Linientreue

Ein Van Hool ist und bleibt ein Van Hool. Auch wenn die Belgier eine neue Baureihe vorstellen, bleiben sie ihrer typischen Linie treu. Jan Van Hool erklärt im Gespräch mit unserem Autor Rüdiger Schreiber das Design der neuen T-Serie der belgischen Marke.

Van Hool hat seine T-Serie – hier das Modell Acron – am belgischen Stammsitz Koningshooikt vorgestellt. Bild: Bünnagel
Van Hool hat seine T-Serie – hier das Modell Acron – am belgischen Stammsitz Koningshooikt vorgestellt. Bild: Bünnagel
Redaktion (allg.)
PREMIERE

Pünktlich zum 75. Geburtstag erneuert Van Hool die Reisebusfamilie. Zumindest das Design beim Ex- und Interieur, 2024 folgen dann eine neue Elektrikplattform sowie neue Motoren und Getriebe komplementieren die Baureihe. Und ja, wenn es seitens der Kunden eine entsprechende Nachfrage gibt, dann könne man im neuen T auch problemlos einen batterieelektrischen Antriebsstrang verbauen, wie Filip Van Hool anlässlich der Vorstellung im hauseigenen Showroom in Koningshooikt erklärte.

Jan Van Hool als der verantwortliche Designer nickt wohlwollend, auch das sei bereits eingeplant. Als man vor drei Jahren auf der Busworld in Brüssel den ersten Elektroreisebus zeigte, sei allen Beteiligten klar gewesen, dass dieser Antrieb nicht nur auf dem nordamerikanischen, sondern auch europäischen Markt in der nächsten Reisebusgeneration irgendwann kommen würde.

Klare Kante

T wie Tradition, T wie Tourenwagen und jetzt ganz einfach ein T für die neue T-Serie von Van Hool. Der Tradition der Belgier folgend tritt der neue Tourenwagen, wie der Reisebus bei Van Hool heißt, optisch nicht spektakulär auf – warum auch? Klare Kante oder besser Linie, dafür sind die Belgier bekannt.

Mit der neuen T-Serie wagen sich die Belgier optisch ein kleines Stückchen vor, gestalterisch nach wie vor zurückhaltend, aber mit den Leuchtelementen, die sich der Reise- mit dem Elektrobus teilt – ein deutlich modernerer Auftritt als gewohnt. Omnibusse von Van Hool, ob für die Linie, Überland oder Reise, drängen sie sich nicht in den Vordergrund, das überlassen sie anderen Marken.

Waren die Produkte aus Belgien früher eher quadratisch, praktisch und gut, so ist spätestens mit der neuen Elektrobusbaureihe – der A-Serie – klar, dass man auch Design kann. Die Belgier bleiben dem klassischen, zeitlosen Auftritt treu, gestalten ihn aber mittlerweile deutlich moderner.

Großer Wurf

Ob es für das typische Van Hool-Design ein Erfolgsrezept gibt? Jan Van Hool muss es wissen, zusammen mit seinem Team ist ihm wieder ein großer Wurf gelungen. Wieder, denn mit dem ExquiCity, der optischen Kombination von Linienbus und Straßenbahn oder der neuen Elektrobusfamilie namens A-Serie, wird beim Reisebus deutlich, dass die Designer das Gestalten einer Leuchtengrafik oder das gekonnte Spiel mit Chromelementen beherrschen. Jan Van Hool bezeichnet seinen Designansatz als zeitlos, elegant und klar. Und er spricht treffend von einem Respekt vor oder für die Van-Hool-DNA. Es sei für ihn ein großer Vorteil, dass das Van Hool-Design in der Fabrik in Koningshooikt und nicht in einem externen Studio entstehe.

Und was signalisiert das Außendesign der neuen Baureihe dem Fahrgast? Da muss der kreative Kopf, der als Cousin von Firmenchef Filip Van Hool mit einem hauseigenen Studio für alles Designerische verantwortlich ist, nicht lange überlegen: „Stil und Eleganz“, so Jan Van Hool. Stimmt, denn Stil bezeichnet bekanntlich eine charakteristisch ausgeprägte Erscheinungsform oder das einheitliche Gepräge der künstlerischen Erzeugnisse einer Zeit – beides trifft auf die neue T-Serie von Van Hool zweifelsohne zu.

