Ebusco: Starkes Umsatzwachstum nach hohem Auftragseingang

Probleme macht weiterhin die Störung der weltweiten Lieferketten.

Das 2019 vorgestellte und nun in Produktion befindliche Leichtbaumodell 3.0 wird immer wichtiger für den E-Bus-Pionier Ebusco. (Foto: Bünnagel)
Das 2019 vorgestellte und nun in Produktion befindliche Leichtbaumodell 3.0 wird immer wichtiger für den E-Bus-Pionier Ebusco. (Foto: Bünnagel)
Claus Bünnagel

Ebusco ist wieder auf Wachstumskurs. Im ersten Halbjahr 2022 erholte sich der Umsatz nach einem Absturz im Vergleichszeitraum 2021 deutlich und wuchs binnen Jahresfrist von 5,2 auf 37,1 Mio. Euro. Die Umsatzerlöse im ersten Halbjahr 2022 stammten hauptsächlich aus der Auslieferung von Bussen für Konzessionen in den nordischen Ländern und aus der Auslieferung einer ersten Charge für die Berliner Verkehrsbetriebe. Da die meisten Stadtbusse in der Regel in der zweiten Jahreshälfte bestellt und ausgeliefert werden, liegt der Schwerpunkt auch von Ebuscos Jahresumsätze in der zweiten Jahreshälfte.

Negatives Ergebnis

Die Bruttomarge verbesserte sich dabei auf von 10,7 auf 16,2 %, 6 Mio. Euro statt 0,3 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2021. Aufgrund des fortgesetzten Produktionshochlaufs lag das Ebitda in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 bei –15,2 Mio. Euro. Allerdings verfügt der niederländische E-Bus-Hersteller immer noch über liquide Mittel in Höhe von 151,4 Mio. Euro für den weiterhin Roll-out seiner E-Bus-Produktion. Der Auftragsbestand im Jahresverlauf liegt derzeit bei 1.307 Bussen.

Neben dem großen Rahmenvertrag mit der Deutschen Bahn, der im April bekannt gegeben wurde, konnten wir neue Kunden in Schweden und Spanien begrüßen. (Gründer und CEO Peter Bijvelds)

Ebusco 3.0 und Lieferantenzuwachs

Die Hoffnung für die Zukunft liegt auf dem Leichtbaubus Ebusco 3.0, dessen 18-m-Variante mittlerweile ins Homologationsverfahren ging.

Ein wichtiger Schritt in unserer Expansionsstrategie war die Absichtserklärung, die wir im Juli für eine Produktionsstätte in der französischen Stadt Rouen unterzeichnet haben. Die lokale Produktions- und Montageanlage soll es uns ermöglichen, die wachsende Nachfrage nach unseren Ebusco 3.0-Bussen zu befriedigen und unsere Position auf dem französischen und südeuropäischen Markt zu verbessern. (Bijvelds)

Aktuell hat Ebusco laut Bijvelds „viel Zeit und Mühe“ in die Optimierung seiner Lieferkette investiert. Im Focus waren dabei Redundanzen bei Zulieferern, d.h. die Identifizierung von Doppellieferanten, um Risiken zu verringern und Skalenvorteile zur Senkung der Herstellungskosten zu erzielen.

Wir bemühen uns nach Kräften, die mit unseren Kunden vereinbarten Lieferfristen einzuhalten, was beispielsweise zu höheren Transportkosten führt, wenn Teile per Flugzeug statt per Schiff geliefert werden.v (Bijvelds)

Operative Ausgaben

Die betrieblichen Aufwendungen stiegen im ersten Halbjahr 2021 von 9,7 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf 21,2 Mio. Euro (+119 %), da Ebusco weiterhin in den Ausbau der Organisation investiert. Das Unternehmen hat durchschnittlich mehr als 25 Mitarbeiter pro Monat eingestellt und damit den Personalbestand 2022 mehr als verdoppelt. Im Zuge dieses Ausbaus stieg die Zahl der Mitarbeiter – einschließlich der Auftragnehmer – bis Ende Juni 2022 auf 492, verglichen mit 221 im ersten Halbjahr 2021. Die Investitionen in Sachanlagen blieben im ersten Halbjahr 2022 mit 2,2 Mio. Euro zurückhaltend und konzentrierten sich hauptsächlich auf zusätzliche Werkzeuge und Ausrüstungen im Werk Deurne.

Nettoumlaufvermögen

Im Vergleich zum Jahresende 2021 stieg das Nettoumlaufvermögen um 26,1 auf 67,4 Mio. Euro. Der Anstieg ist größtenteils auf die höhere Produktionstätigkeit zurückzuführen, die zu einem Anstieg des Auftragsvermögens um 39,1 Mio. Euro führte. Die Vorräte stiegen um 2,8 Mio. Euro, da Ebusco weiterhin Sicherheitsbestände aufbaut, um Probleme in der Lieferkette auszugleichen.

Infolge des Anstiegs des Betriebskapitals, der Investitionen und des Periodenergebnisses im ersten Halbjahr 2022 sanken die liquiden Mittel zum 30. Juni 2022 auf 151,4 Mio. Euro im Vergleich zu 207,9 Mio. Euro zum Jahresende 2021.

Auftragsbestand

U.a. erhielt Ebusco Aufträge von den Neukunden Svealandstrafiken in Schweden für 23 Einheiten des Typs 3.0 (18 m) und von Àrea Metropolitana de Barcelona (AMB) für 21 Busse des Typs 2.2 (12 m). Sobald diese Busse an den Kunden ausgeliefert sind, wird der niederländische E-Bus-Pionier in neun Ländern Fahrzeuge auf der Straße haben. Nach der Auslieferung von Ebusco 2.2 in der ersten Jahreshälfte erhielt er zudem einen Folgeauftrag von Nobina über 19 Einheiten vom Typ 3.0 (12 m). Nach gegenwärtigem Stand hat Ebusco 285 E-Busse noch für 2022 in seinen Auftragsbüchern.

Erhöhung der Kapazität

In Werk Deurne in den Niederlanden will Ebusco eine Produktionskapazität von 500 Bussen pro Jahr erreichen. Mit dem ersten Serienauftrag über 39 Einheiten vom Typ 3.0 für den langjährigen Kunden Connexxion hat das Unternehmen nach eigenen Angaben „wichtige Schritte auf der Lernkurve gemacht“. Auch die Folgeaufträge für die 3.0-Fahrzeuge befinden sich bereits in der Betriebs- und Produktionsplanung.

Der neue Produktions- und Montagestandort in Frankreich hat eine Fläche von ca. 21.000 m2 und wird die Produktion und Montage von zunächst 500 Bussen ermöglichen, bis die CKD-Anlage vollständig ausgestattet und mit Personal besetzt ist, was für Ende 2023 erwartet wird. Um diese Produktionskapazität zu erreichen, werden Investitionen in Höhe von 10 Mio. Euro erwartet, die sich auf den Rest dieses Jahres und 2023 verteilen.