Forsa-Umfrage: Angst vor Ansteckung im ÖPNV fährt in Corona-Zeiten mit

48 % der Befragten fühlen sich momentan in den öffentlichen Verkehrsmitteln eher oder sehr unsicher – das ist eines der Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv).

Was Fahrgäste nicht nur in Pandemie-Zeiten über den ÖPNV denken – darüber gibt die aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des vzbv Auskunft. (Foto: vzbv)
Was Fahrgäste nicht nur in Pandemie-Zeiten über den ÖPNV denken – darüber gibt die aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des vzbv Auskunft. (Foto: vzbv)
Martina Weyh

1.501 Personen ab 18 Jahren wurden in der von der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Auftrag gegebenen Forsa-Studie „Öffentlicher Verkehr und Corona“ zwischen 19. November und 4. Dezember 2020 befragt – knapp die Hälfte macht sich bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel Sorgen über eine mögliche Ansteckungsgefahr.   

Ein wichtiger Grund für den massiven Einbruch der Fahrgastzahlen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei das geringe Sicherheitsgefühl der Fahrgäste in Bussen und Bahnen – dieses Resümee zieht der vzbv nach Auswertung der Umfrage.

„Die Corona-Krise ist eine besondere Herausforderung für Fahrgäste und Verkehrsunternehmen. Um den ÖPNV nicht nur in der Krise, sondern auch langfristig zu stärken, sind zusätzliche, kundenorientierte Maßnahmen notwendig. Gleichzeitig wirft sie ein Schlaglicht auf altbekannte Probleme und Defizite“, sagt Marion Jungbluth, Leiterin Team Mobilität und Reisen beim vzbv.

Nach Einschätzung des vzbv würden Fahrzeuge jetzt viel früher als zu voll wahrgenommen und die Bereitschaft auf vollen Bahnsteigen auf verspätete Verkehrsmittel zu warten, nehme noch mehr ab. Verkehrsunternehmen und Politik müssten jetzt das Vertrauen in die Sicherheit von Bus und Bahn wiederherstellen.

„Alle Maßnahmen, die den Gesundheitsschutz im ÖPNV erhöhen, müssen jetzt geplant und schnell umgesetzt werden. Plakate, die an die AHA-Regeln erinnern, reichen schon lange nicht mehr aus“, so Jungbluth weiter.

Laut Forsa-Studie

  • fühlen sich 48 % der Befragten momentan in den öffentlichen Verkehrsmitteln eher oder sehr unsicher.
  • stimmte jeder zweite Befragte (51 %) eher nicht oder überhaupt nicht der Aussage der Verkehrsunternehmen zu, dass die Ansteckungsgefahr in den Fahrzeugen gering sei.
  • wünschen sich 89 % der Umfrageteilnehmer mehr Verbindungen und mehr Fahrzeuge im Einsatz.
  • sind 87 % der Befragten für das konsequente Aussprechen von Geldbußen bei Nichtbeachtung der Maskenpflicht.
  • sprechen sich 81 % für eine bessere Belüftung der Fahrzeuge aus.
  • sind ebenfalls 81 % für eine stärkere Lenkung von Fahrgastströmen an Bahnhöfen, um Kontakte zu minimieren und das Infektionsrisiko einzudämmen.

Auch jenseits von Corona viele Probleme

Unabhängig von den besonderen Herausforderungen in Pandemiezeiten, sehen viele Verbraucher bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nach wie vor grundsätzliche Probleme. Unübersichtliche Tarifsysteme (56 %), zu hohe Ticketpreise (54 %) oder zu volle Verkehrsmittel (52 %) bewerten die Befragten als eher oder voll und ganz kritisch. Jeder zweite Verbraucher (50 %) ärgert sich über unpünktliche Verkehrsmittel.

„Wie der öffentliche Verkehr von morgen aussieht, muss heute entschieden werden. Neue Ansätze wie Mindesterreichbarkeitsstandards oder unabhängige Qualitätstests sind notwendig, um einen zukunftsfähigen ÖPNV zu gestalten, der seine Fahrgäste in den Mittelpunkt rückt. Dafür braucht es neben einer ernsten politischen Absichtserklärung auch einen entsprechenden gesetzlichen Rahmen“, ist Marion Jungbluth überzeugt.

Die komplette Studie finden Sie hier.