Welche Maßnahmen können beitragen, dem gravierenden Fachkräftemangel auf unterschiedlichen Ebenen entgegenzuwirken und den Beruf Busfahrer für die Menschen wieder attraktiv zu gestalten? Das war Thema des AVV und der im Verbund tätigen Regionalbusunternehmer beim diesjährigen AVV-Unternehmer-Dialog in Augsburg.
Wir stehen vor einer gewaltigen Herausforderung. Soll die Verkehrswende gelingen, muss nun dringend an verschiedenen Stellschrauben auf unterschiedlichsten Ebenen gedreht werden – zum einen, um Nachwuchskräfte für den Beruf zu begeistern, aber auch um ausländische Fahrer für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen. (AVV-Geschäftsführerin Dr. Linda Kisabaka)
Hintergrund
In zehn Jahren wird die Erwerbsbevölkerung in Deutschland deutlich geschrumpft sein, von jetzt 51,5 Mio. Menschen im Alter zwischen 20 und 66 Jahren auf dann nur noch 47,4 Mio. Menschen. Der Grund: die sogenannten Babyboomer gehen in den kommenden Jahren in Rente. Dieser Trend zeichnet sich auch in Bayern und Augsburg ab. Nach Angaben des LBO fehlen allein im Freistaat bereits heute rund 2.000 Busfahrer.
Mögliche Maßnahmen
Auf EU-Ebene sollten die Voraussetzungen für die Anerkennung von Führerscheinen aus Drittstaaten erleichtert werden. Heute müssen Berufskraftfahrer aus Drittstaaten trotz vorhandenen Führerscheins die in der EU erforderliche spezielle Berufsqualifikation ablegen, die zudem nur in deutscher Sprache möglich ist. Hier wäre es nach Ansicht des AVV hilfreich, das Sprachniveau auf ein verständlicheres, dem alltäglichen Sprachgebrauch von Fahrer anzupassen, das Ablegen der Führerscheinprüfung in verschiedenen Fremdsprachen zu ermöglichen oder das Wohnortprinzip für den Führerscheinerwerb aufzuheben.
Aber auch auf Bundesebene warten laut AVV Aufgaben wie z.B. zum EU-Ausland vergleichbare Ausbildungsstandards zu schaffen. So könnten Synergien genutzt, bürokratische Hürden abgebaut und der Zeit- und Kostenaufwand für den Erwerb des Führerscheins bei inhaltlich und qualitativ gleichbleibender Ausbildung deutlich reduziert werden. Auch die Digitalisierung der Ausbildung über eLearning würde Effizienz schaffen. Behördliche Abläufe in Stadt- und Kommunalverwaltungen, z.B. bei der Verlängerung von Führerscheinen oder der Erstellung von benötigten Nachweisen, müssten dringend beschleunigt werden. Hier könne z.B. die Digitalisierung von Prozessen den zeitlichen Aufwand für das Fahrpersonal, die Betriebe aber auch die Behörden maßgeblich reduzieren. Ein weiteres Thema, das auch auf kommunaler Ebene gelöst werden könnte, sei die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für ausländische Fahrer.
Höhere Löhne
Neben einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen – wie z.B. der Neustrukturierung der Fahrdienste auch im Rahmen von Fahrplanänderungen durch die Aufgabenträger und der Schaffung von Sozialräumen für Fahrer im öffentlichen Raum – ist aus Sicht von Verkehrsunternehmen eine schnelle Einigung der Tarifparteien auf einen Abschluss dringend, der die große Verantwortung des Fahrpersonals auch im Lohn widerspiegele. Sicheres Führen von Bussen, Einhaltung von Fahrplänen, Streckenkenntnis, Unterstützung hilfsbedürftiger Fahrgäste beim Ein- und Ausstieg, Fahrzeugwartung und Funktionsüberwachung des Fahrzeugs – das seien nur einige Aufgaben, die das Fahrpersonal derzeit für einen Stundenlohn ableiste, der zumindest in Bayern nur knapp über Mindestlohn liegt.
Wir stehen vor einer Herkulesaufgabe. Wenn wir es nicht schaffen, ausreichend Menschen für den Beruf des Busfahrers zu gewinnen, wird letztlich die Verkehrswende nicht gelingen und Deutschland kann seine Klimaziele nicht erreichen. (Kisabaka)
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