Fahrpersonalmangel: Auch in Frankfurt werden die Fahrpläne angepasst

Wie zuletzt die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) muss jetzt auch die Nahverkehrsgesellschaft traffiQ auf den anhaltenden Mangel an Fahrerinnen und Fahrern mit einer Reduzierung des Angebots reagieren.

Fahrerinnen und Fahrer dringend gesucht – immer mehr Nahverkehrsunternehmen müssen ihre Fahrpläne an die reduzierten Personalkapazitäten anpassen. (Foto: traffiQ)
Fahrerinnen und Fahrer dringend gesucht – immer mehr Nahverkehrsunternehmen müssen ihre Fahrpläne an die reduzierten Personalkapazitäten anpassen. (Foto: traffiQ)
Martina Weyh

Der Fahrpersonalmangel hat bei immer mehr Verkehrsunternehmen Auswirkungen auf das Angebot – nun auch bei der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ: In Abstimmung mit dem Mobilitätsdezernat der Stadt Frankfurt werden die Fahrpläne ab dem 27. Januar 2024 an die aktuelle Situation angepasst.

„Wir wollen einen ehrlichen Fahrplan für unsere Fahrgäste anbieten Keine Verbindung wird eingestellt, jede Haltestelle wird weiterhin bedient werden – aber Takte werden gedehnt und Parallelverbindungen eingestellt“. Soweit möglich, soll gleichzeitig das Platzangebot durch längere U-Bahnzüge und den Einsatz von Gelenkbussen erweitert werden. Für die Fahrgäste bedeutet das nur wenige Minuten längere Wartezeiten bei höherer Zuverlässigkeit“, so traffiQ-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing Tom Reinhold.

Nach derzeitigen Planungen soll der reduzierte Fahrplan bis zu den Sommerferien 2024 gelten. Die Verkehrsunternehmen sind optimistisch, dass die somit gewährte Zeit zur Entspannung beitragen wird und erste langfristige Maßnahmen zur Stabilisierung der Situation Wirkung zeigen.

„Machen wir uns nichts vor: Der Fachkräftemangel, der bundesweit nicht nur die Verkehrsbranche betrifft, wird weiterbestehen,“ erklärt Frankfurts Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert. „Wir werden aber in enger Abstimmung zwischen Mobilitätsdezernat, traffiQ und den städtischen Verkehrsunternehmen alle Register ziehen, um den Frankfurter Nahverkehr zu sichern. Mein persönlicher Anspruch ist kein reduziertes ÖPNV-Angebot, sondern ein zielstrebiger Ausbau, an dem als elementaren Baustein der Mobilitätswende kein Weg vorbeiführt.“

Ziel der Stabilisierungsmaßnahmen sei ein Fahrplan, der mit dem verfügbaren Personal zuverlässig bewältigt werden kann und Reserven bietet, um kurzfristige krankheitsbedingte Fahrtausfälle möglichst vermeiden zu können, heißt es in der begleitenden Pressemitteilung.

Fahrgastbeirat unterstützt Maßnahmen

Mit dem Fahrgastbeirat Frankfurt ist ausführlich über die Fahrtausfälle und mögliche Lösungsansätze diskutiert worden. Das Gremium befürwortet das jetzt geplante Vorgehen ausdrücklich.

„Uns Fahrgästen ist ein reduziertes, dafür aber zuverlässiges Fahrtenangebot lieber als unkalkulierbare Ausfälle, die in ihrer Kurzfristigkeit noch nicht einmal in der Fahrplanauskunft wiedergegeben werden können“, erklärt Kai Werner, Mitglied des Sprecherteams.

Die Änderungen im Einzelnen

Um Ausfälle, die heute in einigen Bereichen mehr als 10 % der Fahrten ausmachen, künftig zu vermeiden, passt traffiQ den Fahrplan auf vielen Linien an. Der Fokus liegt dabei auf Linien und Verbindungen mit einem dichten Fahrtenangebot und guten Alternativen. In räumlichen oder zeitlichen Randlagen bleibt die notwendige Grundversorgung dagegen unangetastet. Anpassungen gibt es u.a. hier:

