Hamburger Hochbahn: Elektrifizierung der Busflotte verzögert sich
Eigentlich wollten sich die öffentlichen Hamburger Verkehrsunternehmen bis 2030 vom Dieselbus verabschieden. «Die Busflotten von Hochbahn und VHH sollen bis 2030 vollständig auf Busse mit emissionsfreien Antrieben umgestellt werden», hieß es in einem Beschluss der Bürgerschaft vom 11. September 2019. Das Ziel wurde in zahlreichen Stellungnahmen des Senats und der Unternehmen bekräftigt. Inzwischen erklärt die Hochbahn, die Umstellung solle «bis Anfang der 2030er» vollzogen werden. Finanzvorständin Merle Schmidt-Brunn nannte im Frühjahr im Verkehrsausschuss das Jahr 2032. Bis dahin seien die vorhandenen Dieselbusse noch «wunderbar nutzbar».
Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) geben kein konkretes Datum mehr an. Im Herbst vergangenen Jahres hatte Geschäftsführer Lorenz Kasch noch erklärt: «Bis 2030 wollen wir in Hamburg mit allen Bussen und Bahnen lokal emissionsfrei unterwegs sein.» Der Hamburger Verkehrsverein (HVV), zu dem beide Unternehmen gehören, schreibt auf seiner Internetseite: «Die rund 1800 Busse große Flotte von Hochbahn und VHH soll bis Anfang der 2030er-Jahre komplett ausgetauscht sein.»
Hohe Defizite der Verkehrsunternehmen
Das ehrgeizige Vorhaben hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Förderung des Bundes läuft Mitte 2025 aus. Bislang übernimmt der Bund 80 Prozent der Mehrkosten für einen E-Bus, der etwa doppelt so teuer wie ein Dieselbus ist. Die Defizite der beiden Verkehrsunternehmen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Zur Kostendeckung bei der Hochbahn übernahm die Stadt im vergangenen Jahr 295 Millionen Euro, wie Finanzvorständin Schmidt-Brunn im Juni sagte. Bei der VHH stieg der Verlust laut dem jüngsten Geschäftsbericht für 2022 von 52,6 Millionen Euro auf 74,4 Millionen. Der Kostendeckungsgrad fiel von 91 Prozent im Jahr 2017 auf 67 Prozent im Jahr 2022.
Bau der Betriebshöfe stößt auf Schwierigkeiten
Mit dem Kauf der Busse ist es längst nicht getan. «Die Einführung der Elektromobilität ist für einen Busbetrieb ein Systemwechsel», sagt VHH-Geschäftsführer Kasch. Vier Betriebshöfe hat das Unternehmen neu gebaut oder umgerüstet: Bergedorf, Norderstedt (Kreis Segeberg), Schenefeld (Kreis Pinneberg) und Hamburg-Billbrook. In Ahrensburg (Kreis Stormarn) soll ein weiterer Betriebshof bis Ende 2025 hinzukommen. Die Anlage in Bergedorf soll erweitert werden. Die vielen Ladeplätze, die Werkstätten und Umspannwerke für die Stromversorgung brauchen große Flächen. «Das ist nicht immer trivial», sagt Kasch. Es gebe Verzögerungen bei den Baugenehmigungen. Der Geschäftsführer appelliert an die Kommunen und Kreise, den Bau der Betriebshöfe mehr zu unterstützen.
Reichweite der E-Busse bis 400 Kilometer
Was die Alltagstauglichkeit ihrer rund 200 Batteriebusse angeht, zeigt sich die VHH optimistisch. Die Reichweite der Fahrzeuge betrage im «worst case» (schlimmster Fall) 250 Kilometer, und zwar auch bei frostigen Temperaturen, sagt die Programmmanagerin E-Mobilität bei der VHH, Sonya Herrmann. Manchmal schaffe ein Bus auch 400 Kilometer mit einer Batterieladung. «Circa 90 Prozent der Umläufe können wir sicher abdecken», versichert Kasch. Der Betrieb basiere auf festen Fahrplänen. Zum Beispiel seien Schulbusse nur zweimal am Tag für wenige Stunden im Einsatz. Der Geschäftsführer räumt allerdings ein: «Wir haben auch hier und da eine Schleife gedreht.»
Kunden über Ausfälle verärgert
Im Winter hatten Ausfälle auf den viel genutzten VHH-Linien M3 (Schenefeld-Kraftwerk Tiefstack) und X3 (Schenefeld-Meßberg) zahlreiche Kunden verärgert. Pressesprecherin Christina Sluga begründete die Ausfälle mit dem Fehlen von größeren Gelenkbussen und einem hohen Krankenstand. In einem Blog hatte die VHH seinerzeit mitgeteilt: «Eine weitere Herausforderung ist der Flottenwechsel von Diesel zu E-Bussen: Aufgrund der aktuell noch geringeren Reichweiten können unsere E-Busse die Dieselbusse noch nicht 1:1 ersetzen. Dadurch müssen reparaturanfälligere Altfahrzeuge länger im Betrieb eingesetzt werden.»
Subunternehmer fahren häufiger
Um die Ausfälle zu kompensieren, lässt die VHH Subunternehmer fahren. Im Geschäftsbericht 2022 begründete das Unternehmen den Anstieg der Aufwendungen dafür um 2,3 Millionen Euro so: «Der Grund lag in einer weiteren Leistungsausweitung im Berichtsjahr, die aufgrund fehlender Ressourcen der VHH anteilig durch Subunternehmen gefahren werden musste.» Im Frühjahr hatte der Senat erklärt, dass auf 17 Prozent der Hamburger Buslinien auch Subunternehmer aktiv sind. Sie führen 12 Prozent aller Fahrten durch - und sind ausschließlich mit Dieselbussen unterwegs.
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