ÖPNV-Kundenbarometer 2021: Fahrgastzufriedenheit gestiegen

Die jährlich vom Marktforschungsunternehmen Kantar aufgelegte Studie umfasst insgesamt ca. 20.000 repräsentative Telefon- und Online-Interviews mit ÖPNV-Nutzern, die in insgesamt 37 Bedienungsgebieten von kommunalen Verbünden und Verkehrsunternehmen in Deutschland und Österreich erhoben wurden.

In der Kantar-Studie zur Zufriedenheit der Fahrgäste mit dem ÖPNV belegen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) auch in diesem Jahr wieder den Spitzenplatz mit einem Wert von 2,24 vor der Freiburger Verkehrs AG (VAG) mit 2,28. (Foto: pixabay/Lykaon)
In der Kantar-Studie zur Zufriedenheit der Fahrgäste mit dem ÖPNV belegen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) auch in diesem Jahr wieder den Spitzenplatz mit einem Wert von 2,24 vor der Freiburger Verkehrs AG (VAG) mit 2,28. (Foto: pixabay/Lykaon)
Martina Weyh

Das Marktforschungsunternehmen Kantar hat auch im aktuellen zweiten Jahr der Corona-Pandemie die ÖPNV-Nutzung und die Zufriedenheit der Fahrgäste mit dem öffentlichen Nahverkehr untersucht.

Insgesamt 37 Nahverkehrsanbieter beteiligten sich an der ÖPNV-Vergleichsstudie – um die Qualitätswahrnehmung der Fahrgäste zu ermitteln, wurden rund 20.000 Interviews telefonisch und online durchgeführt. Ein besonderer Aspekt war auch 2021 die Beurteilung des Krisenmanagements der Verkehrsanbieter im Umgang mit der Corona-Pandemie.

Für die Studie hat das Marktforschungsunternehmen gezielt Nutzerinnen und Nutzer in der Studie berücksichtigt, die bereits vor der Pandemie regelmäßig mehrmals in der Woche öffentliche Verkehrsmittel genutzt haben. Dadurch können die aktuellen Ergebnisse sehr gut mit den Werten aus der Vergangenheit verglichen werden.

ÖPNV wird Pandemie-bedingt weniger genutzt

Insgesamt müssen die Nahverkehrsanbieter aktuell auf zwischen 11 und 38 % ihrer Fahrgäste verzichten. Deutschlandweit nutzt rund ein Drittel der eigentlichen ÖPNV-Nutzer den Nahverkehr aktuell gar nicht mehr. Ein weiteres Drittel nutzt die öffentlichen Nahverkehrsmittel seltener als vor der Pandemie.

Der Grund dafür ist größtenteils der Wegfall von Wegen. Die Angst vor Ansteckung ist als Grund gegenüber der letzten Erhebung im Herbst 2020 deutlich zurückgegangen. Von den Personen, die den ÖPNV aktuell nicht oder seltener nutzen, wollen 70 % Bahnen und Busse nach dem Ende der Pandemie wieder häufiger nutzen. Weitere 9 % wissen laut Studie noch nicht, ob sie wieder zu ihrem altem Nutzungsverhalten zurückkehren. Allerdings geben auch knapp 22 % der Nutzer an, dass sie nicht mehr so häufig den ÖPNV nutzen werden wie vor Corona.

Ergebnisse

Im Ranking der Verkehrsunternehmen belegen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) bei der Globalzufriedenheit mit dem ÖPNV mit einem Wert von 2,24 erneut den Spitzenplatz. Es folgen die Freiburger Verkehrs AG (VAG) mit 2,28 und ebenfalls mit „sehr guten“ Werten von 2,30 bis 2,40 Paderborn (PaderSprinter), Rostock (RSAG), Tübingen (TüBus), Ulm (SWU), Münster (SWMS) sowie Hannover (ÜSTRA).

Ein „gutes“ Ergebnis bei der Globalzufriedenheit erzielte mit 2,43 der als Verbund teilnehmende Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), gefolgt vom HVV (Hamburg und Region) mit ebenfalls „guten“ 2,56.

Ausschlaggebend für den Grad der Zufriedenheit mit den Nahverkehrsunternehmen sind in erster Linie angebots- und preisbezogene Faktoren wie Linien- und Streckennetz, Anschlüsse, Taktfrequenz und Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Spitzenreiter bei der Globalzufriedenheit liegen bei diesen Leistungsmerkmalen fast ausnahmslos in der vorderen Hälfte unter allen Teilnehmenden.

