München: E-Busbetriebshof in Moosach eröffnet

Die bayerische Landeshauptstadt nimmt weiter Kurs auf einen emissionsfreien ÖPNV ­ – der neue Busbetriebshof ersetzt den knapp 60 Jahre alten Betriebshof West in Laim, der im Laufe des kommenden Jahres geräumt wird, und ergänzt den zweiten Busbetriebshof an der Truderinger Straße im Osten der Stadt, der vor wenigen Jahren modernisiert wurde.

Blick von oben auf den neuen MVG-Elektrobus-Betriebshof in Moosach – bis 2035 soll die gesamte Flotte elektrifiziert sein. (Foto: MVG)
Blick von oben auf den neuen MVG-Elektrobus-Betriebshof in Moosach – bis 2035 soll die gesamte Flotte elektrifiziert sein. (Foto: MVG)
Martina Weyh

Die Stadtwerke München (SWM) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) haben den neuen Busbetriebshof in Moosach eröffnet. Gemeinsam mit der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Daniela Kluckert, und der Zweiten Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München, Katrin Habenschaden, hat Ingo Wortmann, SWM Geschäftsführer Mobilität und Vorsitzender der MVG-Geschäftsführung den neuen Betriebshof offiziell in Betrieb genommen.

„Der ÖPNV trägt maßgeblich dazu bei, die Klimaschutzziele in Deutschland zu erreichen. Unsere Ziele sind ambitioniert und stellen insbesondere die Busbranche vor enorme Herausforderungen. Umso wichtiger sind Fahrzeughersteller und Busflottenbetreiber, die mutig vorangehen und sich diesen komplexen Aufgaben annehmen. So begrüße ich die ehrgeizigen Ziele der Landeshauptstadt München, bis 2035 klimaneutral zu werden und die gesamte Busflotte der Münchner Verkehrsgesellschaft zu elektrifizieren“, so die Parlamentarische Staatssekretärin Daniela Kluckert.

Mit dem technologieoffenen Förderprogramm unterstütze das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die Umstellung auf klimafreundliche Antriebe. Dabei ständen batterieelektrische und brennstoffzellenbasierte Busse ebenso im Fokus wie Oberleitungs- und Biomethanbusse.

„Mit dem neuen Busbetriebshof schaffen wir die Voraussetzung für eine vollständige Elektrifizierung der Münchner Busflotte. Die MVG leistet damit einen wesentlichen Beitrag, Münchens Verkehr abgasfrei, leiser und klimafreundlicher zu machen. In den kommenden Jahren werden wir weitere Fahrspuren exklusiv für Busse zur Verfügung stellen, so dass diese schnell im Stadtverkehr vorankommen und damit noch attraktiver werden für die Münchnerinnen und Münchner“, sagt Bürgermeisterin Katrin Habenschaden.

Platz für rund 500 Fahrerinnen und Fahrer sowie knapp 200 Busse

Der Busbetriebshof Moosach ersetzt den knapp 60 Jahre alten Betriebshof West an der Hans-Thonauer-Straße in Laim, der im Laufe des kommenden Jahres geräumt wird, und ergänzt den zweiten Busbetriebshof an der Truderinger Straße im Osten der Stadt, der vor wenigen Jahren modernisiert wurde. Auch dort wird in den nächsten Jahren zunehmend die Elektromobilität in die Infrastruktur integriert. Angesichts des geplanten Wachstums im Betriebszweig Bus wird mittelfristig ein zusätzlicher dritter Betriebshof erforderlich sein.

„Wir stellen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Werkstatt, in der Verwaltung und auch im Fahrdienst einen Betriebshof nach modernsten Maßstäben zur Verfügung. An unserem neuen Standort können wir optimale Arbeitsprozesse ermöglichen und die Elektrifizierung des Busverkehrs vorantreiben. Nach rund neun Jahren der Planung und Bauzeit erfüllt es mich mit Freude, den Busbetrieb auf ein neues Level zu bringen“, erläutert MVG-Chef, Ingo Wortmann.

Details zum neuen E-Busbetriebshof

Der Busbetriebshof Moosach ist integriert in den Gebäudekomplex Hybrid.M, der in Sichtweite zur Zentrale der Stadtwerke München auf einem Grundstück von mehr als 40.000 m2 Fläche für etwa 196 Mio. Euro neu errichtet wurde.

In der dreischiffigen Abstellhalle des Betriebshofs können künftig etwa 170 E-Busse geladen werden. In der ersten Ausbaustufe zur Eröffnung sind 56 Ladepunkte installiert, in den nächsten Jahren wird die gesamte Abstellfläche entsprechend ausgebaut. Aktuell sind etwa 120 Busse im neuen Busbetriebshof untergebracht, zum Fahrplanwechsel wird er dann vollständig ausgelastet sein.

