Siemens und MAN fordern mehr Tempo beim Ausbau des Megawatt-Chargings

Gemeinsames White Paper fordert politische Entscheidungsträger auf, den Ausbau der Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge zu priorisieren. Und es stellt dar, wie der Ausbau beschleunigt werden kann.

(Megawatt-)Laden ist an vielen Orten möglich, z.B. auch während des Stillstands beim Be- und Entladender Fahrzeuge oder bei Bussen an den Haltestellen. (Grafik: Siemens/MAN)
(Megawatt-)Laden ist an vielen Orten möglich, z.B. auch während des Stillstands beim Be- und Entladender Fahrzeuge oder bei Bussen an den Haltestellen. (Grafik: Siemens/MAN)
(erschienen bei VISION mobility von Claus Bünnagel)

Siemens Smart Infrastructure und MAN Truck & Bus haben gemeinsam ein White Paper erstellt, das den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge skizziert. Es wendet sich an politische Entscheidungsträger, um eine enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Branche anzuregen. Es geht außerdem der Frage nach, wie der Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigt werden kann.

Erhebliche Hürden in der Praxis

Im „Masterplan Ladeinfrastruktur II“ der Bundesregierung wurden Maßnahmen zum Aufbau von Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge beschlossen, beispielsweise ein erstes Schnellladenetz für Lkw entlang von Fernverkehrsstrecken. In der Praxis sind jedoch erhebliche Hürden zu überwinden: die Integration in das Stromnetz, die Bereitstellung geeigneter Flächen an Autobahnen oder die angespannte Haushaltslage, um nur einige Beispiele zu nennen.

„Die Ladeinfrastruktur ist für uns und unsere Kunden derzeit der größte Schmerzpunkt beim Übergang zur klimaneutralen Mobilität. In Deutschland existieren noch keine öffentlich zugänglichen Ladestandorte für Nutzfahrzeuge. Bis 2030 werden hierzulande jedoch 10.000 öffentliche Lkw-Ladepunkte benötigt, davon 4.000 mit Megawatt-Ladesystem. Zudem kommt in der Aufbauphase auch dem Depotladen eine wichtige Rolle zu. Wir müssen jetzt beide Themen dringend anpacken“, sagt Alexander Vlaskamp, CEO von MAN Truck & Bus.

Konkrete Maßnahmen benannt

Das White Paper nennt konkrete Maßnahmen, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge voranzutreiben. Dazu gehört, hohe Anschlussleistungen sowie ausreichende Flächen bereitzustellen und die Netzbetreiber in die Netzplanung und Standortfindung frühzeitig einzubinden. Weitere Empfehlungen betreffen die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für das Genehmigungsverfahren zum Netzanschluss, eine Anschubfinanzierung für elektrische Nutzfahrzeuge und Ladeinfrastruktur, um finanzielle Planungssicherheit für die Betreiber zu gewährleisten, sowie die weitere Förderung von Standardisierungsbemühungen.

Markus Mildner, CEO eMobility, Siemens Smart Infrastructure, fügt hinzu: „Die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen birgt ein enorm hohes Potenzial mit Blick auf unsere Klimaziele. Mittlere und schwere Nutzfahrzeuge machen nur 5 % der vierrädrigen Fahrzeuge aus, verursachen aber fast 30 % der CO2-Emissionen im Verkehr. Die gute Nachricht ist, dass die Technologien für die meisten Anwendungen im elektrischen Güterverkehr bereits verfügbar sind – sowohl für die Fahrzeuge als auch für die Ladeinfrastruktur. Wir müssen den Einsatz nur dringend beschleunigen.“

Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % reduzieren

Die politischen Ziele und Maßnahmen zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs in Deutschland sind klar: Die Bundesregierung will die deutschen Treibhausgasemissionen des schweren Straßengüterverkehrs bis 2030 um 55 % reduzieren, Vorreiter in Europa und bereits 2045 klimaneutral sein. Die Industrie hält das Ziel der Klimaneutralität im Verkehrssektor für erreichbar und hat bereits massiv investiert.

Was das bedeutet?

Während die Politik beim Thema Ladeinfrastruktur für und die Elektrifizierung von Lkw und Reisebus noch weitestgehend schläft, versucht die Wirtschaft voranzugehen. Bei MAN z.B. nimmt die Elektrifizierung des Produktportfolios weiter an Fahrt auf. Der erste serienreife eTruck mit einer Tagesreichweite von bis zu 800 km steht für 2024 in den Startlöchern. Der elektrische Stadtbus wird im kommenden Jahr mit einem Produktupdate an Reichweite gewinnen. Ebenfalls im Jahr 2025 will MAN eine erste Testflotte von Elektroreisebussen auf die Straße bringen. Siemens eMobility bietet unterdessen IoT-fähige Hardware, Software und Dienstleistungen für das AC- und DC-Laden an, darunter Produkte und Lösungen von 11 kW bis zu Megawatt-Ladelösungen für Depots und das Laden unterwegs.