Ökosystem für grünen Wasserstoff

Ein Konsortium will in und um Kiel ein Ökosystem für grünen Wasserstoff aufbauen, der anfangs Brennstoffzellenbusse und -Lkw versorgen soll. Der Betrieb ist an einer ersten Tankstelle inklusive Elektrolyseur ab 2023 geplant.

V.l.n.r.: Christian Heinrich, Ina Hoffmann, Dr. Ulf Kämpfer, Georg Willer, Tanja Schroeder, Axel Niesing, Dr. Thorben Hänel-Muhs und André Steinau (Foto: hy.kiel)
V.l.n.r.: Christian Heinrich, Ina Hoffmann, Dr. Ulf Kämpfer, Georg Willer, Tanja Schroeder, Axel Niesing, Dr. Thorben Hänel-Muhs und André Steinau (Foto: hy.kiel)
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Das Kieler Tankstellenunternehmen Anton Willer, die SVG Straßenverkehrsgenossenschaft Schleswig-Holstein aus Neumünster, die Dr. Curt Heinrich Nachfolger GmbH, Professor Hans-Hinrich Sievers sowie der nordfriesische Energiewende-Spezialist GP Joule haben den Aufbau eines regionalen und grünen Wasserstoff-Ökosystems angekündigt. Für den Betrieb wurde die gemeinsame Gesellschaft hy.kiel gegründet.

Ab Sommer 2023 soll dann an einer neuen öffentlichen Tankstelle in Kiel-Moorsee grüner Wasserstoff für Busse und Lkw sowie für PKW erhältlich sein. Als erste Nutzer sind zunächst zwei Brennstoffzellenbusse der Autokraft, die im Kreis Rendsburg-Eckernförde in den Einsatz gehen sollen, geplant. Betriebe aus Wellsee mit Lkw-Güterverkehr haben ebenfalls erklärt, die Tankstelle nutzen zu wollen. Darüber hinaus werden auch im Fuhrpark der Gesellschafter der hy.kiel sowie der Kieler Nachrichten Wasserstoff-Fahrzeuge angeschafft werden.

Nutzfahrzeugbetreiber als Kernklientel

Die Brennstoffzellen-Pkw, -Lkw und die Wasserstoffbusse, die künftig im Linienverkehr eingesetzt werden, tanken ausschließlich grünen Wasserstoff und fahren somit emissionsfrei, wie die Partner werben. Aus dem Auspuff kommt lediglich Wasserdampf. Darüber hinaus seien sie deutlich leiser als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, bei gleicher Reichweite und einer ähnlich kurzen Tankzeit. Die Wasserstofftankstelle wird die erste dieser Art in der Landeshauptstadt sein, die Wasserstoff aus erneuerbaren Energien anbietet, allerdings schon die fünfte Tankstelle in Schleswig-Holstein. Zugleich will man ein Startsignal für den Einstieg in die emissionsfreie Mobilität für viele Anwender, gerade im Schwerlastverkehr in der KielRegion setzen.

„Als Kieler Traditionsunternehmen versorgen wir schon seit 87 Jahren die Kieler und Schleswig-Holsteiner mit Kraftstoffen und Energie und somit war es für uns klar, dass wir hier als Vorreiter dabei sein müssen“, erklärt Georg Willer, geschäftsführender Gesellschafter der Anton Willer GmbH.

Sein Kollege Axel Niesing, auch Geschäftsführer der hy.kiel GmbH, ergänzt, man wolle die Energiewende mit grünem Wasserstoff voranbringen und eine neue Technologie ins Portfolio aufnehmen. Für Thorben Hänel-Muhs, Vorstandsvorsitzender der SVG und Mitgeschäftsführer der hy.kiel, ist Wasserstoff ein elementarer Energieträger der Zukunft.

„Nur unter Einbezug von Wasserstoff als grüne Antriebstechnologie ist es möglich, den Schwerlastverkehr und insbesondere den öffentlichen Nahverkehr langfristig klimaneutral zu gestalten", glaubt der SVG-Chef. 

Für Kiel bedeute die Realisierung einer grünen Wasserstoff-Infrastruktur ein klares Bekenntnis zu klimaschonenden Technologien und steigere die Attraktivität für bestehende und sich neu ansiedelnde Unternehmen, meint auch Christian Heinrich, Gesellschafter der Dr. Curt Heinrich Nachfolger GmbH.

Elektrolyseur direkt an der Tankstelle

Der Elektrolyseur, der den grünen Wasserstoff aus erneuerbarem Strom produziert, wird ebenfalls an der Tankstelle in Kiel-Moorsee errichtet. Er wird anfangs eine Menge von bis zu 260 t grünem Wasserstoff jährlich erzeugen können. Das entspricht den täglichen Tankvorgängen von 15 Lkw, acht Bussen und 28 Pkw und demnach einer emissionsfreien Gesamtreichweite von bis zu 26.500 km pro Tag. Potenziell könne die am Elektrolyseur entstehende Abwärme in ein Fernwärmenetz eingespeist werden. Das könnte den Gesamtwirkungsgrad der Anlage erheblich steigern, so der Betreiber.

„Wenn der Zusammenhang zwischen erneuerbarer Energieerzeugung und der Abnahme vor Ort deutlich wird, können wir die Bürgerinnen und Bürger von unseren nachhaltigen Projekten überzeugen", glaubt André Steinau, ebenfalls Geschäftsführer der hy.kiel und der GP Joule Hydrogen GmbH.

Mit der lokalen Wasserstoffproduktion direkt an der Tankstelle, den Wasserstoffbussen, den geplanten Lkw, unseren Firmenautos und hoffentlich vielen weiteren Pkw und leichten Nutzfahrzeugen werde dieser Zusammenhang direkt erfahrbar, skizziert der Geschäftsführer.