Trotz Gegenmaßnahmen von Regierungsseite haben Importe chinesischer Elektrobusse die heimische Produktion von Stromern für den ÖPNV in Südkorea erstmals übertroffen. Von den 2.815 im vergangenen Jahr neu zugelassenen E-Bussen stammten 1.522 aus China, so ein Bericht der Korea Automobile Manufacturers Association. Der Rest – 1.293 Einheiten – kam von koreanischen Busherstellern. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 kamen erst 550 Stromer in Südkorea auf die Straße, davon 145 aus China. 2020 waren es bereits 352 China-Importe, 2021 dann 480 und 2022 schließlich 868.
Der Preis entscheidet
Hintergrund für den Erfolg der chinesischen E-Bus-Hersteller ist nicht zuletzt der Verkaufspreis ihrer Produkte. Während ein vollelektrisches 12-m-Modell koreanischer Hersteller rund 350 Mio. Won (262.800 US-$) kostet, ist ein chinesisches Pendant mit ca. 250 Mio. Won (187.600 US-$) erheblich günstiger. Das liegt auch daran, dass sich die koreanischen Hersteller auf leistungsstarke Nickel-Mangan-Kobalt-Batterien (NMC) fokussieren, während ihre chinesischen Wettbewerber überwiegend die deutlich günstigere Lithium-Eisenphosphat-Chemie (LFP) verwenden.
Chinesische E-Busse mit hoher Reichweite
Dabei weisen die chinesischen Elektrobusse in der Praxis ähnliche und teilweise sogar bessere Fahrleistungen auf, wie die Korea Automobile Manufacturers Association in ihrem Bericht konstatieren. Der eBus-12 des chinesischen Herstellers BYD kann mit einer einzigen Ladung bis zu 503 km zurücklegen. Aufgrund dieser Reichweitenstärke wird das Modell für Überlandbuseinsätze im Raum Seoul eingesetzt. Der Elec City von Hyundai Motor kommt dagegen maximal 420 km weit.
„Es gibt keinen großen Unterschied zwischen den beiden Modellen, wenn es um das tatsächliche Fahren geht“, räumt ein Beamter aus der Transportbranche ein.
Die Busse von BYD sind mit LFP-Batterien samt einer Kapazität von 383 kWh ausgestattet, das Modell von Hyundai verfügt über NMC-Batterien mit 290 kWh.
Fragwürdige Strategie angekündigt
Die Reaktion der südkoreanischen Regierung auf die zunehmende Dominanz chinesischer Hersteller auf dem heimischen E-Bus-Markt ist als durchaus kritisch anzusehen. Am 6. Februar kündigte das Umweltministerium einen Förderplan an, der Elektrobusse mit einer höheren Energiedichte und recycelbaren Batterien begünstigt – und eben vor allem die koreanischen Modelle mit NMC-Akkus. Ob dieser fragwürdige Schachzug Erfolg hat angesichts des Preisvorsprungs der Chinesen, muss sich erst herausstellen.
Außerdem möchte die südkoreanische Regierung stärker auf die – im Gegensatz zu vollelektrischen Bussen – deutlich ineffizienteren Brennstoffzellenbusse setzen, um die chinesischen Hersteller aus dem Markt zu drängen. Alleine die Stadtverwaltung von Seoul kündigte an, etwa 1.300 Dieselbusse durch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge zu ersetzen – räumt allerdings ein, dass deren hoher Preis eine Herausforderung darstelle. Die südkoreanischen Bushersteller KGM Commercial Hyundai Motor jedenfalls wollen ihre Produktion solcher H2-Busse nun deutlich erhöhen. KGM Commercial möchte noch in diesem Jahr von seinem Werk in Gunsan (Nord-Jeolla) aus nicht nur den heimischen Markt verstärkt mit E- und Brennstoffzellenbussen versorgen, sondern auch den Export in andere südostasiatische Länder forcieren.
Südkoreanische Experten sind dennoch skeptisch, ob mit den genannten Maßnahmen die Expansion chinesischer Elektrobusse auf dem koreanischen Markt aufhalten werden kann. Gleichzeitig berge die Subventionspolitik für südkoreanische Hersteller die Gefahr, dass die staatlichen Mittel fehlverwendet werden könnten. Zudem könnten auch chinesische Produzenten mit günstigen Brennstoffzellenbussen leicht nachlegen, sollte sich Südkorea auf diese Antriebstechnik fokussieren.
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