Reisebusunternehmen: Nachfolgeregelung rechtzeitig angehen - Unternehmerische Entscheidungen von großer Tragweite
Es ist eine alte Binsenweisheit, dass unternehmerische Entscheidungen, die der Unternehmensinhaber zu treffen hat und die von großer Tragweite sind, frühzeitig ausgegangen werden sollten. Zweifelsohne gehört zu diesen Entscheidungen die Frage, wer die Steuerung des Reisebusunternehmens übernimmt und vor allem, wann er die Nachfolge umsetzen will, um sich in Rente zu begeben.
Die Betriebswirtschaftler in Theorie und Praxis sind sich darüber einig, dass es viele kleine und mittelständische Unternehmen versäumen, die Nachfolgeregelung rechtzeitig anzugehen. Dabei unterschätzen die Inhaber insbesondere den erforderlichen Zeitaufwand, der benötigt wird, um das Projekt erfolgreich umzusetzen.
Reisebusunternehmer, die nicht bis an ihr Lebensende im Betrieb bleiben wollen, sollten sich spätestens mit Anfang 50 die Frage stellen, wann sie bereit sind, das Zepter in andere Hände zu legen. Am Ende des Tages ist dabei nicht so wichtig, welche persönliche Altersgrenze er sich für den wohlverdienten Ruhestand setzt. Ausschlaggebend ist vielmehr, dass der Firmenlenker eine frühzeitige Entscheidung bezüglich der Planung und Umsetzung seines Ausscheidens trifft, damit das Unternehmen keinen Schaden nimmt.
Experten sind einer Meinung, dass der Inhaber mit der Planung mindestens fünf Jahre vor seinem beabsichtigten Ausscheiden beginnen, sollte, um die Nachfolge erfolgreich zu managen. Als Faustregel gilt: Je früher desto besser. Das Reisebusunternehmen könnte insbesondere dann in Schieflage geraten, wenn der Inhaber vor seinem geplanten Rückzug – z.B. aus gesundheitlichen Gründen – plötzlich und unerwartet ausscheiden muss. Eine fehlende Nachfolgeregelung könnte dazu führen, dass Kunden und Arbeitsplätze verloren gehen oder der Betrieb im schlimmsten Fall ganz vom Reiseverkehrsmarkt verschwindet, wenn er ins Chaos stürzt.
Nachfolgeoptionen checken
Charakteristisch für die Reisebusbranche ist, dass viele Betriebe familiengeführt sind. Oft hat der Inhaber eigene Kinder, die so betrachtet das Unternehmen fortführen könnten. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Unternehmer sicherstellt, ob eine geeignete Person innerhalb der Familie fachlich qualifiziert und willens ist, in die Fußstapfen des Inhabers zu treten.
Allerdings haben auch viele Inhaber keine Kinder oder diese verfolgen andere berufliche Interessen, als das Zepter des Unternehmensgründers zu übernehmen. In derartigen Fällen muss sich der Unternehmenslenker mit anderen Nachfolgeoptionen beschäftigen. Eine Option wäre ein Management-Buy-out. Bei diesem Konzept erwirbt das Management des Kaufobjekts die Mehrheit des Kapitals des Inhabers. Ein Vorteil dieser Nachfolgeregelung besteht darin, dass die Chemie zwischen dem Inhaber und dem Managementteam stimmt. Darüber hinaus muss der Inhaber keine vertraulichen Informationen an einen externen Kaufinteressenten aus dem Wettbewerbsumfeld offenlegen, der die Qualität des Kaufobjekts prüft, bevor er zuschlägt oder den Kauf ablehnt.
Oft hat der Inhaber gar keine andere Möglichkeit, als seine Firma an einen Wettbewerber zu verkaufen, da keine Nachfolgeregelung innerhalb der Familie und bestehendem Management besteht.
Eine weitere Option ist, den Betrieb an eine Beteiligungsgesellschaft zu verkaufen. Allerdings sind solche Gesellschaften oft nur darauf erpicht, eine bestimmte Rendite zu erzielen, jedoch bereit, ins Reisebusunternehmen zu investieren. So ist das neue Management oft nur kurzfristig am Unternehmen interessiert, da der neue Eigner es mit Gewinn weiterverkauft, was oft nicht im strategischen Interesse des Gründers ist.
Drei Phasen
Eine strukturierte Unternehmensnachfolgeregelung besteht aus drei Phasen und lässt sich mit wenigen Worten, wie folgt zusammenfassen: Planung, Realisation und Übergabe. Je professioneller der Inhaber die Nachfolge plant, desto besser fällt das Ergebnis aus. Bei der Planung kommt es vor allem darauf an, den richtigen Nachfolger zu finden. Ob es eine interne oder externe Lösung gibt, ist die erste entscheidende Aufgabe, die der Inhaber dabei zu lösen hat. Wenn der Inhaber keine Familienlösung hat, so hat er sich darauf einzustellen, dass er dem externen Kaufinteressenten eine Menge an Daten (z.B. Jahresabschlüsse und Planungen) sowie Informationen (z.B. alle Arbeits- und Mietverträge) zur Verfügung stellen muss, damit sich der Interessent ein Bild vom Reisebusbetrieb machen kann. Je besser der Inhaber die Verhandlungen vorbereitet, desto reibungsloser verlaufen die weiteren Verkaufsgespräche.
