VRN: Keine Wasserstoffbusse für Odenwald Mitte

Das Linienbündel wird vorerst mit Dieselfahrzeugen ausgeschrieben.

Der VRN will vorerst wieder Dieselbusse für seine Linien ausschreiben. (Foto: VRN)
Der VRN will vorerst wieder Dieselbusse für seine Linien ausschreiben. (Foto: VRN)
Claus Bünnagel
(erschienen bei VISION mobility von Claus Bünnagel)

Die Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (VRN GmbH) steht vor einer unerwarteten Wendung bei der geplanten Inbetriebnahme von Wasserstoffbussen im Linienbündel Odenwald Mitte. Im Zuge der Neuausschreibung war ursprünglich vorgesehen, ab Anfang 2026 eine Flotte von Brennstoffzellenbussen einzusetzen. Für diese Wasserstoffbusse hat der VRN auch bereits 2023 einen Förderbescheid des Bundesverkehrsministeriums erhalten. Dieses Vorhaben scheitert aber nun an der Nichterteilung des zweiten Zuwendungsbescheids für den Bau einer hierfür notwendigen Wasserstofftankstelle, den das BMDV wegen der Kürzungen infolge des BVerfG-Urteils zum Energie- und Klimafonds nicht erteilen konnte.

Nach Bekanntwerden der Entscheidung des Verkehrsministeriums sah sich der VRN gezwungen, das Linienbündel vorerst mit Dieselbussen auszuschreiben.

„Es ist sehr bedauerlich, dass wir im Linienbündel Odenwald Mitte nicht wie geplant mit Wasserstoffen starten können. Die Schuldenbremse bzw. deren Handhabung durch das Bundesverkehrsministerium bremst aktuell leider die dringend notwendige Umstellung der Antriebstechnik dramatisch aus“, zeigt sich VRN-Geschäftsführer Dr. Michael Winnes enttäuscht über die politische Entscheidung aus Berlin.

Rückschlag als Herausforderung

Allerdings stehen auch Alternativen bereit. So hat der VRN eine Öffnungsklausel in die aktualisierten Vergabeunterlagen aufgenommen. Diese ermöglicht es, den Einsatz von Bussen mit alternativen Antriebsformen wie Elektro-, Wasserstoff- und Hybridfahrzeugen während der zehnjährigen Vertragslaufzeit zu überprüfen und gegebenenfalls umzusetzen.

In Zusammenarbeit mit den Aufgabenträgern, den betroffenen Kommunen sowie dem ausführenden Verkehrsunternehmen soll in den ersten beiden Betriebsjahren ein spezielles Umsetzungskonzept entwickelt werden. Ziel ist es, ab dem dritten Betriebsjahr alternative Antriebsformen einzusetzen, sollte das Konzept positiv bewertet werden.

„Wir sehen diesen Rückschlag als Herausforderung und sind fest entschlossen, die Verkehrswende trotz der angespannten Haushaltslage voranzutreiben und nachhaltige Mobilitätslösungen für die Region umzusetzen. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir praktikable Lösungen finden“, macht Dr. Michael Winnes deutlich.

Was bedeutet das?

Die Auswirkungen der Einsparungen des Bundes im Bereich der Elektromobilitätsförderung ziehen immer weitere Kreise und gefährden die Klimaziele Deutschlands nachhaltig. Gerade der ÖPNV benötigt aufgrund der hohen Anschaffungspreise für Brennstoffzellen- und E-Busse substanzielle Fördermaßnahmen. Die Entscheidung des VRN dürfte erst der Beginn einer Reihe ähnlicher Schritte bedeuten. Viele Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen werden z.B. dazu übergehen, Klasse-II-Dieselbusse, die eigentlich für den Überlandbereich gedacht sind, im Klasse-I-Bereich, also den Stadtverkehren, einzusetzen. Das ist rechtlich möglich, da Klasse-II-Fahrzeuge noch von den bindenden Bestimmungen der Clean Vehicles Directive (CVD) der EU ausgenommen sind. Dem Klima ist damit aber in keiner Weise geholfen. Hoffnung für nachhaltige Lösungen im ÖPNV bestehen derzeit kaum, sollte der Bund keine erneute 180°-Wende bei seiner Förderpraxis einlegen oder die Länder massiv in die Bresche springen. Die einzig denkbare alternative Möglichkeit bestände darin, dass die Verkehrsunternehmen flächendeckend in den Strombezug über die Day-Ahead-Börse einsteigen, um günstige Energie für ihre E-Busse zu beziehen. So ließen sich die hohen Anschaffungskosten für Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur womöglich im Betrieb amortisieren. Ob das allerdings ein praktikables Modell nicht nur für große Verkehrsunternehmen wie die VAG in Nürnberg ist, die dieses Energiekonzept bereits praktiziert, muss sich im Fall von KMU allerdings noch herausstellen. Für Brennstoffzellenstadtbusse mit ihren hohen Treibstoffkosten neben den ohnehin immensen Anschaffungspreisen dürfte die gegenwärtige (Nicht-)Förderungspraxis in Deutschland jedenfalls den Todesstoß bedeuten.