Vorerst beheimatet er damit auch Dieselbusse, die ebenso Klimaschützer sind: Ein Euro-6-Gelenkbus mit einem Fassungsvermögen von etwa 100 Personen stößt in etwa so viel Stickoxide aus wie ein entsprechender Mittelklasse-Pkw, heißt es in der begleitenden Pressemitteilung.

Nachhaltigkeit in allen Bereichen

In den Bus-Waschanlagen kommen aufbereitetes Wasser aus vorherigen Wäschen und Regenwasser zum Einsatz, das in unterirdischen Vorratsbehältern gesammelt wird. Auf den Dächern der Mantelbebauung ist eine Photovoltaikanlage mit etwa 100 MWh Netzeinspeisung installiert. Damit erreichen die SWM eine CO2-Einsparung von rund 50 t im Jahr.

Ein Vorreiter in Europa sind die SWM mit dem Energiekreislauf aus wassergekühlter Ladeinfrastruktur und Wärmerückgewinnung. Das gesamte Gebäude Hybrid.M wird mit M-Fernwärme und Fernkälte klimatisiert, so auch die Ladestationen: Während des Ladevorgangs der Busse entsteht teilweise erhebliche Wärme an den Stationen, die mit Fernkälte aus Grundwasser gekühlt werden.

Die vom Kühlkreislauf aufgenommene Wärme wird abgeführt und kann wiederverwendet werden – zum Beispiel als Freiflächenheizung, um die asphaltierten Ein- und Ausfahrten des Busbetriebshofs im Winter eisfrei zu halten. Über eine Ausspeisung der Rücklaufleitung im Werkswohnungsbau an der Postillonstraße wird die Abwärme außerdem mittels Wärmepumpen zum Heizen und für die Warmwasserbereitung genutzt.

Auf dem Betriebshofgelände befinden sich außerdem zwei Werkstatthallen inklusive Spenglerei und Lackiererei. Rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an den Arbeitsständen, die auf die längsten Fahrzeuge, 23 Meter lange Buszüge, ausgelegt sind. Im Keller sind Ersatzteillager und Technikräume untergebracht. In den unteren Etagen des Mantelbaus, der den Betriebshof umgibt und die umliegende Wohngegend von Geräuschen abschirmt, befindet sich die Verwaltung für rund 500 Busfahrerinnen und -fahrer, die Busfahrschule sowie die Betriebsgastronomie. In den oberen Etagen befinden sich vermietete Büroflächen.

Digitalisierung des Betriebshofmanagements

Für die Ladung der Busse steht nur die Zeit zwischen dem Einrücken am Ende des Betriebstags und dem Ausrücken zum nächsten Einsatztag zur Verfügung. Um die Prozesse möglichst wirtschaftlich zu gestalten, berechnen verschiedene Systeme ein optimales Betriebsmanagement. Die Systeme sorgen laut MVG unter anderem dafür, dass die Busse am nächsten Betriebstag ausreichend Energie für ihren Einsatz haben und gleichzeitig möglichst günstigen Strom laden. Auch die Planung von Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten ist in die Betriebsmanagementprozesse integriert.

Mehr als 100 neue E-Busse bis 2025

Nach eigenen Angaben hat die MVG mehr als 400 Busse im SWM eigenen Fuhrpark, verteilt auf zwei Betriebshöfe. 14 davon sind Elektro-Solobusse, 10 E-Gelenkbusse. 35 weitere E-Gelenkbusse sind bereits bestellt und werden im Laufe des Jahres 2023 erwartet. Außerdem sind weitere 13 E-Solobusse und 58 E-Gelenkbusse ausgeschrieben, die bis 2025 geliefert werden sollen.

Die Busse kommen mit einer Ladung im Durchschnitt auf Reichweiten von gut 200 km. Ein Solobus ist in etwa drei Stunden, ein Gelenkbus in rund vier Stunden wieder aufgeladen. Die Standzeiten der Busse sind aktuell länger, daher werden die Fahrzeuge über fünf bis sechs Stunden zellschonend geladen.

Fördergelder von Bund, Freistaat und Landeshauptstadt

Der Freistaat Bayern fördert die Elektrifizierung des ÖPNV nach dem Bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (BayGVFG) im Rahmen des Sonderprogramms der Luftreinhaltung und nach dem Bayerischen Finanzausgleichsgesetz (BayFAG) die Ladeinfrastruktur zu 60 % mit voraussichtlich 5 bis 6 Mio. Euro. Die verbleibenden 40 % steuert München aus dem Topf Elektromobilität und klimaneutrale Antriebstechnologien im Rahmen des Sonderprogramms für Klimaschutz bei.

Für den Vollausbau der Ladeinfrastruktur im Busbetriebshof Moosach wird eine weitere Förderung beantragt. Die Neuanschaffung von Elektrobussen wird zusätzlich vom Bund, dem Freistaat sowie der Landeshauptstadt München gefördert.