Corona-Virus: Folgen für den deutschen Incomingtourismus

Insgesamt könnte die Krise zu einem Rückgang für den Zielmarkt Deutschland 2020 von bis zu einem Prozentpunkt führen.

Die Auswirkungen der Corona-Virusepidemie für den deutschen Incomingmarkt dürften nicht unbedeutend sein. (Foto: Pixabay/freakwave)
Die Auswirkungen der Corona-Virusepidemie für den deutschen Incomingmarkt dürften nicht unbedeutend sein. (Foto: Pixabay/freakwave)
Claus Bünnagel

Die Entwicklung der touristischen Märkte nach dem Ausbruch des Corona-Virus und den damit verbundenen Reisebeschränkungen werden in den kommenden Monaten auch Auswirkungen auf den deutschen Incoming-Tourismus haben. Umfang und Dauer möglicher Rückgänge im Incoming aus China werden nach Einschätzung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) entscheidend davon geprägt sein, wie die administrativen Maßnahmen der chinesischen Behörden greifen, wie lange und wie weit sich das Virus ausbreiten kann und welche Auswirkungen die Krise auf die chinesische Volkswirtschaft haben wird. 

Mit Hochdruck analysieren wir die Auswirkungen des Corona-Virus, die sich auf das Deutschland- Incoming ergeben können. Im Dialog mit vielen europäischen Wettbewerbern werden wir unsere geplanten Kampagnen in die zweite Jahreshälfte verschieben. Über unsere Auslandsvertretung in Peking stehen wir hierzu in engem Kontakt mit der chinesischen Reiseindustrie, um den Start von Marktbearbeitungsmaßnahmen auf die aktuelle Situation anzupassen. Mit Sicherheit ist jetzt Flexibilität und innovatives Marketing gefragt, um im deutschen Incoming-Tourismus an dem hohen Potenzial, das der chinesische Markt verspricht, weiter zu partizipieren. Ein Rückzug aus dem Markt ist nicht geplant, im Gegenteil, wissend um die hohe Sympathie, die die Marke Reiseland Deutschland bei Reisenden aus China hat, setzen wir mit intensiven zielgruppenspezifischen Kommunikationsmaßnahmen ein Zeichen und arbeiten an einem China-Recovery-Programm. (DZT-Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer) 

Die Szenarien

Die fortlaufend aktualisierte Markteinschätzung der DZT basiert auf der Analyse verschiedener Datenquellen, dem Vergleich mit dem Verlauf der SARS-Pandemie 2002/03, den Prognosen internationaler Tourismusorganisationen sowie der Einschätzung durch die touristischen Partner im In- und Ausland. 

Tourism Economics, einer Tochter von Oxford Economics, erwartet, dass die Auswirkungen des Corona-Virus höher, aber kurzlebiger sein werden im Vergleich zur SARS-Epidemie im Jahr 2003. Wegen der gewachsenen Reiseaktivität der Chinesen gehen verschiedene Szenarien davon aus, dass als direkte Folge der Virusepidemie weltweit 7 bis 25 Millionen Chinesen weniger auf Reisen gehen könnten. Analog zu diesen Prognosen hat die DZT mögliche Folgen für den deutschen Incoming-Tourismus abgeleitet:

  • Szenario 1, das einen schnellen zeitlichen Verlauf der Eindämmung des Corona-Virus bis Ende Februar sieht, ist inzwischen obsolet. 
  • Szenario 2 geht davon aus, dass sich die Dauer der Corona-Krise und die Auswirkungen auf das Reiseverhalten der Chinesen ähnlich entwickeln wie 2003 im Zusammenhang mit SARS. Das könnte 2020 zu einem Rückgang der Übernachtungen aus China um 17 % führen. 
  • Im Szenario 3 wird ein deutlich schwererer Verlauf der Corona-Virusepidemie im Vergleich zu SARS unterstellt – mit einem Rückgang der Übernachtungen aus China um 25 %. 

Insgesamt könnte die Krise nach derzeitigem Stand zu einem Rückgang für das Deutschland-Incoming 2020 von bis zu einem Prozentpunkt führen. 

Bedeutung Chinas als Quellmarkt 

China ist der mit großem Abstand wichtigste asiatische Quellmarkt für das Reiseland Deutschland. Das Übernachtungsvolumen hat sich in den letzten zehn Jahren von 0,82 Mio. (2009) auf 3,02 Mio. (2018) mehr als verdreifacht. Mit einem Marktanteil von 3,4 % liegt China auf Platz 12 aller Quellmärkte für das deutsche Incoming. 

Das hohe Ausgabeverhalten der Chinesen mit einem Umsatz von 6 Mrd. Euro im Jahr 2018 spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung für den Einzelhandel und die Tourismus- und Freizeitindustrie im Reiseland Deutschland wider. Umsatzbezogen liegt China auf Platz zwei aller Quellmärkte (IPK/WTM 2019). 

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