„Nachts laden E-Busse, am Tag Amazon, DPD und UPS“

First Bus und Heliox haben mit der Installation der bisher größten Schnellladestation für E-Busse ein kleines Stück britische Geschichte geschrieben. Schauplatz war das Caledonia Bus Depot in Glasgow.

Nachts laden die Stromer von First Bus, am Tage z.B. Taxis und Lieferwagen. Bild: Heliox
Nachts laden die Stromer von First Bus, am Tage z.B. Taxis und Lieferwagen. Bild: Heliox
Claus Bünnagel
LADEINFRASTRUKTUR

Heliox hat insgesamt 80 modulare 150-kW-Schnellladegeräte mit 160-DC-Anschlüssen und zwei mobile Ladegeräte mit 40 kW installiert. Das Depot ist in der Lage, 162 Fahrzeuge mit einer Gesamtleistung von 12 MW gleichzeitig zu laden. David Seaton, Projektleiter Depots bei First Bus, gibt hier einen Einblick in das Projekt, die Zusammenarbeit mit Heliox und die Vorteile des elektrischen Verkehrs für Städte und Einwohner.

First Bus ist die treibende Kraft hinter dem Bau des größten E-Bus-Depots in Großbritannien in Glasgow. David, können Sie uns einige Details über die Bedeutung des Projekts mitteilen? Wie kam es zu der Entscheidung von First Bus, mit Heliox zusammenzuarbeiten und vollständig auf Elektrobusse umzustellen?

David Seaton: Glasgow ist das neueste und größte Depot, das wir in unserem Portfolio haben. Darin liegt der Hauptgrund für unsere Entscheidung, unsere Busflotte dort zu elektrifizieren. Es erwies sich auch als Vorteil, dass der Bau mit der UN-Klimakonferenz COP26 vom 31. Oktober bis 13. November zusammenfiel. Wir begannen mit einer Ausschreibung, die Heliox schließlich für sich entscheiden konnte, indem die Firma uns eine langfristige Lösung für unseren Ladebedarf anbot, einschließlich eines Servicevertrags. Alles verlief anschließend reibungslos – vor allem, wenn man bedenkt, dass das Projekt in Glasgow das erste Mal war, dass wir mit Heliox zusammengearbeitet haben. Es war auch das erste Mal, dass deren Anlagen in Schottland installiert wurden.

Wie sieht das Lademanagement für die First-Bus-Flotte aus?

Das Standardlademanagement sieht vor, dass die Busse nachts auf dem Betriebshof aufgeladen werden. Das kann von 7 oder 8 Uhr abends bis 3 oder 4 Uhr morgens sein. Unser Plan für die nahe Zukunft sieht vor, dass die Ladegeräte nachts zum Aufladen unserer Busflotte verwendet und tagsüber von Unternehmen genutzt werden, die E-Fahrzeugflotten einsetzen. Das könnten Unternehmen wie Amazon, DPD und UPS sein, die die Ladestationen mieten, um ihre Lieferfahrzeuge aufzuladen.

Die erste Phase des Projekts wurde gerade rechtzeitig zur großen Eröffnung während der COP26-Konferenz installiert. Gibt es Pläne für weitere Ladestationen oder Infrastrukturen?

Wir sind gerade dabei, die Stromversorgung zu verbessern. Das bedeutet, dass wir in der Lage sein werden, ein voll funktionsfähiges, zukunftssicheres Depot zu haben, das uns die Möglichkeit gibt, etwa 350 bis 400 Busse pro Tag aufzuladen. Außerdem haben wir sechs weitere Ladeparks in Arbeit. Zwei davon befinden sich in Schottland und vier in England, wo wir in den nächsten 18 bis 24 Monaten 300 weitere E-Busse einsetzen werden.

Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Ratschlag für andere Verkehrsunternehmen, wenn sie mit der elektrischen Reise beginnen?

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Es gibt zwei wichtige Entscheidungen, die man zu Beginn eines Projekts treffen muss. Die erste betrifft die Wahl des Busherstellers, die zweite die gesamte Infrastruktur. Dazu gehören Kabel, Transformatoren, Ladegeräte und die Bereitstellung der benötigten Strommenge. Sobald Sie sich für einen Buslieferanten und die Größe der Batterie entschieden haben, müssen Sie die Ladegeräte entsprechend der Größe Ihrer Flotte auswählen. Sie müssen bedenken, wie schnell Sie laden wollen, und das wiederum gibt Aufschluss über die Strommenge, die Sie für Ihren Betrieb benötigen.

Was die Kosten betrifft, so kann der Übergang zu einer rein elektrischen Flotte in manchen Fällen kostspielig sein. Hier in Schottland haben wir das Glück, dass die Regierung die Kosten für die Infrastruktur unterstützt. Wir haben zudem mit Scottish Power, dem lokalen Netzbetreiber in Glasgow, zusammengearbeitet, der ebenfalls Finanzmittel für die Aufrüstung des lokalen Netzes bereitgestellt hat. Wenn also Mittel zur Verfügung stehen, dann würde ich anderen Betreibern empfehlen, diese zu nutzen.

Und schließlich: Warum sollten andere Verkehrsunternehmen mit Heliox zusammenarbeiten?

Heliox ist ein Partner, der über den Tellerrand hinausschauen kann. Ein Partner, der Kommentare und Rückmeldungen aufgreift und sie in Ihre Ladeinfrastruktur und Ihre Softwareplattformen einfließen lässt, ist von entscheidender Bedeutung. Denn es geht nicht darum, ein Ladegerät als ein Stück Ausrüstung zu betrachten, das auf den Boden geschraubt wird. Im Hintergrund läuft deutlich mehr Arbeit auf der Softwareseite ab – nicht zu vergessen die begleitende Telekommunikation und die vielen geleisteten Videogespräche im Vorfeld über Monate. In dieser Hinsicht war die gesamte Kommunikation mit Heliox phänomenal. Das ist einfach der ganze Vorteil einer reibungslos funktionierenden Partnerschaft, so wie es bei allem sein sollte. Zudem bietet Heliox eine hervorragende TCO-Leistung, d. h. die Gesamtbetriebskosten der Ladegeräte sind sehr niedrig. ■

Claus Bünnagel

Info: Caledonia Bus Depot in Glasgow

Das Caledonia Bus Depot von First Bus in Glasgow ist das größte Schnellladedepot im Vereinigten Königreich. Mit ihm startet in Schottlands größter Stadt der Übergang zur Elektromobilität im ÖPNV mit dem Ziel einer vollständig emissionsfreien E-Bus-Flotte bis 2035. Die Busflotte von First Bus lädt hauptsächlich über Nacht. Daher können tagsüber die Ladestationen von Geschäftskunden zum Laden ihrer Fahrzeuge – z.B. Taxis und Lieferwagen – genutzt werden. Ladegeräte in dieser Leistungsklasse sind innerhalb der Stadtgrenzen aufgrund des erforderlichen starken Netzanschlusses oft nicht zu finden. Um die Energieversorgung aller Fahrzeuge zu ermöglichen, hat Heliox die Ladestationen mit maßgeschneiderten Kabellängen konzipiert. Die Stationen sind außerdem mit kontaktlosen Bezahlterminals und benutzerfreundlichen Touchscreens ausgestattet. Die Ladeinfrastruktur ist durch einen 15-jährigen Service- und Wartungsvertrag abgedeckt, wobei Heliox einen 24/7-Support für die gesamte installierte Hardware unterhält.

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Seite 44 bis 45 | Rubrik ÖPNV