ADAC-Bustest 2004

Mängel bei Fahrpersonal und Zeitplanung
Redaktion (allg.)
Der ADAC hat in einer Pressekonferenz am 23. September in München die Ergebnisse des diesjährigen Tests von Busfahrten vorgestellt. Test-Durchführung: Vom 25. April bis zum 17. Juli waren die Prüfer der Gesellschaft für Technische Überwachung auf 19 Ferienreisen, 14 Ausflugsfahrten und vier Reisen mit Mietomnibussen unterwegs, zunächst inkognito, später gaben sie sich als Tester zu erkennen. Die Prüfer legten dabei mehr als 50.000 Kilometer mit 64 Busfahrern zurück und waren durchschnittlich 20 Stunden an Bord eines Busses. Die Auswahl der Reisen übernahm das Institut für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung, die die repräsentative Stichprobe (1,6 Prozent) aus 5.014 Unternehmen festlegte. Grundlage der Tests war die bereits im letzten Jahr mit Experten der Busbranche erarbeitete Checkliste, die sich an EU-Regelungen und gesetzlichen Vorschriften in Deutschland orientiert. Die Hauptkriterien des Prüfkataloges und ihre Gewichtung sind: - Sicherheitsinfos für Fahrgäste - Gewichtung 10 Prozent - Sicherheitsmanagement im Unternehmen - Gewichtung 5 Prozent - Konstruktion und Stabilität des Busses - Gewichtung 5 Prozent - Technischer Zustand des Busses - Gewichtung 18 Prozent - Sicherheitsausstattung - Gewichtung 14 Prozent - Notfallausrüstung - Gewichtung 18 Prozent - Fahrer und Personal - Gewichtung 30 Prozent Ergebnis: Der ADAC konnte eine "zwar kleine, aber dennoch erfreuliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr" feststellen. Vor allem über die technische Qualität der Fahrzeuge könne man "nicht meckern" meinte ADAC-Vizepräsident für Tourismus Max Stich. Von den 37 getesteten Bussen erhielten 35 die Note "sehr gut", zwei die Note "gut". Mängel gibt es aber im Bereich des Sicherheitsmanagements in den Unternehmen und auf Seiten des Fahrpersonals. So hätten viele Busfahrer kein Bewusstsein für die Risiken, würden sich nicht anschallen, keine Sicherheitsinfos für die Fahrgäste geben und zum Teil nachlässig agieren. Die Tester erlebten Busfahrer, die auf dem Standstreifen der Autobahn rückwärts fuhren, während der Fahrt einen Teller mit Wurst auf das Lenkrad stellten, um zu essen, eine Straßenkarte über dem Steuer ausbreiteten oder mit zwei Mobiltelefonen hantierten. Dinge, die sie vielleicht jahrelang so handhabten, die jahrelang gut gingen, die aber heutzutage die Fahrgäste verunsichern und die auf jeden Fall die Aufmerksamkeit des Fahrers beeinträchtigen. Auch die Bordinformationen, die der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) zur Aufklärung der Fahrgäste bzgl. den Sicherheitseinrichtungen bereitstellt, würden von den Unternehmern zu wenig genutzt. Testsieger wurde City Tours Zeitz mit einer Klassenfahrt von Werder nach London (Note "sehr gut"), 13 Unternehmen wurden mit "gut", 16 mit "durchschnittlich", 6 mit "bedenklich" bewertet. Das Schlusslicht bildete Urban-Reisen aus Gladbeck (2003 in ein schweres Busunglück in Italien verwickelt) mit einer Ausflugsfahrt auf die Insel Helgoland. Mehr dazu in der heute erscheinenden Ausgabe von ADAC Motorwelt oder unter www.adac.de. Fazit: Der ADAC betonte, dass er die Tests nicht durchführe, um die Busunternehmer zu verärgern, sondern weil er seit den Unfällen im letzten Jahr immer wieder von besorgten Mitgliedern angerufen werde und den Verbraucherschutz in Sachen Mobilität als eine seiner Hauptaufgaben sehe. "Der ADAC setzt auch in Zukunft alles daran, dass Busreisen nicht durch einige schwarze Schafe in Misskredit gebracht werden und dass der Reisebus seinen Platz als sicherstes Transportmittel vor Auto, Bahn und Flugzeug behält", so Stich. Die Mängel, die sich bei den Tests zeigten, seien regelbar, so der ADAC, doch müssten die Busunternehmer dazu noch etwas mehr beitragen. Ein kritischer Punkt sei die Zeitplanung der Reisen, der die Fahrer immer wieder in Zeitdruck bringe. Auch könne man nicht verlangen, dass ein Busfahrer Fahrertrainings in seiner Freizeit absolviere und von seinem niedrigen Gehalt finanziere. Hier müssten die Unternehmer in Zukunft noch mehr investieren. Enttäuscht zeigte sich der ADAC von dem Beschluss der bdo-Delegierten im letzten Jahr, kein Gütesiegel einführen zu wollen. Aus betriebswirtschftlicher Sicht sei diese Weigerung nicht nachvollziehbar, da die Kunden bereit seien, für mehr Sicherheit auch einen Aufpreis von rund zehn Prozent zu bezahlen, wie eine Umfrage des ADAC im März ergab. Ein Sicherheitssiegel könne sehr gut als Marketinginstrument genutzt werden. Der Landesverband Thüringer Omnibusunternehmer (LTO) und der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) haben bereits ein Zertifikat "Busqualität Thüringen" bzw. das GVN-Prädikat umgesetzt. - Lesen Sie dazu die Meldungen in unserer letzten Ausgabe busplaner 9-2004.