Wenn der Inhaber die Entscheidung getroffen hat, das Zepter an seine Tochter oder seinen Sohn zu übergeben, so sollte er alle Mitarbeiter informieren. Dies vermeidet, dass die Mitarbeiter sich mit Gerüchten beschäftigen, die das Tagesgeschäft negativ beeinflussen könnten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Inhaber Schritt für Schritt die Geschicke des Unternehmens an Tochter oder Sohn übergibt, sie in alle Entscheidungen einbindet und sich eng mit ihnen abstimmt. Nichts ist schlimmer, wenn die rechte Hand des Inhabers nicht weiß, was die linke Hand des Nachfolgers entscheidet.
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Der Inhaber muss bereits vor seinem Ausscheiden Verantwortung delegieren können. Wenn er nach wie vor alles in die eigenen Hände nimmt, scheitert eine erfolgreiche Übergabe der Unternehmensgeschicke an die auserwählte Tochter oder den Sohn. Der Inhaber sollte die Nachfolge frühzeitig gegenüber Kunden und Lieferanten bekannt machen, um die externe Gerüchteküche erst gar nicht anzufachen.
„Prinz-Charles“-Syndrom
Jedem Unternehmensinhaber ist zu empfehlen, dass „Prinz-Charles“-Syndrom zu verhindern. Dies bedeutet, dass sich die Übergabe an den Nachfolger – nicht wie im englischen Königshaus – über Jahre hinzieht. Eine dauerhafte Warteposition der auserwählten Person hat das Potenzial, dass die Nachfolgeregelung scheitert. Denn das Familienmitglied, das wartet und wartet, weil sich der Inhaber bezüglich des Übergabezeitpunkts nicht entscheiden kann, läuft ins Risiko, dass er von den Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten nicht mehr ernst genommen wird. Dieser Reputationsschaden ist kaum reparabel und ist vom Unternehmenslenker zu vermeiden.
Wenn der Tag der Übergabe der Firma gekommen ist, ist die Zeit des Inhabers gekommen, sich gemäß Plan aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Ein Ausscheiden auf Raten sollte es nicht geben. Denn wenn der Inhaber weiterhin das Zepter in der Hand hält, obwohl er es offiziell an die Tochter oder den Sohn übergeben hat, untergräbt dies die Autorität des Nachfolgers, der beispielsweise einen anderen Führungsstil praktiziert als sein offiziell ausgeschiedener Vater, der die Firma patriarchisch führte. Konflikte sind vorprogrammiert und könnten das weitere Gedeihen des Reisebusunternehmens negativ beeinflussen sowie die Unternehmensnachfolge zum Scheitern bringen.
Viele Gründer fürchten den Moment der Unternehmensübergabe an das Familienmitglied. Denn der Tag ist gekommen, ab dem sie Macht und Ansehen verlieren. Daran führt jedoch kein Weg vorbei. Wenn der Inhaber ausgeschieden ist, spielt er im Regelfall keine Geige mehr oder zumindest nicht weiterhin die erste.
Es mag durchaus Konstellationen geben, wo der Inhaber nach dem offiziellen Ausscheiden dem Nachfolger noch beratend zur Seite steht, was vorteilhaft sein kann. Empfehlenswert ist, dass der alte und neue Unternehmenslenker einen schriftlichen Beratungsvertrag schließen, um etwaige spätere Konflikte aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zu vermeiden. Außerdem sollten sie dies an alle Mitarbeiter sowie Kunden bzw. Dienstleister kommunizieren, damit Klarheit für alle besteht, um Irritationen zu vermeiden. ■
Eckhard Boecker
Unternehmensnachfolge: Die Top-4-Punkte
■ Der Inhaber ist gut beraten, sich mindestens fünf Jahre vor seinem geplanten Ausscheiden mit der Nachfolgeplanung zu beschäftigen.
■ Der Inhaber sollte lernen, das Unternehmen wirklich loszulassen. Denn viele geben zwar offiziell die Führung der Firma in andere Familienhände, jedoch bestimmen sie faktisch weiterhin die Ausrichtung des Unternehmens oder mischen sogar kontinuierlich im Tagesgeschäft mit. Dies kann zu großen Konflikten führen und letztlich der Entwicklung des Reisebusunternehmens schaden.
■ Der Inhaber sollte lernen, sich mit neuen Inhalten zu befassen, z.B. mehr zu reisen. Denn eines ist klar, wenn die Reisebusfirma quasi der Lebensinhalt des Inhabers ist, so mangelt es an einer ausgewogenen Balance zwischen Unternehmer und Familie. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass er persönlich sicherstellt, nicht in ein „emotionales Loch“ zu fallen, wenn die Tochter und/oder der Sohn das Ruder in die Hände nimmt.
■ Der Inhaber sollte, wenn noch nicht feststeht, ob er seine Nachfolge intern oder extern lösen will, die entscheidenden Vor- und Nachteile aller möglichen Optionen bewerten. Dabei mag es hilfreich und gegebenenfalls sogar nötig sein, einen externen Unternehmensberater, der auf derartige Projekte spezialisiert ist, hinzuzuziehen.
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