Saubere Lösungen für den ÖPNV
Den Forderungen des Bundesumweltministeriums nach weniger CO2, weniger Schadstoffen in der Luft und weniger Lärm kommen Verkehrsbetriebe mit unterschiedlichen Lösungen entgegen.
Im öffentlichen Personennahverkehr gewinnt der Einsatz und die Erprobung von alternativen Antriebstechnologien immer mehr an Bedeutung. Die Betriebe setzen hier auf unterschiedliche Technologien. Ob Hybridantrieb, Brennstoffzelle, Gasantrieb oder aber vollelektrische Fahrzeuge – noch hat keiner eine eindeutige Antwort darauf, welche Technologie(en) sich bewähren wird/werden.
Die größte Hürde im Bereich der alternativen Systeme für Verkehrsbetriebe stellt neben den hohen Anschaffungskosten die Zuverlässigkeit dieser Technologien dar. So heißt es seitens der Wiener Linien beispielsweise: „Denn in erster Linie müssen die Busse im Fahrgastbetrieb funktionieren und das möglichst reibungslos. Erst wenn alternative Antriebe die gleiche Zuverlässigkeit wie konventionelle Motoren erbringen, werden sie sich – auch verbunden mit etwas höheren Kosten – durchsetzen.“
Die Busflotte der Wiener Linien umfasst derzeit rund 500 Busse, darunter befinden sich neben Elektro-Midi-Bussen auch ältere Busse mit LPG (Liquified Petroleum Gas; auch als Autogas bekannt). Doch diese zwölf Stadtbusse mit LPG werden ausgestauscht durch Fahrzeuge mit Elektroantrieb, wodurch nach Angaben der Wiener Linien 300 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart würden.
Dieselmotoren schneiden besser ab
Was die Modernisierung seiner Busflotte betrifft, setzt das Verkehrsunternehmen auf ein Drei-Säulen-Modell: Für die erste Säule wurden bereits im vergangenen Jahr 217 Mercedes-Benz Citaro mit Euro 6-Motoren angeschafft. Die zweite Säule umfasst sechs Hybrid-Busse von Volvo, die auf einer Linie eingesetzt werden – „wir wollen die Entwicklung zur Serienreife dieser Antriebe damit weiter vorantreiben“, so der Verkehrsbetrieb. Und die dritte Säule besteht aus zwölf EBussen von Rampini für die Buslinie in der Wiener Innenstadt. Das Konzept und die Antriebstechnik dieser E-Busse stammt von Siemens. Für das Laden der Rampini- Busse nutzt der Verkehrsbetrieb die bestehende Infrastruktur seines Straßenbahnnetzes, das heißt, die Busse werden über die Oberleitung und einen Stromabnehmer geladen; das Ladesystem ist vollständig im Bus verbaut und der Bus wird auch elektrisch geheizt/gekühlt.
Die Wiener Linien testeten zwei Jahre lang 28 Modelle verschiedener Hersteller mit unterschiedlichsten Antrieben (Diesel, Diesel-Hybrid und Erdgas) auf ihren Omnibuslinien. Auf Basis der Ergebnisse der Emissionsauswertung traf man dann entsprechende Entscheidungen und startete die Ausschreibung.
Die Ergebnisse der Tests, die von der Technischen Universität Graz begleitet wurden, hätten gezeigt, dass in Bezug auf die Umweltfreundlichkeit und den Schadstoff-Ausstoß die Dieselmotoren in nahezu allen Bereichen besser abschnitten, als die getesteten Hybrid- oder Erdgas-Antriebe. Vollelektrische Fahrzeuge seien im Hinblick auf die Emissionen noch umweltfreundlicher. „Allerdings ist für uns Zuverlässigkeit unserer Fahrzeuge natürlich von größter Bedeutung. Die zwölf ElectriCity-Busse haben uns nach knapp 200.000 Kilometern gezeigt, dass auch rein elektrische Antriebe diese Zuverlässigkeit bringen können. Wir sind deshalb sehr interessiert daran, auch Zwölf-Meter-Busse in Zukunft rein elektrisch nach unserem Ladekonzept zu betreiben. Einige Schritte braucht es dafür aber noch“, so die Wiener Linien.
