Studie: Starke Überlappung zwischen Bahn- und Fernbus-Nutzern

Laut „Pricing Lab 2017“ liegt Nutzeranteil des Fernlinienbusses bei 13 Prozent.
Kapazitätsreduktionen und Preiserhöhungen haben nach dem Entstehen eines Quasi-Monopols 2016 für FlixBus zu ersten Sättigungseffekten im Fernbusmarkt geführt, so die Studienmacher. (Foto: FlixBus)
Kapazitätsreduktionen und Preiserhöhungen haben nach dem Entstehen eines Quasi-Monopols 2016 für FlixBus zu ersten Sättigungseffekten im Fernbusmarkt geführt, so die Studienmacher. (Foto: FlixBus)
Anja Kiewitt

Fernlinienbusse (FLB) ersetzen nicht wie gewünscht – und vor der Marktliberalisierung prognostiziert – primär den Pkw. Stattdessen gibt es eine starke Überlappung bei den Nutzern von Fernbus und Bahn. Das geht aus der aktuellen Studie „Pricing Lab 2017“ der Bonner Unternehmensberatung Exeo Strategic Consulting AG und des Nürnberger Marktforschungsunternehmens Rogator AG hervor. Die Studie wird jährlich mehrmals durchgeführt, Grundlage ist eine repräsentative Befragung von etwa 1.000 Personen ab 18 Jahren.

FLB-Nutzeranteil bei 13 Prozent

In der aktuellen Untersuchung geben 13 Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Monaten eine Fernbusreise unternommen haben. Allerdings ist die Nutzungsintensität im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln relativ gering, so dass der Modalanteil des Fernbusses an allen Reisen ab 50 Kilometer Entfernung bei etwa ein bis zwei Prozent liegt. Kapazitätsreduktionen und Preiserhöhungen haben zudem nach dem Entstehen eines „Quasi-Monopols“ 2016 für die Münchener FlixMobility GmbH (FlixBus) auch zu ersten Sättigungseffekten im neuen Markt geführt, so die Studienmacher.

Starke Überlappung zwischen Bahn und FLB

Interessantes Detail: Drei Viertel der Nutzer von FLB sind auch Bahnnutzer. Dabei beträgt der Anteil der Bahnnutzer in der Bevölkerung nur knapp 30 Prozent. Gegenüber einem mittleren FLB-Nutzeranteil von 13 Prozent zeigen sich deutlich überdurchschnittliche Anteile bei Befragten unter 30 Jahren (20 Prozent), beim Wohnort in Städten von mindestens 0,5 Millionen Einwohnern (22 Prozent), bei Auszubildenden (28 Prozent) und bei Nutzern der Bahn (33 Prozent). Auch in der Gruppe der BahnCard-Besitzer, den Stammkunden des Bahnfernverkehrs, ist die Fernbus-Nutzung doppelt so häufig wie im Mittel der Bevölkerung.

Potenzial für zusätzliche Reisen

In der Studie wurde zudem für Bahn und Fernbus abgefragt, ob es in den letzten zwölf Monaten Situationen gab, in denen das Verkehrsmittel erwogen, aber letztendlich nicht genutzt wurde. Der Erwäger-Anteil liegt für das Verkehrsmittel Bahn mit 21 Prozent etwa doppelt so hoch wie für den Fernbus (elf Prozent). Die Affinität der Fernbus-Nutzer für die Bahn wird auch daran deutlich, dass in dieser Gruppe 40 Prozent der Befragten angeben, Reisen mit der Bahn erwogen zu haben (dieser Anteil ist doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Befragten). Auf der anderen Seite geben 44 Prozent der Befragten an, dass die Nutzung des Fernbusses grundsätzlich für sie nicht in Frage kommt. Dieser „Ablehner-Anteil “ ist seit 2013 deutlich erhöht. Damit wird aber auch deutlich, dass das Angebot von Flixbus nicht jeden Fernreisenden erreicht. Zusätzlich wird erkennbar, dass die anfängliche Euphorie hinsichtlich des „neuen Busangebots“ durch einen Realitätscheck im fünften Jahr nach der Marktliberalisierung deutlich gedämpft ist, resümieren die Studienmacher. Die Weiterempfehlungsabsicht der Bahn- und Fernbus-Kunden sei aber annähernd gleich gut.

Einen umfassenden Hintergrundbericht zu den veränderten Mobilitätsstrukturen im 2013 liberalisierten Markt für Reisen mit dem Fernbus finden busplaner-Leser in der kommenden Ausgabe 11/2017, die am 22. November erscheint.