Intelligentes Laden: So viele Kilometer hätte man 2023 (fast) kostenlos fahren können
Mit intelligenter Software lässt sich das Laden eines E-Autos anhand des Strompreises steuern. Bei niedrigen Preisen nachts oder auch tagsüber lädt das Auto, während der Ladevorgang während der teuren Abendstunden unterbrochen wird. Solche Technologie ist bereits am Massenmarkt verfügbar und wird in den kommenden Jahren einen immer wichtigeren Beitrag zur Regulierung des Stromnetzes leisten.
Bis zu 35.130 km umsonst
Kluge EV-Besitzer mit einer 11-kW-Wallbox hätten in 2023 bis zu 48 km am Tag oder auch übers Jahr gerechnet um die 17.565 km fast kostenlos fahren können. Das hat das CleanTech-Startup 1Komma5° errechnet. Hier fallen lediglich Steuer, Abgaben und Umlagen an, die um die 50 Euro im Monat betragen. Bei einer 22-kW-Wallbox erhöht sich diese Zahl sogar auf 96 km am Tag oder um die 35.130 km im Jahr. Das entspricht 40 Wochen lang und an jedem Arbeitstag der Strecke Frankfurt–Mannheim, hin und zurück, für lediglich 100 Euro im Monat an Steuer, Abgaben und Umlagen. In der Praxis könnte dieser Betrag nach Abzug von Negativpreisen für den Strom selbst und je nach Anbieter und Region aber auch deutlich niedriger ausfallen.
Kostenlose Fahrten bei 22 kW Ladeleistung und optimaler Ausnutzung der Negativ- und Null-Stunden
- München–Stuttgart: Fiat 500e = 103 Fahrten, Tesla Model 3 = 97 Fahrten und Porsche Taycan Sport Turismo GTS = 69 Fahrten
- Berlin–Hamburg: Fiat 500e = 79 Fahrten, Tesla Model 3 = 75 Fahrten und Porsche Taycan Sport Turismo GTS = 53 Fahrten
- Köln–Dortmund: Fiat 500e = 239 Fahrten, Tesla Model 3 = 226 Fahrten und Porsche Taycan Sport Turismo GTS = 161 Fahrten
Gleiche Anzahl Kilometer würde mit einem Verbrenner 4.845 Euro kosten
Was würden die gleichen Kilometer mit einem Verbrenner kosten? Das durchschnittliche deutsche Auto verbraucht um die 7,7 l Sprit pro 100 km, und der durchschnittliche Benzinpreis lag in 2023 bei 1,791 Euro je Liter. Die gleichen 35.130 km würden infolge um die 4.845 Euro an Sprit schlucken. Ein E-Auto mit einem Anschaffungspreis von 45.000 Euro würde sich dank ausgeklügelter Technologie wie dem dynamischen Laden innerhalb von zwölf Jahren amortisiert haben. Dazu kommt noch der nachgewiesener Weise höhere Werterhalt von E-Autos gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor.
Ganz nebenbei würden E-Auto-Fahrer um die 3,8 t CO2 weniger ausstoßen. Dies entspricht in etwa der Hälfte des jetzigen CO2-Ausstoßes pro Einwohner in Deutschland, oder auch dem Äquivalent von dem, was 380 Laubbäume im Jahr in Mitteleuropa an CO2 absorbieren.
Jannik Schall, Produktchef bei 1Komma5°, zeigt sich von den Ergebnissen nicht überrascht: „Wir merken, dass viele deutsche Autofahrer noch immer unterschätzen, wie viel Ersparnispotential E-Autos bieten. Wenn man die kluge Technologie im Auto mit kluger Haustechnologie verbindet, lässt sich noch viel mehr verwirklichen. Von PV-Anlagen auf Dächern über Energiespeicher im Haus bis hin zu intelligentem Laden: Gebäudetechnik birgt enorme Möglichkeiten.“
Hintergrund
Der Strompreis auf dem deutschen Markt schwankt ständig, in Abhängigkeit vom Verhältnis zwischen Stromangebot und -Nachfrage. Besonders nachts (bei geringer Nachfrage) und mittags (bei hoher Produktion aus erneuerbaren Energieträgern) kann der Preis pro Kilowattstunde (kWh) auch mal auf Null fallen oder sogar negativ werden. Im vergangenen Jahr rutschte der Strompreis an 301 Stunden unter Null, und an zusätzlichen 24 weiteren Stunden wurde der Nullpreis erreicht.
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