Pilotprojekt „eFarm“: Erste „grüne“ Wasserstofftankstellen gehen an den Start

Nachhaltige Innovationen im hohen Norden - in den schleswig-holsteinischen Städten Niebüll und Husum eröffnen zwei öffentliche „grüne“ Wasserstofftankstellen und zeigen das Potenzial der Technologie sowie lokaler Kreisläufe auf.

Wasserstoff marsch! In Niebüll und Husum können nicht nur Busse künftig lokal und regenerativ produzierten grünen Wasserstoff tanken. | Foto: GP Joule
Wasserstoff marsch! In Niebüll und Husum können nicht nur Busse künftig lokal und regenerativ produzierten grünen Wasserstoff tanken. | Foto: GP Joule
Martina Weyh
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Die erste öffentliche Tankstelle für grünen Wasserstoff aus dem Pilotprojekt „eFarm“ in Schleswig-Holstein hat ihren Betrieb aufgenommen, eine zweite in Husum soll noch im September folgen. Der Wasserstoff wird regional produziert und ist an der Tankstelle in Niebüll im Kreis Nordfriesland PKW, Bussen und LKW erhältlich. Das Wasserstoff-Verbundprojekt „eFarm“ wurde 2017 von GP Joule initiiert. Mittlerweile engagieren sich dort 20 regionale Gesellschafter, darunter Bürgerwind- und Solarparks sowie Stadtwerke.

„Wenn der Zusammenhang zwischen erneuerbarer Energieerzeugung vor Ort und lokaler Energieabnahme hergestellt und die Vielfalt an Nutzen sichtbar wird, dann akzeptieren die Bürger den Wandel zur Energiewende. Hierfür wird eFarm eine direkte Bürgerbeteiligung ermöglichen“, glaubt Ove Petersen, CEO der GP Joule-Gruppe.

Im Zuge des Projekts wurde eine lokale Wasserstoff-Infrastruktur geschaffen, die von der Erzeugung durch Elektrolyse über die Verbreitung bis zur Flottennutzung in Brennstoffzellenfahrzeugen reicht. Zum Projekt gehören fünf Elektrolysestandorte in der Nähe von bestehenden Windparks (1,125 MW Gesamtleistung), zwei Wasserstofftankstellen, zwei Brennstoffzellenbusse des ÖPNV und bisher dreißig Brennstoffzellen-PKW. Für die Anschaffung von weiteren rund 100 Fahrzeugen liegen bereits Interessenbekundungen vor. Die an den Elektrolyseuren entstehende Abwärme wird zum Beheizen von Gebäuden genutzt. 

„Wir können mit 'eFarm' heute schon etwa 1.200.000 Liter Diesel pro Jahr ersetzen und dieses in den nächsten Jahren vervielfachen. Was es jetzt braucht, sind Anreizsysteme, die die LKW- und Busbetriebe für Investitionen in die Fahrzeuge nutzen können“, fordert Petersen.

Die Energie für die Wasserstofferzeugung stammt aus Windparks im Norden Schleswig-Holsteins, die aus Windstrom grünen Wasserstoff produzieren. Abnehmer sind unter anderem zwei mit Wasserstoff angetriebene Brennstoffzellenbusse des portugiesischen Herstellers Caetano. Diese sind schon seit Mai im Linienverkehr in Nordfriesland. Das Bundesverkehrsministerium fördert das Projekt „eFarm“ mit 8,8 Mio. Euro.