VGN-Gutachten zum 365-Euro-Ticket

Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass nur wenige zusätzliche Fahrten durch die Einführung dieser günstigen Tarifmodelle generiert würden.

Signifikant mehr Fahrgäste können durch die Einführung eines 365-Euro-Tickets wohl nicht generiert werden. (Foto: VAG/Dieter Kachelrieß)
Signifikant mehr Fahrgäste können durch die Einführung eines 365-Euro-Tickets wohl nicht generiert werden. (Foto: VAG/Dieter Kachelrieß)
Claus Bünnagel

Bereits zum 1.8.2020 wurde im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) das 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende eingeführt. Hinsichtlich der Frage, ob ein solches Ticket für alle Fahrgäste im Verbundraum realisiert werden könnte, hat der VGN im Mai 2021 eine Studie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen nun vor. Die wichtigsten Fragestellungen betreffen das Nachfragepotenzial des Tickets, die Auswirkungen auf die Fahrgeldeinnahmen, die finanziellen Folgen für Städte und Landkreise sowie die Prognose möglicher Fahrgastgewinne. Insgesamt hat die Studie sieben verschiedene Tarifmodelle untersucht und miteinander verglichen. 

Das Studienergebnis

Die Gutachter kommen zu dem Ergebnis, dass nur wenige zusätzliche Fahrten durch die Einführung dieser günstigen Tarifmodelle generiert würden. Durch die Einführung der vergünstigten Jahreskarten würden aber Mehrkosten von 55 bis 100 Mio. Euro pro Jahr entstehen. Die Modellberechnungen zeigen, dass der weit überwiegende Teil der Ticketkäufer bereits vorhandene Fahrgäste wären, die von ihrer bisherigen Fahrkarte zur günstigeren Jahreskarte wechseln. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass nur 1,9 bis 3,2 % an zusätzlichen Fahrten durch diese Vergünstigung des Angebots hinzukommen würden. 

Begrenzter Nutzen

Aus Sicht der Verbundgesellschaft hätte eine Flatrate für den ÖPNV durchaus Vorteile. Sie würde den Menschen den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln grundsätzlich erleichtern. Wie die Studie aber aufzeigt, wäre die tatsächliche Wirkung des Tickets auf die Nachfrage sowie auf die Wahl des Verkehrsmittels ziemlich gering. Die Tarifmaßnahme erfordere dauerhaft einen hohen finanziellen Einsatz, ohne dass dabei das ÖPNV-Angebot in seiner Substanz verbessert würde. 

Zunächst werden sich die Gebietskörperschaften und ihre Gremien wie auch die Verkehrsunternehmen intensiv mit den Ergebnissen der Studie beschäftigen. Sie werden dabei den Nutzen und die Kosten jeweils für sich prüfen. Dazu gehören auch die Fragen der Finanzierung sowie der Abgleich mit den verkehrspolitischen Zielen. Auch mit dem Bayerischen Verkehrsministerium wird ein Austausch erfolgen. Im Anschluss geht es darum, einen Beschluss zu fassen, der von allen Partnern im VGN getragen und umgesetzt werden kann.