Mercedes-Benz eIntouro vorgestellt

Der neue batterieelektrische Überlandbus erreicht mit LFP-Batterien aus dem eActros 600 bis zu 500 km Reichweite.

Feierte Weltpremiere in Berlin: der Mercedes-Benz eIntouro. (Foto: Daimler Truck AG)
Feierte Weltpremiere in Berlin: der Mercedes-Benz eIntouro. (Foto: Daimler Truck AG)

Daimler Buses hat auf den „eMobility Days“ in Berlin seinen ersten batterieelektrischen Überlandbus Mercedes-Benz eIntouro als seriennahen Prototyp vorgestellt. Das Fahrzeug wird eine Reichweite von bis zu 500 km bieten und eignet sich damit für längere Strecken und höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten – beispielsweise auf Landstraßen – im Vergleich zu einem E-Stadtbus. Realistisch sind rund 300 km an kalten Wintertagen.

Der Bus erhält die LFP-Batterien aus dem Mercedes-Benz eActros 600. Kunden können den neuen E-Überlandbus Anfang 2025 bestellen, die Weltpremiere des Serienfahrzeugs ist für die Busworld im Oktober 2025 in Brüssel vorgesehen. Erste Kundenauslieferungen sind ab 2026 geplant.

Till Oberwörder, CEO Daimler Buses: „Unsere Kunden werden den eIntouro zu weiten Teilen – wie den eCitaro – abends im Depot laden. Sie können den ihn aber auch für Ausflüge und kleinere Reisen einsetzen – Voraussetzung ist jedoch, dass Ladepunkte bei Raststätten, Sehenswürdigkeiten, Sportplätzen oder Freizeitparks in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Der Bedarf an Infrastruktur wird noch größer werden, der Aufbau muss schneller gehen. Das ist unser Appell an die Politik und alle Beteiligten.“

Neue Batteriegeneration „NMC4“

Daneben hat Daimler Buses in Berlin weitere Neuerungen vorgestellt: Die neue Batteriegeneration „NMC4“ (Nickel-Mangan-Cobalt) mit höherer Energiedichte wird ab 2026 für alle eCitaro-Modelle verfügbar sein. Zudem können Kunden den elektrischen Hybridstadtbus Mercedes-Benz eCitaro fuel cell über einen neuen Betriebsmodus ab sofort auch ausschließlich mit Wasserstoff betreiben. Das Fahrzeug kann somit komplett unabhängig von einer E-Ladeinfrastruktur eingesetzt werden.

Darüber hinaus verzeichnet Daimler Buses eine starke Nachfrage nach dem schlüsselfertigen Umbau von Betriebshöfen: Allein in 2024 hat das Unternehmen gemeinsam mit seiner hundertprozentigen Tochtergesellschaft Daimler Buses Solutions GmbH rund 20 neue Projekte gewonnen.

eIntouro mit LFP-Batterien

Der eIntouro ist wahlweise mit ein oder zwei Batteriepaketen mit jeweils nominal 207 kWh Kapazität verfügbar. Damit kann der neue Omnibus neben klassischen Überlandlinien auch für kleinere Reisen, Shuttle-, Ausflugs- oder Schulbusverkehre eingesetzt werden. Die beiden Batterien können mit bis zu 300 kW innerhalb von 90 Minuten vollständig aufgeladen werden; bei nur einem Batteriepaket ist dies bereits nach 70 Minuten möglich. Zudem können bei der LFP-Technologie über 95 % der installierten Kapazität genutzt werden. Die Batterien im eIntouro bieten in Abhängigkeit der jeweiligen Anwendungsfälle eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren.

Der Mercedes-Benz eIntouro wird in zwei Varianten angeboten. Mit einer Länge von 12,18 m und 13,09 m sowie 50 bis maximal 63 Sitzplätzen bietet das Fahrzeug ebenso viel Platz wie die konventionell angetriebene Variante. Es kann demzufolge einen dieselbetriebenen Überlandbus eins zu eins ersetzen.

Neue Elektronikarchitektur

Mit dem eIntouro führt Daimler Buses zudem eine neue Elektronikarchitektur ein. Diese ermöglicht erstmals eine drahtlose Softwareaktualisierung von Bussen – sogenannte „Over-the-air“-Updates (OTA) – ohne Werkstattbesuch. Werkstattaufenthalte können so reduziert und die Fahrzeugverfügbarkeit verbessert werden. Die Technologie soll in allen zukünftigen Busmodellen des Herstellers zum Einsatz kommen. Stand heute wird Daimler Buses diese Technologie als erster Bushersteller in Europa anbieten können.

Neue Batteriegeneration NMC4

Die neue Batteriegeneration NMC4 wird dank einer anderen Zellchemie eine um 6 % höhere Energiedichte für größere Reichweiten im Vergleich zur Vorgängergeneration NMC3 bieten. Dabei ermöglicht sie eine gesteigerte Speicherkapazität bei gleichem Bauraum. Der rein batterieelektrisch betriebene eCitaro soll mit den neuen NMC4-Batterien Reichweiten von 500 km erreichen, der eCitaro fuel cell sogar 700 km. Daimler Buses bietet seinen Kunden optional eine Garantie auf die Lebensdauer der Batterien von bis zu zwölf Jahren.

eCitaro fuel cell mit Brennstoffzelle als einziger Energiequelle

Beim Betrieb des eCitaro fuel cell ausschließlich mit Wasserstoff übernimmt die Brennstoffzelle das komplette Laden der Batterie. Dies ermöglicht ein neuer Betriebsmodus, der flexibel vom Kunden gewählt werden kann. Das stationäre Laden der Batterie am Stromnetz entfällt. Die Batterie und die Brennstoffzelle bleiben dabei die Hauptenergiequelle für den Antrieb. Je nach Batteriegeneration sind so Reichweiten von 480 km möglich. Damit kann der eCitaro fuel cell die Anforderung von Verkehrsbetrieben abdecken, die den Einsatz von grünem Wasserstoff statt Netzstrom als Energiequelle bevorzugen.

Schlüsselfertige Umrüstung von Betriebshöfen: bereits rund 40 Projekte gewonnen

Elektrisch angetriebene Stadt- oder Überlandbusse können ihre volle Leistungsfähigkeit erst durch die Einbettung in ein gut geplantes und abgestimmtes Gesamtsystem entfalten. Daimler Buses unterstützt daher seine Kunden vom individuell konfigurierten Elektrobus bis zur kompletten E-Infrastruktur für den Betriebshof – einschließlich aller Baumaßnahmen und weiteren digitalen Diensten. Die Experten bieten neben den schlüsselfertigen E-Systemen auch Wasserstoff-Tanklösungen für ihre Kunden an. Gemeinsam mit der im Juni 2023 gegründeten Daimler Buses Solutions GmbH hat der Hersteller bereits rund 40 Projekte gewonnen und zahlreiche davon umgesetzt.

Die E-Roadmap von Daimler Buses

Daimler Buses plant bis zum Ende der Dekade elektrisch angetriebene Reisebusse im Portfolio zu haben. Damit will Daimler Buses bis zum Jahr 2030 in jedem Segment lokal CO2-neutrale Modelle auf der Basis von Batterien oder Wasserstoff anbieten. Der Fokus liegt zunächst auf den Kernmärkten Europa und Lateinamerika. Bis 2039 sollen im Kernmarkt Europa nur noch lokal CO2-neutrale Neufahrzeuge vertrieben werden. Im Stadtbussegment soll dies bereits ab dem Jahr 2030 in Europa der Fall sein.