Fahrpersonalmangel: bdo und BGL fordern Ausbildungsreform

Die Spitzenverbände der deutschen Bus- und Straßengütertransportbranchen, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) e.V. und der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. fordern zügige Reformen zur Sicherstellung der Grundversorgung bei Lieferketten, Schüler-, Personennah- und -fernverkehren.

Die Zahlen sprechen Bände – in der Busbranche fehlen aktuell bereits über 5.000 Busfahrerinnen und -fahrer. Durch die Differenz von zu wenig Nachwuchskräften und den vielen altersbedingten Abgängen kommen jährlich über 10.000 offene Stellen hinzu, heißt es in der Presseerklärung der beiden Verbände.

Durch die geplante Verkehrswende werde sich der Fahrpersonalmangel im Busgewerbe damit bis 2030 auf insgesamt 76.000 fehlende Busfahrerinnen und -fahrer erhöhen. Im Straßengüterverkehr sieht es ähnlich schlimm aus – hier fehlten derzeit bereits mehr als 80.000 Fahrer. Da von diesen pro Jahr ca. 30.000 bis 35.000 altersbedingt ausschieden, jedoch nur etwa 15.000 bis 20.000 den Beruf neu ergriffen, verschärfe sich allein durch diese Differenz der Fahrpersonalmangel in der Logistik um etwa 15.000 fehlende Lkw-Fahrerinnen und -fahrer jährlich.

„Der Fahrernotstand gefährdet akut die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft. Wenn wir einen Versorgungskollaps wie in England vermeiden wollen, brauchen wir daher dringend ein Umdenken auf allen Ebenen. Neben der Verbesserung der Arbeits- und Wettbewerbsbedingungen heißt das vor allem auch eine Entschlackung der jahrzehntelang aufgehäuften bürokratischen Hürden. Die alten Zöpfe müssen ab und der Beruf des Kraftfahrers muss wieder attraktiv werden – für junge wie alte Menschen, für Einheimische wie auch für Zuwanderer, auf die unsere Unternehmen nicht mehr verzichten können“, so Prof. Dr. Dirk Engelhardt, BGL-Vorstandssprecher.

Die Politik muss wach werden

Für das Busgewerbe und den Straßengüterverkehr ist jetzt ganz dringend Unterstützung seitens der Politik gefordert. Eine pauschale Lösung für das Problem des Fahrermangels gebe es nicht. Vielmehr müssten unterschiedliche Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene kombiniert werden.

bdo und BGL schlagen daher in einem gemeinsamen Lösungsansatz drei zentrale Maßnahmen vor, um unnötige bürokratische Hemmnisse schnell und effektiv abzubauen:

• Die Berufskraftfahrerqualifikation in die Fahrausbildung integrieren (2-in-1), d. h. beide Ausbildungen zusammen unterrichten und prüfen. Dadurch wird die Ausbildung erheblich verkürzt und vergünstigt - ohne negative Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität.
• Abnahme der Theorie- und Praxisprüfungen für Fahrausbildung sowie Berufskraftfahrerqualifikation auch durch qualifizierte Fahrschulen.
• Zulassung von relevanten Fremdsprachen in der Prüfung, ggf. unter Hinzuziehung eines Dolmetschers.

„Der Fahrpersonalmangel stellt eine dramatische und komplexe Herausforderung dar, der sich nicht mit einem einzigen Mittel, sondern vielmehr nur mit einem Maßnahmenbündel begegnen lässt. Die Auswirkungen gefährden nicht nur die Lieferketten, sondern auch die bestehenden Angebote im Reise- und Schülerverkehr und darüber hinaus den geplanten Ausbau des ÖPNV. Der bdo sieht insbesondere die Integration der Berufskraftfahrerqualifikation in die Fahrausbildung als unerlässlich an. Der Berufszugang wäre durch die reduzierten Ausbildungskosten erleichtert und attraktiver, die Betriebe könnten mit ihren vorhandenen Mitteln mehr Personal ausbilden und die Berufskraftfahrer:innen wären schneller einsatzbereit“, erklärt bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard.

bdo und BGL sehen die vorgeschlagenen Maßnahmen – insbesondere die Integration der Berufskraftfahrerqualifikation in die Fahrausbildung – als einen geeigneten und wirksamen Lösungsansatz, um den akuten Berufskraftfahrermangel eindämmen zu können.

Dazu muss die Politik endlich wach werden und dem Fahrermangel entschlossen entgegentreten. Ansonsten kann die Versorgung durch Güter- und Personenverkehr in Deutschland nicht mehr lange aufrechterhalten werden, mahnen die beiden Branchenverbände eindringlich.