Ipsos-Umfrage: Gebremste Reiselust bei Menschen mit Handicap

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat 370 Personen mit einer oder mehreren Behinderungen im Alter von 20 bis 70 Jahren online befragt – ein Drittel der Befragten (33 %) traut sich nicht, alleine in den Urlaub zu fahren. Bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist der Anteil sogar noch höher (42 %).

Ipsos-Studienleiter und Inklusionsforscher Matthias Tobies ist überzeugt, dass manche Hürden durch Hotels und Reiseveranstalter mit wenig Aufwand abgebaut werden könnten, z. B. durch Angebote für Begleitpersonen oder Shuttle für Rollstuhlfahrer. (Grafik: Ipsos)
Ipsos-Studienleiter und Inklusionsforscher Matthias Tobies ist überzeugt, dass manche Hürden durch Hotels und Reiseveranstalter mit wenig Aufwand abgebaut werden könnten, z. B. durch Angebote für Begleitpersonen oder Shuttle für Rollstuhlfahrer. (Grafik: Ipsos)
Martina Weyh

Die Online-Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos unter 370 Personen im Alter von 20 bis 70 Jahren mit einem oder mehreren Handicaps bringt es an den Tag – die Reiselust ist grundsätzlich vorhanden, bei der Urlaubsplanung müssen jedoch häufig Abstriche gemacht werden. Vor allem die detaillierten Antworten auf die offenen Fragen der Studie zu Urlaubsassoziationen zeigen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen sich teilweise durch Barrieren gebremst fühlen.

„Manche Hürden ließen sich wahrscheinlich durch Hotels und Reiseveranstalter mit wenig Aufwand abbauen, z. B. durch Angebote für Begleitpersonen oder Shuttle für Rollstuhlfahrer. Entscheidend ist, dazu die Meinung der Betroffenen selbst zu kennen, denn sie sind in diesem Bereich die Expertinnen und Experten“, erläutert Inklusionsforscher und Studienleiter Matthias Tobies von Ipsos.

 

Die Daten wurden zwischen April und Mai 2023 in der Ipsos Teilhabe-Community erhoben, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos gemeinsam mit der Aktion Mensch ins Leben gerufen hat, um Menschen mit Behinderungen eine Stimme zu geben. Die derzeit 900 Mitglieder mit dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen, Sinnesbeeinträchtigungen, chronischen Erkrankungen, Schmerzen, psychischen Problemen, Beeinträchtigungen beim Lernen oder der Orientierung im Alltag oder auch Suchterkrankungen sind über ganz Deutschland verteilt.

Die Daten

Mehr als jeder Dritte (38 %) unter ihnen gibt an, sich keinen richtigen Urlaub leisten zu können. Jeder Fünfte (21%) ist durch seine Beeinträchtigung sogar generell an einer Urlaubsreise gehindert. Ein Drittel der Befragten (33 %) traut sich nicht, alleine in den Urlaub zu fahren. Bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung ist dies noch häufiger der Fall (42 %).

Trotz Beeinträchtigungen und Barrieren gehen viele Befragte der Teilhabe-Community gerne auf Reisen. Nach ihrer Meinung zu verschiedenen Aussagen zum Thema Urlaub befragt, stimmen drei Viertel (73 %) „voll und ganz“ oder „eher“ zu, dass sie bei einem Auslandsurlaub gerne Land und Leute kennenlernen.

Drei von fünf Befragten (62 %) unternehmen gerne Kurzreisen und erkunden Städte. Ein entspannter Badeurlaub (51 %) sowie Wandern und Natur stehen bei jedem Zweiten hoch im Kurs (53 %), selbst 42 % der Befragten mit Mobilitätseinschränkungen sind Natur- und Wanderfreunde.

Gut jeder Dritte gibt an, gerne Fernreisen zu machen (35 %), fast ebenso viele (32 %) finden Kreuzfahrten ideal, weil man auf bequeme Art viel sehen und erleben kann. Eine große Mehrheit von 89 % stimmt der Aussage zu, dass man auch in Deutschland einen schönen Urlaub verbringen kann.