Corona-Management

Aktuell ist zudem die Zufriedenheit mit dem Corona-Krisenmanagement der Verkehrsunternehmen ein wichtiger Aspekt, der sich auf die Globalzufriedenheit auswirkt. Bei der Beurteilung des Krisenmanagements steht der PaderSprinter mit 2,45 ganz vorne, dicht gefolgt von Tübingen (TüBus) mit 2,48 und der Vestischen (im Kreis Recklinghausen und den Städten Bottrop und Gelsenkirchen), denen mit 2,57 ebenfalls ein „gutes“ Krisenmanagement bescheinigt wird.

Linien- und Streckennetz/Anschlüsse

Betrachtet man die Leistungsmerkmale, die das ÖPNV-Angebot der Verkehrsanbieter beschreiben, gibt es mehrere Unternehmen, die hier mit einer „sehr guten“ Bewertung ins Auge fallen: TüBus erreicht den ersten Platz für das Linien- und Streckennetz mit 2,20, gefolgt von der DVB mit 2,24 und der ÜSTRA mit immer noch „sehr guten“ 2,31. Letztgenannte ist führend mit jeweils guten Bewertungen bei Anschlüssen (2,47) und Taktfrequenz (2,46). Ebenfalls „gute“ Bewertungen für Anschlüsse erhalten Innsbruck (IVB) mit 2,49, die DVB mit 2,56 und TüBus mit 2,59. Die Ränge zwei bis vier beim Takt erringen mit jeweils „guten“ Bewertungen die IVB (2,51), BremerhavenBus (2,55) sowie TüBus.

Schnelligkeit

Bei Schnelligkeit steht die SWU mit einem Wert von 2,19 – und damit der besten Bewertung aller Leistungsmerkmale – an der Spitze, gefolgt von der ÜSTRA mit 2,23 und der RSAG mit ebenfalls sehr guten 2,26. Die RSAG wiederum ist mit „sehr guten“ 2,23 bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit führend, dicht gefolgt von der IVB (2,24, SWU (2,28), ÜSTRA (2,30) und der VAG (2,35).

Sauberkeit und Platzangebot

Bei den verkehrsmittelbezogenen Merkmalen liegen die IVB mit zwei sehr guten ersten Plätzen bei Komfort (2,28) und bei Sauberkeit und Gepflegtheit (2,21) sowie einem „guten“ ersten Platz beim Platzangebot (2,52) ) vorn.

Ebenfalls eine „sehr gute“ Bewertung von 2,37 erhält Hameln-Pyrmont (NHP – die Öffis) für die Sauberkeit und Gepflegtheit seiner Fahrzeuge; beim Platzangebot folgt knapp hinter den IVB auf einem „guten“ Medaillenplatz die SW Biberach mit 2,54.

Fahrgastinformationen

Für Informationen im Fahrzeug wählten die Biberacher ihr Verkehrsunternehmen zum „sehr guten“ Ersten mit einem Wert von 2,24, gefolgt von der RSAG mit 2,28. Führend bei der Bewertung der Informationen bei Störungen oder Verspätungen im Fahrzeug ist – wenngleich nur mit einer „eher schlechten“ Bewertung – die ÜSTRA mit 2,94, ganz knapp gefolgt von Halle (HAVAG) mit 2,95.

Sicherheit

Die Goldmedaillen bei den Sicherheitsmerkmalen gehen für die Sicherheit tagsüber an die Ulmer SWU: An den Haltestellen erreicht außer Ulm (2,40) kein Verkehrsunternehmen ein „Sehr gut“, bei der Sicherheit im Fahrzeug folgen dicht hinter der SWU (2,33) mit allesamt „sehr guten“ Werten BOGESTRA in Bochum und Gelsenkirchen und regiobus Hannover (jeweils 2,38) sowie Mainzer Mobilität (2,39).

Die ersten Plätze für die Sicherheit abends gehen an die Innsbrucker IVB, mit einem Wert von 2,30 im Fahrzeug und 2,63 an den Haltestellen. „Sehr gute“ Werte bei der abendlichen Sicherheit im Fahrzeug erreichen auch die Öffis (2,35) und TüBus (2,38). Auf den nur „guten“ ersten Platz der IVB bei der abendlichen Sicherheit an den Haltestellen folgen ebenfalls TüBus (2,76) und die Öffis (2,77), allerdings nur mehr im „eher guten“ Bewertungsbereich.

Haltestellen

Auch bei den Haltestellenmerkmalen tun sich die Innsbrucker IVB mit vier von sieben Spitzenplätzen klar hervor: Mit 2,41 erlangt Innsbruck sowohl das einzige „Sehr gut“ für Fahrplaninformationen an den Haltestellen als auch – mit 2,69 – die einzige „gute“ Bewertung für Sauberkeit und Gepflegtheit der Haltestellen. Für Informationen bei Störungen und Verspätungen an den Haltestellen werden die IVB mit „eher guten“ 2,75 bewertet, dicht gefolgt von der RSAG mit 2,76.

