Umfrage: busplaner-Leser sehen kaum Folgen für die Bustouristik durch den Brexit
Der „Brexit“ ordnet die Europäische Union neu und wirft viele Fragen auf. Ein Großteil der busplaner-Leser sieht laut einer Blitz-Umfrage durch den EU-Austritt Großbritanniens jedoch keine Folgen für die Bus- und Gruppentouristik. Die Touristiker sprechen von „einfach weitermachen“.
Business as usual“ war die Aussage zum „Brexit“ (Wortkreation aus ‚Britain‘ für „Großbritannien“ und ‚Exit‘ für „Austritt“), die beim RDA-Workshop 2016 in Köln (Bericht auf Seite 8) durch die neuen Hallen geisterte. Die Abspaltung Großbritanniens von der Europäischen Union, die am 23. Juni mit 51,9 Prozent per Volksentscheid befürwortet wurde, prägte viele der Unterhaltungen, die die „Großbritannien-Touristiker“ an ihren Ständen führten. „Es ist ein bisschen wie eine Gesprächstherapie“, kommentiert Karin Urban, Geschäftsführerin von Hotels and More Ltd, Harrow, die häufigen Nachfragen. „Die Saison läuft weiter. Niemand sollte in Hysterie verfallen“, erklärt sie gegenüber busplaner.
Auch der B2B-Spezialist Irish & English Tours Deutschland c/o Mundt Touristik mit Sitz in Hamburg rechnet während der Austrittsverhandlungen in den nächsten zwei Jahren eher mit geringen Auswirkungen auf den Tourismus, auch wenn bereits einige Unternehmen mit Maßnahmen auf den Brexit reagieren: So möchte die irische Fluggesellschaft Ryanair laut Medienberichten den Hauptteil ihrer bislang in Großbritannien stationierten Flugzeuge abziehen und sich auf die Europäische Union konzentrieren.
Mehrheit sieht keine Folgen
Der Mehrheit der busplaner-Leser sieht in dem EU-Austritt jedoch keine potenzielle Gefahr für die Branche. In einer Blitzumfrage waren 57 Prozent der 30 Teilnehmer überzeugt, dass der Brexit keine Folgen für die Bus- und Gruppentouristik im deutschsprachigen Raum nach sich ziehen werde. 30 Prozent befürchten negative Auswirkungen des Votums und 13 Prozent prognostizieren sogar eine positive Entwicklung. In Großbritannien selbst könnte es aufgrund des niedrigen Kurses des britischen Pfundes auch zu positiven Folgen in der Reisebranche kommen, so Kathrin Forman von der Albatross Travel Group Ltd, Larkfield. Sie bestätigt, dass die Kursschwächung bedingt, dass Reisen in das Vereinigte Königreich für Europäer günstiger werden. EU-Standards wie günstige Roaming-Gebühren könnten jedoch wieder verworfen und die Telefonkosten für Urlauber wieder angehoben werden.
Britische Urlauber warten ab
Teurer wird für die Briten selbst die Fahrt ins EU-Ausland, wodurch die Befürchtung vieler Unternehmen herrührt, dass die britischen Urlauber hierzulande wegbrechen könnten. Laut dem Online-Portal TravelMole.com haben rund 2,5 Millionen Briten seit dem Brexit entschieden, ihre Ferien im eigenen Land zu verbringen. Weitere rund 2,5 Millionen Menschen haben demnach ihre geplante Buchung verschoben und warten die weiteren Entwicklungen ab. Für die nordrhein-westfälische Tourismusbranche beispielsweise könnte dies negative Folgen haben. Laut Tourismus NRW e. V., Düsseldorf, dem touristischen Dachverband für Nordrhein Westfalen (NRW), ist Großbritannien nach den Niederlanden der wichtigste Auslandsmarkt. 2015 sorgten die Gäste von der Insel demnach für 797.000 Übernachtungen in NRW. RDA-Präsident Richard Eberhardt betont derweil, dass die Folgen des Brexit derzeit noch nicht vollends abzusehen seien. Zusätzliche Grenz- und Visakontrollen sollten jedoch verhindert werden, damit keine neuen Hürden für die Busbranche entstünden. Immerhin würden die rund 65.000 Busunternehmen in Europa eine Million direkte und indirekt etwa sieben Millionen Arbeitsplätze in der Tourismusindustrie sichern. Auch Norbert Fiebig, Präsident des DRV Deutscher Reiseverband e. V., Berlin, plädiert dafür, dass das Reisen in Europa auch in Zukunft so einfach wie möglich bleiben solle.
Gerade Zielgegenden, die als sicher eingestuft werden, würden nämlich im Allgemeinen boomen, so Expertin Karin Urban. Besonders die Nachfrage nach Irlandreisen sei demnach gestiegen. Laut dem aktuellen SOAR- Bericht (Situation & Outlook Analysis Report) von Tourism Ireland mit Sitz in Dublin wurde bereits in den ersten vier Monaten des Jahres ein Gästeplus von 16 Prozent beziehungsweise 360.000 mehr Urlaubern im Vergleich zur selben Zeit im Jahr 2015. Reisen in Metropolen wie beispielsweise London würden demnach im Vergleich zum Vorjahr eher verhaltener gebucht. Die Kombination „Bus und Fähre“ sei dagegen wieder aufgrund des attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses verstärkt in den Mittelpunkt gerückt.
Letztendlich wird die Zeit zeigen, wie Reisende, Destinationen und Politik die neue Situation nach dem Brexit meistern werden und wie sich die neue Ordnung auf die Branche auswirken wird, sagten die Experten in Köln. Bleibt also nur Abwarten und Tee trinken.
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