZT-Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer) 

Starke Einbrüche erwartet

Tourism Economics untersuchte den Einfluss der Pandemie auf die 15 wichtigsten Quellmärkte des Reiselands Deutschland, die Marktsegmente und entwickelte verschiedene Szenarien für die Recoveryphase. Im relevanten Trendszenario erwartet Tourism Economics im laufenden Jahr ein Minus von 45 % bei den Übernachtungen aus Europa und von 64 % aus Übersee. Ende 2023 könnten wieder die Übernachtungszahlen des Jahres 2019 erreicht werden. 

Vor allem westeuropäische Quellmärkte dürften sich am schnellsten erholen. Die Top-5-Quick-Recovery-Länder sind nach dieser Prognose Dänemark, Belgien, die Schweiz, die Niederlande und Österreich, gefolgt von den Mid-5-Recovery-Ländern Frankreich, Schweden, Großbritannien, Spanien und Italien. Osteuropäische Länder wie z.B. Russland, Tschechien und Polen sowie Überseemärkte kommen langsamer „back on track“. 

Geschäftsreisen sind am härtesten von der Krise betroffen. So werden geschäftlich begründete Ankünfte auch 2023 noch nicht das Volumen des Jahres 2019 erreichen. Die Erholungsphase des deutschen Incomings wird vielmehr durch Freizeitreisen getragen. 

Starke Zurückhaltung bei Auslandsreisen

IPK International dokumentiert im Rahmen des World Travel Monitor in mehreren Befragungswellen die Auswirkungen von Covid-19 auf das Reiseverhalten im internationalen Tourismus. Basis der im Mai durchgeführten Untersuchung von IPK International sind Interviews mit Auslandsreisenden in 18 Quellmärkten. Demnach gibt es im Moment weltweit noch eine relativ starke Zurückhaltung, ins Ausland zu reisen. Immerhin sagen aber – über alle Märkte hinweg – 50 %, dass Auslandsreisen nach Grenzöffnung in Frage kommen, auch wenn noch kein Impfstoff zur Verfügung steht. Im Vergleich der Kontinente ist die Reisebereitschaft bei Europäern mit 61 % am stärksten ausgeprägt. 

Unterschiedliche Risikobewertung

Als besonders niedrig wird das Coronarisiko bei Autoreisen, naturorientiertem Urlaub und individuellen Urlaubsformen eingeschätzt. Kultur- und Städtereisen sowie Rundreisen liegen im Mittelfeld der Risikoeinschätzung. Theater- und Konzertbesuche sowie größere Veranstaltungen werden mit einem eher hohen Coronarisiko bewertet. Im internationalen Vergleich erhielt Deutschland bei der Frage, welche Reiseziele unter dem Gesichtspunkt „Coronrisiko“ als sicher oder unsicher erscheinen, die beste Bewertung – vor den Nachbarländern Dänemark, Schweiz und Österreich. 

Exponierte Marktsegmente des Reiselands Deutschland wie Kultur- und Städtereisen oder das Mice-Segment sind besonders von der Coronapandemie betroffen. Zugleich genießt Deutschland international eine ausgezeichnete Reputation. Mit gezielten Marketingmaßnahmen stellen wir uns auf die veränderten Marktbedingungen ein, um zügig und nachhaltig aus dem Krisenmodus herauszukommen. (Hedorfer)