ÖPNV: Ein Zehntel weniger Schwarzfahrer in Augsburg

Sichtkontrollen in Bussen sollen jährlich 200.000 Euro mehr einbringen.
Anja Kiewitt

Seit August dieses Jahres müssen die Fahrgäste der Stadtwerke Augsburg Verkehrs-GmbH (SWA) in allen Bussen vorn an der ersten Türe beim Fahrer einsteigen und ihren Fahrschein vorzeigen. Durch die Sichtkontrolle will der Verkehrsbetreiber das absichtliche oder versehentliche Schwarzfahren verringern, teilt das Unternehmen mit.

Barverkauf um 20 Prozent gestiegen

Allein im ersten Monat einer dreimonatigen Testphase auf der Buslinie 32 sei der Barverkauf von Fahrkarten im Fahrzeug dadurch um rund 20 Prozent gestiegen. Nach Erfahrungen in anderen deutschen oder europäischen Großstädten sinke die Schwarzfahrerquote mit dem ganztägigen Vordereinstieg um etwa zehn Prozent. Das entspreche rund 200.000 Euro im Jahr, die den Stadtwerken ansonsten an Einnahmen entgehen würden.

Drei von vier Fahrgästen pro Sichtkontrolle

Eine geringere Schwarzfahrerquote kommt auch bei den meisten Fahrgästen gut an, geht aus einer SWA-Umfrage unter den Fahrgästen der Linie 32 während des Testbetriebs hervor. Drei von vier Befragten sehen den Vordereinstieg deshalb positiv oder neutral. Laut der Befragung fühlen sich viele Fahrgäste durch die Maßnahme sogar sicherer im Bus.

Pünktlichkeit blieb stabil

Eine Auswertung des Fahrprofils zeigte zudem keine Veränderungen in der Pünktlichkeit, so die SWA. Auch die durchschnittlichen Aufenthaltszeiten an Haltestellen haben sich demnach nicht geändert und lagen während der Testphase im Durchschnitt aller Buslinien.

In Einzelfällen Ausnahmen möglich

Bei sehr hohem Fahrgastaufkommen oder drohenden Verspätungen, könne das Personal aber auf die Sichtkontrolle verzichten. Zudem könnten mobilitätseingeschränkte Personen, Fahrgäste im Rollstuhl oder mit Rollator, mit Kinderwagen oder schwerem und sperrigem Gepäck auch künftig hinten an der zweiten Türe zusteigen.

Durchgehen nach hinten noch ungewohnt

Nach SWA-Angaben hat sich der Ablauf beim Vordereinstieg bei Fahrgästen und Mitarbeitern rasch eingespielt. Auf die neue Regelung weisen eine Aufschrift außen am Bus sowie Durchsagen in den Fahrzeugen hin. Im Testbetrieb habe sich allerdings gezeigt, dass das Durchgehen im Fahrzeug nach hinten für viele noch ungewohnt ist. Ausnahmen von der neuen Regelung gelten laut SWA für Buslinien, die Straßenbahnen ersetzen.