Anja Kiewitt

Gut eine Million Euro investiert die Stadtwerke München GmbH (SWM) in zwei Elektrobusse samt der erforderlichen Ladegeräte. Ab Mitte 2016 soll die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) die Fahrzeuge von Ebusco mit Sitz in Helmond (NL) über einen längeren Zeitraum im Münchener Busnetz erproben, anfangs auf der Linie 100 zwischen Haupt- und Ostbahnhof.

Bis zu 300 Kilometer Reichweite?

Die beiden knapp zwölf Meter langen Solobusse nutzen Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulatoren mit einer Kapazität von rund 300 Kilowattstunden als Energiespeicher. Die Ladung der Batterien erfolgt über Nacht im Betriebshof. Die Reichweite der Busse beträgt bei vollem Energiespeicher nach Herstellerangaben rund 300 Kilometer. Dies entspräche der erforderlichen Tagesfahrleistung eines Busses im MVG-Netz. Unterwegs wandelt der Motor – wie vom Hybridbus bekannt – Bremsenergie in elektrische Energie um, die in den Akkumulatoren gespeichert wird und für den Betrieb zur Verfügung steht.

Energiefresser Heizung im Visier

Einer der beiden Busse verfügt – zusätzlich zur Elektroheizung – über eine konventionelle Dieselheizung, so dass der Heizenergiebedarf hier nicht zulasten der Batterie und damit der Reichweite geht. Die MVG will so analysieren, inwiefern sich der große Stromverbrauch zum Heizen des Fahrgastraums bei kalten Außentemperaturen bei den derzeit üblichen Batteriekapazitäten optimieren lässt. Dazu werden laufend Daten erhoben.

Diesel bleibt vorerst erste Wahl

"Vollelektrische Busse sind klar unser Zukunftsziel, um vollständig unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein. Bisher sind lediglich Prototypen am Markt – übrigens fast ausschließlich Solobusse, die wir aber in München immer weniger einsetzen, weil wir zunehmend größere Fahrzeuge brauchen", erklärt Herbert König, Vorsitzender der MVG-Geschäftsführung. "Bis Fahrzeugtechnik, Batterien und Ladeinfrastruktur serienreif und E-Busse letztlich wirtschaftlich einsatzbar sind, werden noch ein paar Jahre vergehen. Bis dahin bleiben für den Serieneinsatz unsere hochmodernen Dieselbusse erste Wahl. E-Busse müssen nicht nur leistungsfähiger, sondern auch noch deutlich kostengünstiger werden", betont der MVG-Chef.

Flexibler Einsatz wichtig

Seit 2013 testeten die SWM und die MVG bereits sechs unterschiedliche Elektrobusse für jeweils einige Wochen im Münchner Busnetz. Die von den Herstellern angegebenen Reichweiten konnten in der Regel noch nicht erreicht werden, teilt der Flottenbetreiber mit. "Elektrobusse, die auf Zwischenladungen im Netz angewiesen sind, daher eine teure Ladeinfrastruktur und Ladezeiten etwa an Endhaltestellen erfordern und nicht mehr flexibel einsetzbar sind, beispielsweise im Schienenersatzverkehr, haben wir nicht im Fokus", verdeutlicht König.

Zuschuss von der Stadt

Das jetzt gestartete Projekt unterstützt die Landeshauptstadt München im Rahmen des "Integrierten Handlungsprogramms zur Förderung der Elektromobilität" (IHFEM).