IRU-Studie alarmiert: Fahrermangel verschärft sich europaweit

Berufskraftfahrer sind Mangelware, bereits heute sind viele Fahrerarbeitsplätze nicht besetzt und die Situation wird sich weiter zuspitzen, belegen die Studienergebnisse der International Road Union (IRU).

Der Fahrermangel wird sich europaweit verschärfen, warnt die Studie der International Road Union (IRU). (Foto: pixabay)
Der Fahrermangel wird sich europaweit verschärfen, warnt die Studie der International Road Union (IRU). (Foto: pixabay)
Martina Weyh

Große Nachwuchssorgen in der europäischen Transportbranche und die Lage wird sich weiter verschärfen: darauf weist eine Studie der International Road Union (IRU) hin. Den größten Fahrermangel seit Jahrzehnten sagt die IRU in naher Zukunft voraus, da viele Fahrer aus Altersgründen ausscheiden, die nicht ersetzt werden können.

Der Stand der Dinge

Stand jetzt liegt das Durchschnittalter von Fahrern im Personenverkehr bei 52, im Güterverkehr bei 44 Jahren und in Deutschland liegt es mit 47 Jahren noch darüber. Bis zum Jahr 2027 werden 55 % der deutschen Bus- und rund 40 % der deutschen Lkw-Fahrer in Rente gehen und für die Nachbesetzung der Stellen rund 185.000 neue Fahrer gebraucht, hat die Studie ermittelt.

Im Omnibussektor deckt das Fahrerangebot laut IRU derzeit eine Beschäftigungsnachfrage von 81 % was zu einem sichtbaren Fahrermangel von 19 % führt, im Straßengüterverkehr sieht die Lage noch ein bisschen schlechter aus: 21 %, ein Fünftel der verfügbaren Positionen sind hier nicht besetzt.

Geteiltes Leid ist halbes Leid? – Eher nicht!

Die gleiche desolate Lage ist europaweit zu sehen, in Großbritannien darüber hinaus noch durch die Brexit-Ankündigung verschärft. Der geplante EU-Austritt könnte laut IRU zu einem Mehrbedarf von 50 Fahrern pro Tag führen. Auch in Belgien fürchtet man eine Lücke bei den zu besetzenden Stellen in der Busbranche von 50 %. Das gleiche Bild in Rumänien, hier liegt der Bedarf bei rund 32 % und in Norwegen geht die Transportbranche davon aus, dass die Nachfrage nach Berufskraftfahrern um rund 12 % steigen wird.

Inwieweit das schlechte Image des Berufs zum Mangel beiträgt, war ebenfalls Gegenstand der IRU-Studie: 57 % der männlichen und 63 % der weiblichen Fahrer sehen darin die Problematik bei der Gewinnung des Nachwuchses begründet. Problemverschärfend seien auch die Arbeitsbedingungen, in denen 76 % der Befragten die Ursache sehen sowie die langen Abwesenheitszeiträume von zu Hause, sind 77% der befragten Fahrer aus dem Personen- und Güterverkehr überzeugt.

Auch wenn die Probleme mannigfaltig sind, viele Fahrer üben ihren Beruf dennoch gerne aus, auch das zeigte die IRU-Studie: Nur 20 % der Befragten gaben an unzufrieden zu sein, demgegenüber äußerten sich 50 % der teilnehmenden Fahrer als sehr zufrieden mit ihrem Beruf.

Dreigestirn: Zu wenig weibliche Fahrer, zu wenig junge Leute und ein schlechtes Image

Könnte man mehr Frauen für den Beruf gewinnen, die derzeit europaweit nur einen Anteil von 2 % des Fahrpersonals ausmachen, würde das die Lage wesentlich entspannen, sind 79 % der befragten Fahrer überzeugt. Und 70 % der Fahrer zwischen 25 und 34 Jahren sehen die Schwierigkeit junge Menschen für das Berufsbild zu begeistern, als einen der Hauptindikatoren an. Daher ist ein wesentliches Resümee der Studie, dringlichst und nachhaltig das Image von Berufskraftfahrern zu verbessern.