Berührungsfrei und kabellos
Ein weiteres Verkehrsunternehmen, das auf die Elektromobilität setzt, ist die Braunschweiger Verkehrs-AG, die seit drei Jahren das Projekt „emil“, Elektromobilität mittels induktiver Ladung, betreibt, das sich durch berührungsfreies und kabelloses Laden von Elektrobussen im normalen Linienverkehr auszeichnet. Ziel dieses Projektes ist es, die Braunschweiger Buslinie M19 im Jahr 2014 mit induktiv zu ladenden Elektrolinienbussen zu befahren.
Aktuell (seit 27.3.2014) befindet sich nach Angaben des Verkehrsbetriebs der erste Elektrobus im regulären Linienbetrieb, der im Schnellladeverfahren an Ladestationen im Netz aufgeladen werden kann. Ab Herbst 2014 sollen zusätzlich vier Gelenk-E-Busse und im Jahr 2015 zwei weitere 18-Meter-Elektrobusse dazu kommen. Erstmals werden dann 18-Meter- Elektrobusse konventionelle Busse im Linienbetrieb ersetzen.
Die Elektrobusse liefert der polnische Bushersteller Solaris. Ausgestattet werden die E-Busse mit der Primove-Technologie von Bombardier zur berührungsfreien Energieaufnahme. Und das Unternehmen Vossloh Kiepe liefert die modular aufgebaute Leistungselektronik, einen leistungsstarken Traktionsmotor sowie das Energiemanagement für die Busse.
Die Stadtwerke Münster wollen ihre Umweltziele im ÖPNV-Bereich mit einem Elektrobus „Citea Electric“ von VDL erreichen. Der Stadtbus mit getriebelosem Radnabenantrieb „Zawheel“ von dem baden-württembergischen Unternehmen Ziehl-Abegg soll noch in diesem Jahr in der nordrhein-westfälischen Stadt sein. Ab 2015 sollen außerdem vier weitere Elektrobusse beschafft werden, die ab 2016 dann einen Demonstrationsbetrieb auf der Linie 14 fahren.
Weil bei Radnabenmotoren jegliche Getriebeelemente wie Differenzial und Kardanwelle entfallen, liege die Effizienz bei 90 Prozent (battery to wheel); herkömmliche Dieselbusse kämen auf 30 Prozent, Elektrobusse mit Zentralmotor auf knapp über 80 Prozent, teilte Ziehl-Abegg mit.
Der Citea Electric ist ein 12 Meter langer Solobus. Mit etwa 85 Plätzen hat er eine ähnliche Fahrgastkapazität wie Dieselbusse, die derzeit noch auf der zwölf Kilometer langen Linie 14 unterwegs sind. Sowohl auf dem eigenen Betriebshof als auch an den beiden Endhaltestellen werden die Stadtwerke Münster Schnellladestationen errichten. Diese laden die Batterie (Speicherkapazität: 86 Kilowattstunden) auf dem Dach der Fahrzeuge im Schnellladeverfahren auf. „In nur etwa fünf Minuten können wir den Akku mit bis zu 50 Kilowattstunden füllen. In der Regel laden wir aber langsamer, um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern“, erklärt Eckhard Schläfke, Betriebsleiter der Stadtwerke Münster. Wenn der Bus nicht auf der Straße ist, wird der Akku auf dem Betriebshof geladen – vorranging mit Ökostrom direkt aus den Fotovoltaikanlagen auf den Dächern von Werkstatt und Wagenhalle. Auch für die Betankung an den Endhaltestellen setzen die Stadtwerke grünen Strom ein.
Verschiedene Lösungen im Test
Der Einsatz und die Erprobung alternativer Antriebstechnologien spielt auch bei der Hamburger Hochbahn seit Jahren eine große Rolle. Um die Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet aktiv voran zu bringen, testet die Hochbahn im Echtbetrieb verschiedene technische Lösungen. Die „grüne Flotte“ des Konzerns setzt sich aus vier Brennstoffzellen-Hybridbussen, fünf seriellen dieselelektrischen Hybridbussen, zwei XXL-Hybridbussen und bislang zwölf parallelen dieselelektrischen Hybridbussen zusammen. Konkrete Ergebnisse der Tests sind derzeit noch nicht bekannt. ab
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