In 35 Minuten in England: 2015 fuhren fast 60.000 Reisebusse von Calais durch den Eurotunnel nach Folkestone. (Foto: Eurotunnel)
Anja Kiewitt

Auf der französischen Seite des Eurotunnels in Coquelles bei Calais sollen im kommenden Jahr ein großes Vier-Sterne-Wellnesshotel, ein Golfclub sowie eine Freizeitanlage unter anderem mit Segelmöglichkeiten und einem Reitstall entstehen. Das teilt Eurotunnel - le Shuttle, der Betreiber des Autozugs durch den zweigleisigen Tunnel, mit. Die neuen Attraktionen sollen demnach Reisegästen beiderseits des Ärmelkanals einen zusätzlichen Stopp vor oder nach der Kanalüberquerung ermöglichen. Gemeinsam wollen die beiden Tourismusorganisationen Visit Kent Limited England, Canterbury (GB), und Nord-Pas-de-Calais Tourismus (Frankreich) dazu touristische Konzepte und Programme entwickeln, so Eurotunnel.

Beruhigung der Flüchtlingssituation

Seit seiner Eröffnung am 6. Mai 1994 entstanden an dem 50,45 Kilometer langen Tunnel demnach bereits ein Mega-Einkaufszentrum, Restaurants und Designer-Shopping Outlets. Dank einer Beruhigung der in den vergangenen Jahren immer wieder eskalierenden Flüchtlingssituation in Calais (busplaner berichtete), verzeichnen die im besonderen Maße von Touristen-Reisebussen genutzten Shuttle-Züge im Eurotunnel derzeit eine kontinuierlich wachsende Nachfrage, teilt der Autozug-Betreiber mit. Demnach habe es seit einem Jahr keine Vorfälle mehr mit illegalen Einwanderern auf dem Eurotunnel-Gelände gegeben. „Die Prognose für Reisegruppen nach Großbritannien ist für 2017 sehr positiv. Der Wechselkurs zwischen Pfund und Euro spielt hierbei eine große Rolle“, betont Eurotunnel-Verkaufsleiter Bustouristik Joël Fauquette.

100 Millionen Euro für die Sicherheit

Insgesamt habe die Eurotunnel-Gruppe im vergangenen Jahr mehr als 100 Millionen Euro in die Sicherheit investiert. Zudem führte die britische Regierung sogenannte „Exit Checks“ für den gesamten Ausreiseverkehr ein (busplaner berichtete). An neuen Kontrollstationen am Eurotunnel-Busparkplatz in Folkestone werden nun bei der Ausreise aus Großbritannien bis zu 60 Ausweise beziehungsweise Reisepässe in weniger als fünf Minuten ohne Zeitverzug für die Reisebusse kontrolliert, so der Betreiber.

35 Minuten Überfahrt

Insgesamt traten demnach 2015 fast 60.000 Reisebusse von Calais aus die 35-minütige Überfahrt durch die beiden Eisenbahntunnel im Eurotunnel-le Shuttle nach Folkestone (Kent, UK) an. „Nicht nur unsere Kanal-Überfahrt ist sehr kurz, sondern auch die Weiterfahrt zu den angrenzenden Autobahnen. Busfahrer finden beispielsweise einen sehr schnellen Zugang zur Autobahn M20 nach London", erläutert Fauquette die Vorteile des Eurotunnels gegenüber anderen Verkehrsträgern zwischen dem Festland und dem Vereinigten Königreich.

Täglich 400 Züge mit je zwölf Bussen

Pro Tag fahren ihm zufolge 400 Züge durch den Ärmelkanal. Jeder Shuttle-Zug befördere bis zu zwölf Reisebusse. Der automatische Check-in erfolge 45 Minuten vor Abfahrt. In die 4,20 Meter hohen, drei Meter breiten und 23 Meter langen Waggons können Reisebusse laut Fauquette dann ohne zusätzlichen Stopp am Bahnsteig direkt einfahren. Über GSM-P-Netz WLAN können die Passagiere dem Verkaufsleiter zufolge auch 100 Meter unter dem Meeresspiegel telefonieren oder im Internet surfen. Unabhängig vom Wetter fahre „Le Shuttle“ im 15-Minuten-Takt, 24 Stunden pro Tag an 365 Tagen im Jahr. Der Preis pro Bus bleibe gleich, egal wie viele Passagiere in ihm Platz nehmen. Und da „Le Shuttle“ mit Elektrizität fahre, gebe es auch keine Dieselzuschläge.