Und Eleganz wird als Gewandtheit, Geschmeidigkeit in der Bewegung verstanden – auch irgendwie typisch Van Hool, oder? Wer der neuen Reisebusbaureihe zum ersten Mal gegenübertritt, erkennt sofort die abgerundeten Ecken im Front- und Heckbereich. Im Vorfeld habe man aerodynamische Berechnungen zur Optimierung der Karosserieform vorgenommen, wie Jan Van Hool erklärt.

Heraus kam mit der T-Serie ein Reisebus, der mit einer entsprechend gestalteten Front- und Heckpartie sowie einem optimierten Unterboden vorfährt. Auch das ist Design, ganz im Sinne einer planmäßigen Gestaltung. So kann man auch die seitliche Chromleiste verstehen, machbar und nicht nur optisch, sondern funktional begründbar, denn sie trennt den Glasbereich von der verblechten Karosserie. Krönender Abschluss: Im Heck mit einer Ausbuchtung, die den Namen der jeweiligen Modelle Alicron, Acron oder Astron trägt.

In der relativ glatten Front sind die Körper der LED-Scheinwerfer fast nahtlos integriert. Im Heck fällt der Spoiler auf, der zusammen mit weiteren Formteilen die Turbolenzen und damit die Ableitung des Fahrtwinds optimieren oder bestenfalls vermeiden soll – form follows function, oder einfach gutes Design.Der cW-Wert sei noch offiziell auf der Straße zu erfahren, bisher gäbe es nur einen errechneten Wert. Und den, wen wundert‘s, wollen die zurückhaltenden Belgier noch nicht nennen. Auf Nachfrage zum Engagement im Bereich der Dynamik hört man dann im Hintergrund ein 0,35 – Respekt, zusammen mit den kommenden Motoren ist die neue Baureihe eine der wirtschaftlichsten, was den Verbrauch angeht.

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Neue Atmosphäre

Im Innenraum der neuen T-Serie wird der Fahrgast von einer völlig neuen Atmosphäre empfangen. Jan Van Hool fragt nach dem Raumgefühl und was einem auffalle? Es sind die nach außen versetzten Gepäckablagen, die sich auf den ersten Blick gar nicht in den Vordergrund, sprich Fahrgastraum drängen. Die Designer haben hier gleich doppelt mehr Platz geschaffen: Für den Fahrgast beim Gang zum Platz und durch die verbeiterte Ablagefläche, die es wahlweise offen oder geschlossen gibt.

Und dann lenkt der Belgier den Blick noch auf den neuen Fahrerarbeitsplatz, der ganz auf die Zukunft ausgerichtet sei – man erahnt die nächsten Entwicklungsschritte, wenn 2024 die neue Elektrikplattform kommt. Ob Multifunktionslenkrad von DAF, Bosch Coach Infotainment oder die Anordnung der Displays, alles wurde ergonomisch zum Wohle des Fahrers konzipiert. Die Arbeit von Fahrer sowie Reiseleiter erfährt mit reichlich Ablageflächen und Staufächern entsprechend Wertschätzung.

Die neue T-Serie von Van Hool hat etwas von den legendären Belgischen Trüffeln, die ihren wahren Kern geschützt von einem Überzug aus Zartbitterschokolade und in Kakaopulver verstecken. Es ist diese Kombination aus individueller Ausführung, die Van Hool gekonnt mit Qualität, traditionellen Werten und einem individuellen Design verbindet.

Nach 75 Jahren beweisen die Belgier mit dem neuen Reisebus, dass sie ihr Geschäft und das nötige Handwerk verstehen. So wie die Belgischen Trüffel sind die Omnibusse von Van Hool nicht überall in Hülle und Fülle zu finden, sondern eher etwas Besonderes. Und wer auf den Geschmack gekommen ist, wird sie nicht mehr missen wollen. ■

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