VDV mahnt stärkeres Engagement des Bundes bei E-Bus-Förderung an

Bei angepasster Bundesförderung sind laut des Branchenverbands rund 8.000 E-Busse bis 2030 möglich.

Der VDV sieht die Bundesförderung für E-Busse derzeit nicht im Plan. (Foto: Bünnagel)
Der VDV sieht die Bundesförderung für E-Busse derzeit nicht im Plan. (Foto: Bünnagel)
Claus Bünnagel

Einen Monat vor der VDV-Elektrobuskonferenz und Fachmesse in Berlin drängt der Branchenverband VDV auf ein deutlich stärkeres Engagement des Bunds bei der E-Bus-Förderung.

Die Zeit des Zögerns – das ist jetzt klargeworden – muss vorbei sein. Der vom Bundesverkehrsministerium berufene Expertenrat Klimaschutz in der Mobilität (EKM) stellt fest, dass der Verkehrssektor die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes bis 2030 nicht erreichen wird, da die bislang beschlossenen Instrumente unzureichend seien. Zudem nehmen wir zur Kenntnis, dass die EU-Kommission ab 2030 nur noch lokal emissionsfreie Stadtbusse zulassen möchte. Die Hersteller prüfen, ob sie das Ende der Stadtbusproduktion für Diesel vorziehen, denn die strenge Clean Vehicles Directive gilt – und die Verkehrsunternehmen bauen, wo es geht, Betriebshöfe um und aus, qualifizieren die Mitarbeiterschaft. Doch die Förderkulisse des Bunds wird den eigenen Zielen nicht gerecht: Gegenwärtig liegen dem BMDV rund 2.500 Förderanträge für E-Busse vor, der Haushaltstitel ist deutlich überzeichnet. Unterdessen schlägt der Bund im Klimaschutzprogramm bis 2030 vor, insgesamt 8.000 E‑Busse deutschlandweit zu beschaffen. Die Branche steht dafür bereit! Dies wird u.a. durch die angekündigten Rekordteilnehmer- und Ausstellerzahlen auf der VDV-Elektrobuskonferenz mit Fachmesse dokumentiert. (VDV-Präsident Ingo Wortmann)

Hintergrund

Europäische Union und Bundesrepublik Deutschland haben sich das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 bzw. 2050 gesetzt. Bereits für 2030 müssen ehrgeizige Zwischenziele im Verkehrssektor erreicht werden. Im Vergleich zum Basisjahr 1990 hat sich hier bislang wenig getan – durch Pandemie und Krieg ging für dieses Ziel weitere Zeit verloren. Die EKM sieht in der Antriebswende ein großes Potenzial, den Treibhausgasausstoß im Verkehrssektor kurz- und mittelfristig zu verringern.

Wir müssen die verbleibenden Jahre bis 2030 zum Jahrzehnt des E-Busses machen, denn erst zeitversetzt greifen die Infrastrukturvorhaben bei der Eisenbahn und den Stadtbahnen. Bereits jetzt sehen wir rund 1.900 batterieelektrische Busse auf deutschen Straßen, rund 70 mit Brennstoffzelle und wenige Plug-in-Hybride, hinzu kommen die klassischen Oberleitungsbusse. (Wortmann)

Seit 2021 dürfen gemäß Clean Vehicles Directive nur 55 % der Neubeschaffungen Dieselbusse sein. Der Rest muss gemäß Richtlinie „sauber“ sein, also auf alternativen Energie- und Antriebskonzepte basieren und zur Hälfte vollständig emissionsfrei sein. Ab 2026 erhöht sich diese Quote auf 65 %.

E-Bus-Umstellung braucht finanzielle Planungssicherheit

Gemäß VDV können weder Verkehrsunternehmen noch Kommunen – bereits jetzt durch gestiegene Energie-, Material-, und Personalkosten stark belastet – die hohen Umrüstungsinvestitionen bei der Infrastruktur oder bei der Neuanschaffung der E‑Busse – in der Regel doppelt so teuer wie Dieselbusse – aus eigener Kraft schultern. Der Branchenverband weist darauf hin, dass es bei der Umstellung auf klimaneutrale Antriebe nicht mit der Fahrzeugbeschaffung getan sei.

Das Verkehrsunternehmen vor Ort und die Aufgabenträger müssen zunächst, in Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen vor Ort, die grundlegende Systementscheidung – etwa Wasserstoff oder Batterieelektrik – treffen. Ist die Planung ausgereift und steht auch die Finanzierung, werden die Mitarbeiter für die Hochvolttechnik weiterqualifiziert und Betriebshöfe um- und ausgebaut. Erst dann starten die eigentliche Busbeschaffung und der Probebetrieb, bevor es in den Realbetrieb geht. Angesichts dieser unabdingbaren Meilensteine brauchen wir heute vom Bund die Planungssicherheit, dass jedes Verkehrsunternehmen, ob groß oder klein, diesen Weg zügig beginnen kann. (Wortmann)