Bitkom-Studie: Große Mehrheit würde eigene Mobilitätsdaten teilen

Mit Daten gegen Staus, volle Busse und Bahnen – 91 % der befragten Bundesbürgerinnen und Bundesbürger wäre unter bestimmten Voraussetzungen bereit, die ihrigen in anonymisierter Form bereitzustellen.

„Mobilitätsdaten sind der Schlüssel zu einem nachhaltigen, klimafreundlichen und zugleich sicheren Verkehr der Zukunft“, ist Bitkom-Präsident Achim Berg überzeugt. (Foto: Bitkom)
„Mobilitätsdaten sind der Schlüssel zu einem nachhaltigen, klimafreundlichen und zugleich sicheren Verkehr der Zukunft“, ist Bitkom-Präsident Achim Berg überzeugt. (Foto: Bitkom)
Martina Weyh

Wo fließt gerade der Autoverkehr in der Stadt und wo stockt er? Wo genau droht Glatteis? Wie voll sind Bus- und Bahn? Oder wie komme ich am schnellsten ins Büro, wenn die S-Bahn nicht fährt? Antworten auf diese Fragen können Mobilitätsdaten liefern, etwa Daten von Verkehrsunternehmen oder Standortdaten von Fahrgästen über das Smartphone.

Der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche (Bitkom) hat in einer repräsentativen Umfrage Antworten auf folgende Fragen gesucht:

  • Unter welchen Bedingungen wären Sie bereit, Ihre persönlichen Mobilitätsdaten, also etwa Daten zu Staus oder zu Ihren genutzten Verkehrsmitteln, in anonymisierter Form automatisch zur Verfügung zu stellen?
  • An unterschiedlichen Stellen gibt es bereits heute viele Daten über die Verkehrslage, etwa Abfahrtszeiten, Verspätungen von Bahnen oder Staus auf den Straßen. Sollten diese Daten öffentlich zur Verfügung gestellt werden, z.B. um bestehende Mobilitätsangebote besser zu vernetzen und damit Unternehmen wie Startups neue Angebote entwickeln können?
  • Wenn Sie ganz allgemein an Mobilität in Deutschland denken, welche der folgenden Aussagen treffen dann auf Sie persönlich zu?

Dafür wurden 1.003 Personen ab 16 Jahren in Deutschland telefonisch interviewt – eine breite Mehrheit (91 %) der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger wäre unter bestimmten Voraussetzungen bereit, ihre persönlichen Daten in anonymisierter Form zu teilen. Zugleich sind jeweils 8 von 10 der Meinung, vorhandene Mobilitätsdaten von öffentlichen Einrichtungen (79 %) oder privaten Unternehmen (84 %) sollten für alle nutzbar sein, damit z.B. andere Unternehmen wie Start-ups leichter neue Mobilitätsangebote entwickeln könnten.

„Mobilitätsdaten sind der Schlüssel zu einem nachhaltigen, klimafreundlichen und zugleich sicheren Verkehr der Zukunft. Die Menschen wollen schnell, sicher und mit gutem Umweltgewissen von A nach B und dafür sind sie bereit, Daten zu teilen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Daten statt Diesel und Bits and Bytes statt Benzin, das ist die Formel für die Mobilität der Zukunft.“

Persönlicher Benefit fürs Teilen gewünscht

Nur 6 % würden ihre eigenen Mobilitätsdaten auf keinen Fall zur Verfügung stellen, 3 % waren sich nicht sicher oder machten keine Angabe. 6 von 10 würden ihre Daten bereitstellen, wenn dadurch auf ihrer eigenen Route der Verkehr besser fließen würde (61 %) oder die bestehenden Mobilitätsangebote optimiert würden (57 %).

Die Hälfte (50 %) möchte im Gegenzug Zugriff auf Infografiken, Statistiken oder andere Informationen aus den Daten erhalten. Rund ein Viertel (28 %) würde seine Daten freigeben, wenn dadurch die öffentliche Forschung unterstützt würde. 13 % knüpfen eine Datenweitergabe an eigene finanzielle Vorteile, 15 % wären dazu ohne jede Gegenleistung bereit.

Noch viel zu tun im ÖPNV, auch von der Politik

Lediglich 42 % der Befragten sind mit den Mobilitätsangeboten in Deutschland zufrieden. Nicht einmal ein Drittel (31 %) hält die Mobilitätsangebote hierzulande für innovativ und eine große Mehrheit (81 %) beklagte die ihrer Meinung nach zu hohen Kosten dafür in Deutschland. Zugleich erwarten laut Bitkom-Umfrage 6 von 10 (59 %), dass Angebote, die digitale Technologien wie Apps nutzen, in Zukunft unsere Mobilität dominieren werden. Und wiederum eine große Mehrheit (85 %) sieht die Politik in der Pflicht, digitale Angebote für eine umweltfreundliche und komfortablere Mobilität stärker zu fördern.