Erste Mercedes-Benz eCitaro G fuel cell an rnv ausgeliefert
In den Städten Mannheim und Heidelberg kommen die weltweit ersten vollelektrischen Mercedes-Benz-Gelenkbusse aus der Serienproduktion mit einer Brennstoffzelle als Range Extender und bis zu 400 km Reichweite im Stadtverkehr zum Einsatz. Die ersten drei von insgesamt 48 eCitaro G fuel cell wurden jetzt an die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) übergeben. Die Auslieferung der restlichen 45 Einheiten erfolgt sukzessive bis zur Mitte des Jahres 2025.
Option auf zusätzliche 27 Fahrzeuge
40 der insgesamt 48 Fahrzeuge sind für den Linienbetrieb in Mannheim und Heidelberg bestimmt. Die acht weiteren Busse werden in Ludwigshafen am Rhein eingesetzt. Außerdem besteht seitens der rnv eine Bestelloption auf zusätzliche 27 eCitaro G fuel cell, mit der sich das Buskontingent der rnv bei Bedarf bis 2027 auf insgesamt 75 vollelektrische Brennstoffzellen-Gelenkbusse von Daimler Buses erhöhen kann.
Förderprojekte zur Unterstützung
Die rnv hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2032 die gesamte Fahrzeugflotte im Großraum Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg auf lokal emissionsfreie Antriebe umzustellen. Seit 2018 hat der Verkehrsbetrieb mit Sitz in Mannheim bereits 36 eCitaro E-Solobusse erhalten und in den Linienbetrieb integriert.
Unterstützung zum Erreichen dieses ambitionierten Ziels erfährt die rnv durch die Förderprojekte H2Rhein-Neckar und H2Rivers, in deren Rahmen die Alltagstauglichkeit der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Mobilitätssektor untersucht und im Realbetrieb erprobt wird.
Testeinsatz in Mannheim und Heidelberg bis Anfang 2024
Bevor die eCitaro G fuel cell im rnv-Verkehrsgebiet im regulären Linienbetrieb eingesetzt werden, absolvieren sie zunächst bis Anfang 2024 einen Testbetrieb. Diese Zeitspanne nutzt die rnv neben der Einweisung und intensiven Schulung der Fahrer u.a. für Testbetankungen und Reichweitenabschätzungen, um den Einsatz auf den Linien in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen optimal auslegen und gestalten zu können. Die wissenschaftliche Begleitforschung des Projekts H2Rhein-Neckar wertet die Daten des Realbetriebs aus und gibt weitere Anhaltspunkte zur Optimierung der Abläufe im Betriebshof, des Energieverbrauchs und der Routenplanung.
NMC3-Batterien und Brennstoffzelle
Die dreitürigen E-Gelenkbusse mit Brennstoffzellen-Range-Extender verfügen über jeweils vier Batteriepakete mit Lithium-Ionen-Akkus der neuesten BorgWarner-Generation (NMC3) und einer Batteriekapazität von 392 kWh pro Fahrzeug. Die Wasserstoffversorgung der 60-kW-Brennstoffzelle erfolgt über sechs H2-Flaschen mit je 5 kg Fassungsvermögen, die auf dem Fahrzeugdach installiert sind. Betankt werden die Wasserstoffbehälter in Fahrtrichtung rechts über der zweiten Achse.
Angetrieben werden sowohl die Mittel- als auch die Hinterachse der Gelenkbusse. Der Antrieb erfolgt über zwei Niederflurportalachsen mit radnahen Elektromotoren, die jeweils 250 kW Leistung liefern. Die Elektromotoren leisten pro Rad 141 kW und erreichen ein Drehmoment von 494 Nm. Daraus resultiert durch eine fixe Übersetzung ein Drehmoment von 11.000 Nm pro Rad.
Laden und tanken
30 Ladestationen versorgen die E-Busse der rnv mit Strom, ergänzt durch zwei neu errichtete Wasserstofftankstellen. Die Aufladung der Batterien mit 150 kW Ladeleistung sowie die Betankung der Wasserstoffbehälter mit 350 bar Ladedruck erfolgt in den Betriebshöfen der rnv in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen oder in deren unmittelbarer Nähe.
Sicherheit und Ausstattung
Zur Ausstattung der weiß-orange lackierten eCitaro G fuel cell für die rnv zählen Kneeling, eine Karosseriehebeanlage, großflächige Fahrtzielanzeigen, die Reifendruckkontrolle TPM (Tire Pressure Monitoring), Regen-Licht-Sensor sowie LED-Technik bei Abblend- und Fernlicht, Abbiegelicht, Nebelscheinwerfern und Tagfahrleuchten. Die Sicherheitsausrüstung umfasst darüber hinaus auch eine Vielzahl modernster Assistenzsysteme, u.a.der weltweit erste aktive Bremsassistent Preventive Brake Assist, der speziell für Linienbusse entwickelt wurde. Zusammen mit dem Abbiegeassistent Sideguard Assist schützt dies vor allem schwächere Verkehrsteilnehmer.
