Freiburg elektrifiziert weitere Buslinien

Ab September kommen die Linien 11, 14, 19 und 24 hinzu.

Als Gelegenheitslader werden die Solaris-Stromer an den Endhaltestellen zwischengeladen. (Foto: Solaris)
Als Gelegenheitslader werden die Solaris-Stromer an den Endhaltestellen zwischengeladen. (Foto: Solaris)
Claus Bünnagel

Nach Schulungen und Einweisungen der Mitarbeiter aus Fahrdienst und Werkstätten erhöht die Freiburger Verkehrs AG (VAG) ab September die Zahl der mit Elektrobussen bestückten Linien von eins auf fünf. Neben der bereits seit 2019 bestehenden E-Bus-Linie 27 kommen nun auch auf den Linien 11 (Haid – St. Georgen – Hauptbahnhof), 14 (Haid – Am Kirchacker – Eschholzstraße – Hauptbahnhof), 19 (Paduaallee – Lehen-Ziegelei) und 24 (Haid – Rieselfeld - Paduaallee – Mooswaldallee – Gundelfingen) Stromer zum Einsatz.

Die VAG hat in Stromversorgung, Ladeeinrichtungen und Fahrzeuge rund 11,7 Mio. Euro investiert. Unterstützt wurde sie dabei durch einen Zuschuss in Höhe von 5,6 Mio. Euro vom Bundesumweltministerium. Hinzu kommt noch der notwendige Ausbau des Betriebshofs mit rund 6,4 Mio. Euro, der mit Finanzmitteln des Lands in Höhe von 4,8 Mio. Euro gefördert wird. (Freiburgs Finanzbürgermeister Stefan Breiter)

Der Finanzdezernent erinnerte daran, dass derartige Investitionen für eine Stadt wie Freiburg und ihren Verkehrsbetrieb ohne öffentliche Fördergelder „in dieser Geschwindigkeit nicht zu stemmen“ seien.

Neun Jahre Batterienutzungsdauer erwartet

Tatsächlich spart jeder E-Bus im Vergleich zum Dieselantrieb pro Jahr rund 55 t CO2 ein. Damit werden die bei der Herstellung der Batterien anfallenden CO2-Ausstöße nach spätestens einem halben Jahr ausgeglichen. Die VAG rechnet derzeit mit einer Nutzungsdauer der Batterien von rund neun Jahren für den mobilen Einsatz, bevor diese im Bus ersetzt werden müssen. Danach ist vorgesehen, diese noch für gut weitere neun Jahre als Speicher für Solarstrom zu nutzen, der auf dem Betriebsgelände produziert wird. Derzeit sind 17 der rund 67 Busse der VAG vollelektrische Fahrzeuge, darunter zehn Gelenkbusse.

Für die neue Technik haben wir in den vergangenen Monaten im Betriebshof West einen offenen Busport gebaut, in dem 32 Fahrzeuge Platz finden. Hier werden die Busse nicht nur abgestellt, sondern auch nachgeladen und für den weiteren Einsatz vorbereitet. An die Überdachung schließen Technikgebäude mit Transformatoren und der Ladezentrale an. (VAG-Vorstand Stephan Bartosch)

Gelegenheitsladen entlang der Strecke

Doch auch entlang der Strecke wurde an den Haltestellen „Paduaallee“ und „Munzinger Straße“ Ladetechnik verbaut. Schließlich setzt die VAG auf das System des sogenannten Gelegenheitsladers.

Nachts werden die Solos wie auch die nun auch eingesetzten Gelenkbusse auf dem Betriebshof mit einer Leistung von rund 80 kW sanft mit Strom betankt. Im Streckennetz wird dann unter laufendem Betrieb an den Endhaltestellen während der Wendezeiten mit 300 kW für einige wenige Minuten nachgeladen. (Bartosch)

Dies habe den Vorteil, dass die Batterien kleiner ausfallen können und die Busse damit kostengünstiger in der Beschaffung sind und auch leichter und somit verbrauchsärmer unterwegs sind.

Veränderungen im Betrieb

Eine Umstellung ergibt sich durch die neue Technik nicht nur für die Mitarbeitenden der Werkstätten, sondern insbesondere auch für den Fahrdienst, die Verkehrssaufsicht, die Personaldisposition sowie die Fahrplanabteilung.

Noch sind nicht alle unserer rund 500 Fahrer auf die E-Busse eingewiesen. Unsere Disponenten müssen deswegen sehr genau darauf achten, dass nur bereits geschulte Fahrer für die E-Busse eingeteilt werden – was wiederum eng mit der Fahrzeugdisposition rückgekoppelt sein muss. (VAG-Vorstand Oliver Benz)

Und bei der Fahrplanerstellung müssen für einen effizienten Einsatz der E-Busse Ladezeiten an den jeweiligen Endhaltestellen mit Ladeinfrastruktur berücksichtigt und sinnvoll genutzt werden. Aber auch bei der 24/7-Überwachung aller von der VAG eingesetzten Verkehre in der Betriebsleitstelle erwachsen neue Aufgaben.

Im nächsten Ausbauschritt erfolgt in unserer Leitstelle ein Monitoring der Ladezustände alle E-Busse. (Benz)

In etwas weiterer Zukunft liegt die komplette Umstellung des Busfuhrparks von Diesel auf Elektro.

Bis zum Jahr 2030 wollen wir die Umstellung abgeschlossen haben. Bei diesem Ziel ziehen wir gemeinsam mit der Stadt und unserem Aufsichtsrat an einem Strang. (Benz)

Gute Erfahrungen mit den Stromern

Seit 2019 konnte die VAG auf der Linie 27 Erfahrungen mit dem E-Bus-Betrieb sammeln. Diese waren bis auf kleine technische Nachjustierungen an den Ladepunkten ausnahmslos gut, so das Verkehrsunternehmen. Die Busse liefen zuverlässig, die Rückmeldungen der Fahrgäste, des Fahrpersonals sowie der Anwohner an der Strecke seien fast ausschließlich positiv.

Die Busse werden von zwei in der Achse integrierte E-Motoren angetrieben, die jeweils 125 kW leisten. Die Akkus verfügen in den Gelenkbussen über eine Kapazität von 240 kWh, die der Solos weisen 200 kWh auf. Geladen werden die Fahrzeuge mit zertifiziertem Ökostrom.

Weitere Besonderheiten sind die Konvekta-Wärmepumpen an Bord sowie die Mirror-Cams, die die Rückspiegel ersetzen. Außerdem verfügen die Busse über USB-Steckdosen an den Plätzen.