DB macht Fernbusverkehr für Umsatzeinbußen verantwortlich

Steinbrück: „Die Busbranche wird nicht als Sündenbock für schlechte Bahngeschäfte herhalten“
Askin Bulut

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) hat die Deutsche Bahn aufgefordert, bei den Erklärungsversuchen für ihre Umsatzeinbußen die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Hintergrund der bdo-Kritik: Die Bahn macht den Fernbusverkehr für ihre Umsatzeinbußen von Medienberichten zufolge rund 40 Millionen Euro verantwortlich.

„Die Busbranche wird nicht als Sündenbock für schlechte Bahngeschäfte herhalten“, sagte bdo-Präsident Wolfgang Steinbrück am Donnerstag in Berlin mit Blick auf die Bahn-Bilanz. „Es ist nicht richtig, dass ein wesentlicher Teil der Fernbus-Kundschaft aus ehemaligen Bahnkunden besteht. Die meisten unserer Kunden steigen vom Auto um.“ Eine Umfrage im bdo-Fernbusausschuss habe ergeben, dass die überwiegende Mehrheit der Fernbus-Kunden von Mitfahrzentralen und aus dem Privat-Pkw kommt, teilte der Verband mit.

Der bdo appellierte abermals an alle Akteure der Mobilitätsbranche, nicht mehr die Verkehrsträger gegenseitig auszuspielen. „Wir müssen endlich gemeinsam im Zeitalter der Multimodalität ankommen“, sagte Steinbrück. „Schiene gegen Straße – das ist veraltetes Lagerdenken. Multimodaler Verkehr bedeutet, dass die Kunden ihre Verkehrsmittel nach ihren Wünschen frei wählen und vor allem frei kombinieren sollen, so wie es Sinn macht.“

Zur Wahrung der Verhältnismäßigkeit zählt laut bdo auch der Blick auf die Zahlen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren drei Millionen Menschen 2013 mit dem Fernlinienbus unterwegs – nach bdo-Berechnungen bis zu neun Millionen. Den Fernverkehr mit Eisenbahnen nutzen 131 Millionen Passagiere, der Luftverkehr zählt 181 Millionen.

bdo-Präsident Steinbrück zeigte sich aufgeschlossen: „Wir lassen uns gerne von Bahnchef Rüdiger Grube vorrechnen, wie sein Konzern dazu kommt, dass viele Kunden der Bahn verloren gegangen und zum Bus gewechselt sind.“ Die Verkehrsbranche stehe insgesamt vor ganz anderen Herausforderungen, die jede einzelne Sparte für sich beantworten müsse: Kundenzufriedenheit, Personalmangel, Pünktlichkeit und WLAN-Versorgung.

Steinbrück betonte, dass die Busunternehmer auf modernste Technik setzen. Die Mittelständler und Fernbusanbieter betreiben den Verkehr eigenwirtschaftlich. „Der Mittelstand kommt ohne Zuschüsse und Finanzierung aus“, sagte Steinbrück. Die Investitionen in die Fahrzeugflotten mit WLAN und Steckdose an jedem Platz haben allerdings auch dafür gesorgt, dass laut bdo-Konjunkturumfrage die Unternehmen steigende Umsätze verbuchen – aber keine Gewinne.

„Neue Mobilitätsangebote erzeugen auch neue Mobilität“, sagte Steinbrück mit Blick auf die wachsende Fernbus-Branche. „Wir leisten mit unseren effizienten Fahrzeugen einen Beitrag zum Klimaschutz und sorgen dafür, dass mehr Platz auf den Straßen entsteht.“