Mainz flottet 23 MAN-Gelenk-Stromer ein

Auf dem Weg zur klimaneutralen Flotte bis 2030 sollen in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt insgesamt bis zu 100 elektrisch betriebene Busse auf Linie unterwegs sein werden so das erklärte Ziel der Mainzer Verkehrsgesellschaft.

Mit großen Schritten in ein emissionsfreies ÖPNV-Zeitalter – 23 emissionsfreie MAN Lion’s City 18 E sind in Mainz auf Linie unterwegs. (Foto: MAN)
Mit großen Schritten in ein emissionsfreies ÖPNV-Zeitalter – 23 emissionsfreie MAN Lion’s City 18 E sind in Mainz auf Linie unterwegs. (Foto: MAN)
Martina Weyh

Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) kommt ihrem emissionsfreien Fuhrpark mit ordentlichem Tempo näher 23 MAN Lion’s City 18 E Gelenkbusse hat das Verkehrsunternehmen in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt jüngst eingeflottet und nach und nach in den Linienbetrieb integriert.

Details

Die 18-m-langen MAN Gelenk-Stromer sind mit zwei elektrischen Zentralmotoren an der zweiten und dritten Achse ausgestattet, die für die nötige Power in der anspruchsvollen Mainzer Topografie sorgen. Im Gegensatz zu Radnaben-nahen Elektromotoren sind diese leichter zugänglich und weniger komplex aufgebaut, was nach MAN-Angaben erhebliche Vorteile bei der Wartung und den Total Cost of Ownership (TCO) bringt.

Die zwei angetriebenen und elektronisch synchronisierten Achsen wirken sich zudem positiv auf das Fahrverhalten des Elektro-Gelenkbusses aus – Fahrstabilität und folglich Sicherheit erhöhen sich. Zudem sorgen Knickschutz und Knickwinkelsteuerung für eine weitere Optimierung der Fahrstabilität.

Die Energie für die vollelektrischen MAN-Gelenkbusse stammt aus den modularen Batterien, bei denen MAN auf die ausgereifte Lithium-Ionen-Batteriezelltechnologie (NMC) aus dem Konzernbaukasten zurückgegriffen hat. Die Reichweite bei einer Ladung gibt der Hersteller mit 200 und unter günstigen Bedingungen mit bis zu 270 km an – und zwar über die gesamte Lebensdauer der Batterien hinweg.

Platziert sind die insgesamt acht Batteriepacks auf dem Dach des Gelenkbusses. Das hat laut MAN den Vorteil, dass sich die Batterien außerhalb des crashgefährdeteren Heckbereichs befinden und für den Service einfacher zugänglich sind.

Die MAN Lion’s City 18 E werden im Depot in der Neustadt per Stecker mit 100 % Ökostrom „betankt“. Bei einer maximalen Ladeleistung von 150 kW sind sie nach weniger als vier Stunden aufgeladen.

Last not least macht sich der elektrische Antrieb auch im Innenraum positiv bemerkbar – der Wegfall des Motorturms gab den Entwicklern viel Spielraum bei der Optimierung des Heckbereichs. 

„Die 23 Elektrobusse leisten einen wichtigen Beitrag zu sauberer Luft und weniger Lärm. Darüber hinaus sparen sie CO2, indem jedes Jahr ca. 500.000 Liter Diesel eingespart werden. Das entspricht der Vermeidung von rund 1.250 Tonnen Kohlendioxid jährlich“, freut sich die Mainzer Verkehrs- und Umweltdezernentin Janina Steinkrüger.

Förderung von Stadt und Bund

Mitte 2019 hatte das Verkehrsunternehmen beim Bundesumweltministerium im Rahmen des „Sofortprogramms Saubere Luft“ einen Antrag zur finanziellen Förderung der Fahrzeuge und der notwendigen Ladeinfrastruktur gestellt und nach der Zusage im Dezember 2021 den Auftrag an den Hersteller MAN vergeben. Die Landeshauptstadt beteiligte sich rund 10 Mio. Euro an den Kosten. Für das Gesamtvorhaben kalkuliert die MVG nach eigenen Angaben mit einem Investitionsvolumen von knapp 26 Mio. Euro.

 „Die großzügige finanzielle Unterstützung durch die Stadt Mainz und den Bund für dieses Projekt ist für uns eine herausragende Sache, für die wir uns auch angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen die Verkehrsunternehmen aktuell stehen, herzlich bedanken“, so MVG-Geschäftsführerin Berit Schmitz.

Aufbau der notwendigen Ladeinfrastruktur

Parallel zur Busbeschaffung wurde auf dem Betriebshof im Kaiser-Karl-Ring eine neue Ladeinfrastruktur installiert. Bereits 2018 wurde ein neuer Mittelspannungsanschluss gelegt, da das Mainzer Verkehrsunternehmen perspektivisch gesehen, für das Laden der Batteriebusse ca. 2,5 Mw Leistung benötigt. Eingeführt wird zudem ein neues Ladelast-Managementsystem, um die Ladevorgänge der 23 MAN Gelenk-Stromer intelligent zu steuern und so die Spitzenlast für das Stromnetz zu reduzieren.  

Der Weg in die Klimaneutralität

Dank der Straßenbahnen ist heute bereits ein großer Teil des Mainzer ÖPNVs klimafreundlich unterwegs: Die mit Ökostrom betriebenen Straßenbahnen befördern auf ihren Linien aktuell mehr als 35 % der MVG-Fahrgäste. Die 23 emissionsfreien MAN-Neuzugänge sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer komplett klimaneutralen Fahrzeugflotte.

Bereits 2017 hatte die MVG beim Bundesverkehrsministerium einen Antrag auf finanzielle Förderung für vier Batteriebusse gestellt – vier Sileo-Stromer sind seit Mai 2020 in Mainz im Einsatz.

Unter der Voraussetzung attraktiver Förderkulissen soll in den kommenden Jahren die sukzessive Umstellung der Dieselbusse gemäß der Clean Vehicles Directive (CVD) der EU auf emissionsfreie Fahrzeuge weitergehen. Das mittelfristige Ziel: 2030 sollen insgesamt bis zu 100 elektrisch betriebene Busse im Linienverkehr eingesetzt werden, ab 2035 soll es nur noch klimaneutrale Antriebe in den MVG-Fahrzeugen geben.

Technisch plant die MVG für Kurse mit einer Tageslaufleistung bis etwa 200 km den Einsatz von Batteriebussen, für Kurse bis etwa 400 km von H2-Bussen. Der erste eigene MVG-Wasserstoffbus vom portugiesischen Hersteller Caetano wurde im Januar eingeflottet – betankt wird er an der von MVG und ESWE-Verkehr gemeinsam errichteten Wasserstoff-Tankstelle in Wiesbaden.