Batterien & Wasserstoff – Daimler Buses fährt Doppelstrategie

Das Unternehmen will bis 2030 in jedem Segment lokal CO2-neutrale Modelle anbieten – fokussiert werden dabei zunächst die Kernmärkte in Europa und Lateinamerika. Ab 2025 ist der erste vollelektrische Überlandbus geplant, ab Ende des Jahrzehnts Reisebusse mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb.

Durch die Entwicklung innovativer Busse und Mobilitätslösungen möchte Daimler Buses dazu beitragen, den Verkehr in den Städten umwelt- und ressourcenschonender zu machen. (Foto: Daimler)
Durch die Entwicklung innovativer Busse und Mobilitätslösungen möchte Daimler Buses dazu beitragen, den Verkehr in den Städten umwelt- und ressourcenschonender zu machen. (Foto: Daimler)
Martina Weyh

Daimler Buses setzt bei der Verkehrswende auf eine Doppelstrategie – bis 2030 will das Unternehmen in jedem Segment lokal CO2-neutrale Modelle auf der Basis von Batterien und Wasserstoff anbieten. Der Fokus liegt zunächst auf den Kernmärkten Europa und Lateinamerika, gab Daimler Buses auf seinen eMobility Days am Standort Mannheim bekannt. An der heutigen Veranstaltung (2.5.) nahm auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing als Redner teil.

Schnelle CO2-Neutralität heißt die Devise

Bis 2039 sollen im Kernmarkt Europa nur noch lokal CO2-neutrale Neufahrzeuge vertrieben werden. Im Stadtbus-Segment soll dies bereits ab dem Jahr 2030 in Europa der Fall sein. Zusätzlich zum Ausbau des Portfolios an CO2-neutralen Fahrzeugen will Daimler Buses auch seine Service-Angebote als Generalunternehmer für die komplette elektrische Infrastruktur von Kunden ausbauen.

Auf dem Weg zur weltweiten Elektrifizierung der Personenbeförderung plant Daimler Buses ab 2025 die Markteinführung des ersten vollelektrischen Überlandbusses und ab Ende dieses Jahrzehnts Reisebusse mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb.

„Als weltweit führender Bushersteller ist unsere Ambition eindeutig: Wir wollen einen Beitrag leisten, den Klimawandel zu bekämpfen und Treiber der hierfür nötigen Verkehrswende sein. Dafür verfolgen wir eine klare Elektrifizierungs-Strategie und bringen Busse mit alternativen Antriebstechnologien in Serie auf die Straße. Wir wollen bis 2030 für jedes unserer Segmente in unseren wichtigsten Märkten lokal CO2-neutrale Antriebe anbieten und trauen uns deshalb auch eine klare Verpflichtung zu: Ab spätestens 2030 werden wir im Stadtbus-Segment in Europa nur noch CO2-neutrale Neufahrzeuge anbieten und nicht mehr in Euro VII investieren“, so der Leiter von Daimler Buses, Till Oberwörder.

Brennstoffzelle und neue, leistungsfähigere Batterien für den eCitaro

Ab 2023 will Daimler Buses sein bislang rein batterieelektrisches Stadtbusmodell eCitaro auch mit einer wasserstoffbasierten Brennstoffzelle als Range Extender ausstatten und damit sein Produktportfolio im Stadtbussegment um ein Fahrzeug mit einer Reichweite von bis zu 400 km (Solobus) erweitern. Der Antrieb basiert weiter auf der sehr leistungsstarken Batterie, die Brennstoffzelle dient rein der Verlängerung der Reichweite und nicht als Hauptenergiequelle. Der Wasserstoff kommt gasförmig mit einem Druck von 350 bar zum Einsatz.

Zudem bietet Daimler Buses den eCitaro ab Ende 2022 mit einer neuen Generation von High-Performance-Batterien an. Die hochenergetischen Lithium-Ionen-Batterien sollen die Kapazität pro Batteriezelle um rund 50 % bei gleichem Gewicht erhöhen und zuverlässige Reichweiten von rund 280 km (Solobus) ermöglichen. Die Batterien kommen sowohl im eCitaro, im eCitaro Range Extender sowie im kürzlich vorgestellten vollelektrischen Chassis eO500U aus Brasilien zum Einsatz.

Emissionsfreier Fuhrpark aus einer Hand

Komplettanbieter – Daimler Buses bietet seinen Kunden ein Gesamtsystem für den vollelektrisch angetriebenen eCitaro, das neben der Projektierung und Beratungsleistungen für einen reibungslosen Betrieb einer Elektroflotte auch die komplette Errichtung der Stromversorgungsinfrastruktur beinhaltet. Dazu gehören zudem die entsprechenden Baumaßnahmen, die bei Bedarf schlüsselfertig angeboten werden.

Auf Wunsch erhalten Verkehrsbetriebe so ein abgestimmtes Gesamtpaket aus Bus, Strom- und Ladeinfrastruktur sowie passender Software, digitalen Services, entsprechenden Schulungen für das Personal und Aftersales aus einer Hand.

„Wir betrachten das Thema Elektrifizierung gesamtheitlich und gehen dabei weit über das Fahrzeug hinaus. Wir liefern unseren Kunden die Elektromobilität ‚schlüsselfertig‘, das heißt, sie bekommen von uns alle Bausteine, die sie für einen funktionierenden elektrischen Busverkehr benötigen: Wir liefern die Busse, wir planen die nötige Infrastruktur sowie das Lademanagement, steuern den Umbau des Betriebshofs und schulen das Personal. Unser Ziel ist es, dass die Elektromobilität beim Bus Alltag wird.“

Insbesondere das Lademanagement von batterieelektrisch angetriebenen Bussen ist für einen reibungslosen betrieblichen Alltag bei den Kunden entscheidend. Hier hat Daimler Buses dank der kürzlich bekanntgegebenen strategischen Partnerschaft mit der IVU Traffic Technologies AG sein Portfolio um eine leistungsfähige und speziell auf den eCitaro zugeschnittenen Software zur Flottensteuerung im Hinblick auf das Lademanagement ergänzt.

„Unser Ziel: bis 2030 soll jeder zweite Stadtbus elektrisch fahren.“

Elektrisches Fahrgestell für Lateinamerika

Aber auch weltweit will Daimler Buses die Elektrifizierung vorantreiben – noch in diesem Jahr soll die Produktion des ersten rein batterieelektrischen Busfahrgestells von Daimler Buses für Lateinamerika und Märkte in der Region Ozeanien starten, das speziell an lokale Bedürfnisse angepasst wurde. Das Chassis „eO500U“ mit einer Reichweite von rund 250 km wird am Standort Sao Bernardo do Campo in Brasilien gefertigt und basiert nach Konzernangaben zu weiten Teilen auf der Technologie des eCitaro.

Daimler Buses hat in seinem lateinamerikanischen Hauptmarkt Brasilien bereits 100 Bestellungen für das Chassis entgegengenommen. Die Auslieferung soll zwischen Ende 2022 und Anfang 2023 erfolgen.