  • Auf den U-Bahnlinien U5, U6 und U7 werden die Takte gedehnt, etwa bei den Linien U6 und U7 in der Hauptverkehrszeit von 7,5 auf zehn Minuten. Diese Taktdehnung um nur 2,5 Minuten soll möglichst ausgeglichen werden durch mehr Wagen, so dass die Zahl der angebotenen Plätze nahezu unverändert bleiben kann.
  • Die Linie U5 wird auf den Abschnitt Preungesheim – Konstablerwache zurückgenommen. Zur Weiterfahrt Richtung Hauptbahnhof stehen die Linie U4 sowie die S-Bahnen zur Verfügung.
  • Die Straßenbahnlinie 14, deren Takt gedehnt wird, wird aus der westlichen Mainzer Landstraße herausgenommen, ihre vorläufige Endhaltestelle ist vorerst wieder der Gustavsburgplatz.
  • Die Linie 12 wird meist nur mit jeder zweiten Fahrt über die Eissporthalle hinaus nach Fechenheim fahren.
  • Auf den Linien 17 und 18 wird der Takt gedehnt, in der Hauptverkehrszeit verkehren sie alle zehn statt derzeit alle 7,5 Minuten.
  • Im Busverkehr wird auf mehreren Linien, die sich durch kurze Fahrtabstände auszeichnen, der Takt gedehnt. Nach derzeitigen Stand sind hier auf den Buslinien 33, M34, 39, 40 und M43 Maßnahmen zur Stabilisierung des Fahrplans vorgesehen.
  • Die Buslinie 79, die im morgendlichen Berufsverkehr das Angebot im Lyoner Viertel in Niederrad ergänzte, verkehrt – wie schon seit Juli – weiterhin nicht.

Derzeit laufen die Feinabstimmungen. Im Januar 2024 will traffiQ detailliert über die Angebotsanpassungen informieren.

Fahrplanwechsel am 10. Dezember

Der jetzt anstehende Fahrplanwechsel bringt in diesem Jahr nur wenige Neuerungen. Entscheidend ist die Änderung der Busbedienung rund um Griesheim wegen des Abrisses der Omegabrücke.

Neuordnung der Buslinien in Griesheim für mehr Pünktlichkeit

Durch den Entfall der Omegabrücke – der wichtigsten Querung der Bahnlinie in Griesheim – ist der Bahnübergang Elektronstraße noch stärker belastet als bisher. Betroffen sind davon auch die Buslinien 54 und 59, die bis dahin die Omegabrücke zum Überqueren der Bahnstrecke nutzen konnten. Unter den schwer kalkulierbaren Wartezeiten am Bahnübergang leidet ihre Pünktlichkeit zwischen Sindlingen und Rebstock (Linie 54) sowie zwischen Unterliederbach und Griesheim (Linie 59) auf ganzer Länge.

Um die Pünktlichkeit und Verlässlichkeit beider Linien wieder deutlich zu verbessern, ändert traffiQ die die Streckenführung zum 10. Dezember so, dass sie den Bahnübergang Elektronstraße nicht mehr befahren müssen: Die Linie 54 endet, von Sindlingen kommend, am Bahnhof Griesheim (Südseite). Die Linie 59 von Unterliederbach fährt durch die Oeserstraße und endet dann am Bingelsweg, wo gut zu den Straßenbahnen in der Mainzer Landstraße umgestiegen werden kann. S-Bahn-Anschluss hat sie an der Station Nied.

Neue Buslinie als barrierefreier Brückenersatzverkehr

Als „Lückenschluss“ richtet traffiQ eine neue Buslinie 89 ein, die zumeist viertelstündlich verkehren soll. Sie bedient in Griesheim das Viertel um die Erzbergerstraße, überquert den Bahnübergang Elektronstraße und folgt dann dem bisherigen Weg der Linie 54 durch die Waldschulstraße und weiter bis zur Endhaltestelle Leonardo-da-Vinci-Allee im Rebstock. In Griesheim dient sie zugleich als barrierefreier „Brückenersatzverkehr“ zum Queren der S-Bahnstrecke.

Die Buslinie 89 wird zwar auch durch die Wartezeiten am Bahnübergang beeinträchtigt werden, aber so ist die Zahl der betroffenen Fahrgäste deutlich geringer. Zudem lassen sich nach Ansicht der Nahverkehrsgesellschaft bei einer vergleichsweise kurzen Linie Verspätungen leichter ausgleichen.

Mit digitalen Fahrplanmedien immer auf dem neuesten Stand

Aufgrund der hohen Zahl an Fahrtausfällen gewinnen die digitalen Fahrplanmedien noch mehr an Bedeutung. Vorteil des „Digitalen“ gegenüber dem Gedruckten: In die Fahrplanauskunft über rmv-frankfurt.de und in der App RMVgo werden die im Laufe eines Jahres zahlreichen Änderungen im Fahrplan etwa durch Baustellen, (Groß-) Veranstaltungen oder geplante Fahrtausfälle eingepflegt. Wie bisher gibt es Fahrplaninformationen aber auch weiter per Aushang.