E-Mobilität: BMWi verschätzt sich beim Strombedarf

Eine Stromlücke tut sich auf - Bundeswirtschaftsminister Altmeier (CDU) hat den Strombedarf unterschätzt: Bis 2030 werden statt 580 Terawattstunden 645 bis 665 benötigt. Grund sei der rasante Hochlauf der E-Mobilität. Bis 2030 sollen 14 Mio. Stromer rollen. Jetzt will man die Erneuerbaren wirklich schneller zubauen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier hat sich grob verkalkuliert bei der Strombedarfsprognose und zeigte sich überrascht vom E-Auto-Boom. Jetzt sollen die Erneuerbaren wirklich schneller ausgebaut werden. (Foto: Volvo)
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier hat sich grob verkalkuliert bei der Strombedarfsprognose und zeigte sich überrascht vom E-Auto-Boom. Jetzt sollen die Erneuerbaren wirklich schneller ausgebaut werden. (Foto: Volvo)
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier (CDU) hat eine massive Lücke zwischen Strombedarf und prognostizierter Stromerzeugung für das Jahr eingestehen müssen. Bisher sei man von 580 Terawattstunden ausgegangen, die bis 2030 für die zunehmende Elektrifizierung der Wirtschaft und der Mobilität benötigt würden. Die neueste Hochrechnung des Ministeriums geht jetzt von 645 bis 665 Terawattstunden an Strombedarf aus. Unter anderem werden die jetzt statt vorher prognostiziert zehn Millionen nun 14 Millionen E-Autos, die bis 2030 unterwegs sein sollen, Abnehmer sein. Dazu rechnet man mit sechs Millionen Wärmepumpen in Gebäuden.

Der rasante Hochlauf der E-Mobilität sei der Grund für die nun konstatierte Lücke, so Altmeier. Dieser wird allerdings auch von den massiven Incentivierungen getrieben, die die Regierung vor über einem Jahr selbst beschlossen hatte. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte daher seit einiger Zeit eine höhere Prognose für den Strombedarf angemahnt. Die Stromwirtschaft ermittelte jüngst sogar einen Bedarf von 700 Terawattstunden bis 2030. Nach den Klimaschutzplänen der Bundesregierung sollen bis 2030 schon 65 Prozent des Energiebedarfs aus regenerativen Quellen stammen. Auch generell soll der CO2-Ausstoß nach jüngstem Beschluss statt um 55 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Bei einer absoluten Zunahme des Stromverbrauchs muss also auch der Zubau umso größer ausfallen, die bisherigen Pläne wären damit Makulatur. 

"Dass wir mehr Tempo beim Erneuerbaren-Ausbau brauchen, dürfte allen klar sein", erklärte die Vorsitzende des Bundes des Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Kerstin Andreae.

Es müssen endlich die Hemmnisse für Wind auch an Land beseitigt und ein Solarboom ausgelöst werden, forderte sie. Nun will auch der Minister mit einem forcierten Zubau an regenerativen Energien wie Wind- und Solarkraft und beschleunigten Planungs- und Genehmigungsverfahren und mit Zuschüssen auf Solaranlagen auf Dächern und Freiflächen gegensteuern. Zudem soll die Offshore-Windkraft forciert werden und Altmeier hält zu den bereits geplanten drei neuen Stromtrassen "eine, wenn nicht zwei" neue Stromtrassen für notwendig. Er forderte vom Umweltministerium auch Änderungen von Umwelt- und Artenschutzregularien. Altmeier will noch vor der Wahl innerhalb der Regierung einen Konsens finden, wie man mit den neuen Erkenntnissen umgehen solle und damit eine Entscheidungsgrundlage für die nächste Bundesregierung legen.

"Jetzt ist es wirklich unübersehbar: Der von der Koalition gedeckelte Ausbau der Ernauerbaren reicht vorne und hinten nicht, um die Klimaziele zu erreichen", kritisierte die Oppositionspolitikerin Julia Verlinden von den Grünen