Für Komfort und Ausstattung der Haltestellen erhält Innsbruck selbst als Spitzenreiter mit 2,84 die einzige nur noch „durchschnittliche“ Bewertung bei diesem Leistungsmerkmal. Zweimal geht Gold an BremerhavenBus bei den haltestellenbezogenen Merkmalen mit jeweils einem „Gut“: Für Informationen zur Orientierung an den Haltestellen erhält Bremerhaven mit 2,60 die einzige „gute“ Bewertung, für Barrierefreiheit seiner Haltestellen gibt es von den Kunden eine „gute“ 2,59; TüBus ist dem Spitzenreiter hier dicht auf den Fersen mit 2,60.  Die letzte Goldmedaille in der Kategorie Haltestellen erringt der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) für seine Fahrradabstellplätze mit einer Bewertung von 3,20.

Tarife

Die inzwischen vier Jahre zurückliegende Tarifreform der Öffis in Hameln-Pyrmont scheint die Fahrgäste weiterhin zu begeistern. Die Öffis verteidigen ihre ersten Plätze aus den vergangenen drei Jahren mit einem „Gut“ sowohl fürs Preis-Leistungsverhältnis (2,65) als auch für das Fahrkartensortiment (2,54), wo den Öffis regiobus Hannover (2,56) und die SW Biberach (2,57) mit ebenfalls „guten“ Bewertungen dicht auf den Fersen sind. Beim Tarifsystem werden die Öffis (2,70) von Biberach (2,66) auf einen guten zweiten Platz verwiesen.

Kundenbeziehungen/Personalkompetenz

Bei den Leistungsmerkmalen im Paket Kundenbeziehung werden die Öffis viermal – und damit so häufig wie kein anderer ÖPNV-Anbieter – auf den ersten Platz gewählt: Sie erhalten ein „Sehr gut“ für ihre Kunden-Zentren (2,23) und den gedruckten Fahrplan zu Hause (2,30) sowie jeweils „Gut“ für die Kompetenz des Fahrpersonals (2,44) und die telefonische Auskunft (2,45). Für die Freundlichkeit ihres Personals erhalten die SWMS (2,35) das einzige „Sehr gut“ bei diesem Merkmal.

Die Freundlichkeit des Fahrpersonals wird bei drei Verkehrsunternehmen mit „Sehr gut“ bewertet, nämlich der SWN Verkehr in Neumünster (2,27), den Öffis und dem PaderSprinter (jeweils 2,34). Bei der Kompetenz des Fahrpersonals können vier Unternehmen im „guten“ Bereich punkten: An erster Stelle die Öffis (2,44), gefolgt vom BremerhavenBus (2,49), der VWG Oldenburg (2,50) und der ÜSTRA (2,58).

Umweltfreundlichkeit

Für Unternehmensaktivitäten zur Schonung der Umwelt gibt es von den Kunden viermal „Gut“, nämlich für den TüBus (2,45), die VWG (2,46), die ÜSTRA (2,54) und die SWMS (2,57).

Online-Auftritt/Fahrplanauskunft

Die drei besten Plätze mit „guten“ Bewertungen für den Internet-Auftritt eines Verkehrsunternehmens belegen Bremerhavenbus (2,43), die DVB (2,47) und die IVB (2,48). Bei den Internet-Auftritten eines Verkehrsverbundes führt der VVO (2,48). Das Ranking der Fahrplanauskunft im Internet wird von der DVB mit 2,28 angeführt, gefolgt von den SW Biberach mit ebenfalls „sehr guten“ 2,36. Unter den zahlreichen „sehr guten“ Apps und mobilen Infos für das Smartphone tun sich drei Anbieter besonders hervor: DVB, SW Rüsselsheim und SWMS teilen sich gleichbewertet mit jeweils 2,31 die Spitzenposition.

Fahrkartenautomaten

Für Fahrkartenautomaten gibt es allenfalls „gute“ Bewertungen: RSAG (2,61) und DVB (2,63) führen hier das Feld an, für eigene Fahrkartenverkaufs-stellen erhalten nur die IVB (2,41) ein „Sehr gut“, und private Fahrkartenverkaufsstellen der SWMS (2,58) und der ÜSTRA (2,59) erhalten immerhin „gute“ Bewertungen.

Fazit – die besten ÖPNV-Unternehmen laut Kantor-Studie

Von allen Unternehmen wurde die DVB von ihren Kunden am besten beurteilt. Auf dem ersten Platz aber stehen die Dresdner unter allen Leistungsmerkmalen nur bei zweien. Am häufigsten einen Platz auf dem Treppchen hat hingegen die IVB Innsbruck mit 16 Medaillenplätzen erobert, gefolgt von den Öffis mit 12 Medaillenplätzen und dem PaderSprinter, der zehn Mal einen Platz unter den Top 3 erobern konnte.