Der Fahrgastraum ist mit 50 Fahrgastsitzen des Typs Mercedes-Benz City Star Eco ausgerüstet, deren Sitz- und Lehnflächen grau- oder orangefarbige Stoffbezüge besitzen, ergänzt durch Haltestangen in Pastellorange und den Boden in Holzoptik. Drei doppelt breite und elektrisch angetriebene Innenschwenktüren sorgen für einen schnellen Fahrgastwechsel. Zur Information und Unterhaltung an Bord dienen zwölf USB-Doppelsteckdosen für die elektronischen Geräte der Fahrgäste sowie zwei TFT-Bildschirme im Großformat von 29“. Die Aufdachklimaanlage EvoThermatic basic mit Wärmepumpe und ein Aktivfilter mit antiviraler Funktion sowie zusätzliche Filter für die Gebläseheizgeräte gehören ebenso zur weiteren Ausstattung wie eine manuell betätigte Klapprampe an der mittleren Einstiegstür und zwei Sondernutzungsflächen im Bereich der Türen 2 und 3. Für Notfälle sind die Busse mit sechs Domkameras, einem Notruftaster und einem Fahrzeugortungssystem ausgestattet. Auch die Voraussetzungen zum Einsatz im Schulbusverkehr sind erfüllt.
Der Fahrerarbeitsplatz
Im Cockpit City nehmen die Fahrer hinter einer Kabinentür mit vollflächig verglaster Trennscheibe Platz. Für Sitzkomfort sorgt der drehbare klimatisierte Fahrersitz mit Memory-Funktion und Lendenwirbelunterstützung. Von elektrisch verstellbaren Außen- und Innenspiegeln über ein Rückfahrkamerasystem und eine Videoüberwachungsanlage für den Einstieg an Tür 3 im Hinterwagen bis hin zur beheizten Windschutzscheibe reicht die Sicherheitsausstattung. Ergänzt wird die Ausstattung des Fahrerarbeitsplatz durch ein via Fußtaster betätigten Schwanenhalsmikrofon, eine USB-Doppelsteckdose für Kleinelektrogeräte, eine Kühlbox für Getränke, zahlreiche Ablagefächer und einen i-Pad-Ablagekasten.
Erste Busse mit Brennstoffzelle aus dem Werk Mannheim
Bereits seit 2018 wird im Daimler-Buses-Werk Mannheim der Niederflurelektrobus Mercedes-Benz eCitaro gefertigt. Mehr als 1.000 eCitaro Einheiten sind bereits vom Band gelaufen. Mit dem eCitaro fuel cell wird nun das erste Modell mit wasserstoffbasierter Brennstoffzelle als Range Extender in Mannheim in Serie produziert. Der Standort hat bereichsübergreifend – von der Entwicklung bis zur Produktion – Know-how aufgebaut, um sich auf die neue Technologie vorzubereiten. Zudem hat das Werk eine Wasserstofftankmöglichkeit zur Inbetriebnahme der Fahrzeuge installiert. Mannheim ist damit der erste Standort von Daimler Buses, der Busse mit einer Brennstoffzelle fertigt.
Aktuell laufen im Werk die Vorbereitungen für eine Produktion von ausschließlich elektrisch angetriebenen Bussen. Die Umstellung soll 2024 erfolgen. Das Mannheimer Omnibuswerk beschäftigt heute rund 3.300 Mitarbeiter in zentralen Funktionen sowie in der Montage.
Wasserstoffpilotprojekt in der Rhein-Neckar-Region
Die 40 E-Gelenkbusse mit Brennstoffzellen-Range-Extender für Mannheim und Heidelberg werden im Projekt H2Rhein-Neckar mit 16,55 Mio. Euro vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft Baden-Württemberg gefördert. Die Förderung der übrigen acht Busse, die für den Linieneinsatz in der rheinland-pfälzischen Stadt Ludwigshafen vorgesehen sind, erfolgt im Rahmen des Partnerprojekts H2Rivers durch das Bundesverkehrsministerium.
Zusammen ergeben H2Rhein-Neckar und H2Rivers eines der größten Demonstrationsprojekte für H2-Mobilität im Südwesten Deutschlands. Sie bilden die gesamte wasserstoffbasierte Wertschöpfungskette von der Wasserstofferzeugung über den Transport bis zu den unterschiedlichen Mobilitätsanwendungen ab. Regionale Synergien und integrierte Wertschöpfungsketten sollen dabei helfen, die Brennstoffzellenmobilität wettbewerbsfähig zu gestalten und die Alltagstauglichkeit von Wasserstoff als Energieträger im Verkehrssektor darzustellen.
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