Bielefeld erprobt H2-Busse im Linieneinsatz

Das örtliche Verkehrsunternehmen moBiel setzt die vier 12-m-Wasserstoffbusse des portugiesischen Herstellers Caetano auf der 7,6 km langen Strecke der Linie 29 zwischen den Stadtteilen Baderbach und Schildhof ein.

Seit Montag (9. Mai) sind die Wasserstoffbusse des portugiesischen Busherstellers ganztägig auf der Linie 29 unterwegs. (Foto: moBiel)
Seit Montag (9. Mai) sind die Wasserstoffbusse des portugiesischen Busherstellers ganztägig auf der Linie 29 unterwegs. (Foto: moBiel)
Martina Weyh

Von der Entscheidung Wasserstoffbusse auf Linie zu erproben, bis zur Inbetriebnahme sind nur dreieinhalb Jahre vergangen. Seit Montag (9. Mai) sind die Wasserstoff-Solos vom Typ H2.City Gold des portugiesischen Herstellers Caetano in Bielefeld auf der Linie 29 zwischen Baderbach und Schildhof ganztägig unterwegs. Auf der 7,6 km langen Strecke müssen insgesamt 24 Haltestellen bedient werden. An Bord der komfortablen Busse gibt es 35 Sitzplätze und eine großzügige Stellfläche für zwei Rollstühle oder Kinderwagen.

„In Bielefeld kann man heute schon viele Strecken umweltfreundlich zurücklegen, indem unsere Fahrgäste die Stadtbahn nutzen, die mit Ökostrom betrieben wird. Die Wasserstoff-Busse sind da die perfekte Ergänzung, weil sie im besten Fall keine Emissionen verursachen. Wir sind stolz, damit einige der wenigen Städte in Deutschland zu sein, die diese Technologie ausprobieren.“ (Kai-Uwe Steinbrecher, Geschäftsbereichsleiter Technik bei moBiel)

Details

Auf dem Dach der Busse befinden sich Brennstoffzellen von Toyota, in denen Wasserstoff mit Sauerstoff reagiert und so während der Fahrt permanent elektrische Energie erzeugt. Diese wird in der Batterie auf dem Fahrzeugdach gespeichert oder treibt direkt den 180-kW-starken Elektromotor an. Schädliche Abgase entstehen dabei nicht, nur Wasserdampf.

Der Probebetrieb soll u.a. zeigen, wie weit die Busse mit einer Tankladung von 37,5 kg Wasserstoff tatsächlich kommen - Caetano gibt die Reichweite mit dieser Füllmenge mit bis zu 400 km an.

Wo genau wir landen, wird der Probebetrieb zeigen. Auf alle Fälle entspricht die Reichweite in etwa dem, was unsere Busse am Tag schaffen müssen – ein großer Vorteil gegenüber batterie-elektrischen Bussen. (moBiel-Projektleiter Gerhard Sawatzky)

Für das Projekt ist der „Innovationspark Sektorenkopplung“ an der Müllverbrennungsanlage Bielefeld (MVA) errichtet worden. Dort befindet sich neben der Abstellhalle für die H2-Busse auch eine Wasserstoff-Tankstelle.

Damit die neuen Busse fahren können, werden sie nach moBiel-Angaben zunächst mit angeliefertem grünem Wasserstoff versorgt. Die Tanks auf dem Gelände an der MVA sind für 1.000 kg Wasserstoff ausgelegt, die mittels Tanklastwagen befüllt werden.

„Perspektivisch ist der emissionsfreie und geräuschlose Brennstoffzellenbus vor allem dann ein echter Beitrag zum Klimaschutz, wenn grüner Wasserstoff direkt zur Verfügung steht. Denn nur dann erzeugen wir durch den Betrieb der Busse gar kein CO2 mehr,“ sagt Geschäftsführer Martin Uekmann.

Auf lange Sicht soll der benötigte Wasserstoff dort mit klimafreundlichem Strom aus der MVA selbst hergestellt werden. Die Planungen für den sogenannten Elektrolyseur, der mit Hilfe von Strom aus der Müllverbrennungsanlage Wasser in seine Grundelemente Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen kann, sind bereits weit gediehen. Alle Beteiligten sind zuversichtlich, dass der Bau bereits im kommenden Jahr beginnen kann. Das Projekt wird vom Bundesverkehrsministerium zu 45 % finanziert.

Schnelle Umsetzung

Innerhalb von zehn Monaten wurden auf der grünen Wiese die für den Betrieb der Wasserstoffbusse benötigten Gebäude und Anlagen auf einer Fläche von 6.700 m2 errichtet. Daran mitgewirkt haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von moBiel, der MVA, den Stadtwerken Bielefeld und der BITel, aus insgesamt 36 Fach- und Sachbereichen.

„Es fällt mir schwer einzelne Bereiche beispielhaft zu nennen, weil alle Beteiligten für das Projekt wichtig waren. Angefangen bei den Planern aus allen Unternehmen, die die Infrastruktur und Technik erst einmal auf ein Blatt Papier gebracht haben und theoretisch überlegt haben, wie das Ganze einmal aussehen kann. Dann natürlich das Operative, die Monteure, die die Netze, Hallen und Infrastruktur tatsächlich gebaut haben. Nicht vergessen darf man auch die IT, weil es in dem Bereich sehr viele Fragen zu klären gab, aber auch die Einkäufer, die dafür gesorgt haben, dass wir alles fristgerecht hier heute stehen haben. Wichtig war auch die Unterstützung der vielen Führungskräfte, über das ganze Unternehmen verteilt, die das Projekt vorangetrieben haben, indem sie ihm einen großen Stellenwert eingeräumt haben“, so Sawatzky.

Hohe Investitionen durch Fördermittel gedeckt

Für die Errichtung des Innovationsparks hat die Stadtwerke Bielefeld Gruppe bisher etwa 13,5 Mio. Euro investiert. Realisiert werden konnte das Projekt durch Fördermittel des Landes NRW, das die Kosten für die Tankstelle zu 90 % bezuschusst und die Mehrkosten zu einem Euro-6-Bus mit 60 % gefördert hat. Über die konkreten Kaufpreise für die Caetano H2-Solos ist Stillschweigen vereinbart worden.