Vorsicht Gas: busplaner übergab den IBNP 2017 an die Stadtwerke Augsburg
In der Sonderkategorie Busunternehmen aus dem öffentlichen Sektor belegen die Stadtwerke Augsburg den ersten Platz beim „Internationalen busplaner Nachhaltigkeitspreis 2017“. busplaner besuchte den Preisträger, der seit 1995 komplett auf Erdgasbusse setzt.
Die Aufschrift „Emission: Impossible“ ziert groß die Rückansicht des 18 Meter langen „Mercedes-Benz Citaro NGT“, der auf dem Busbetriebshof der Stadtwerke Augsburg Holding GmbH (swa) parkt. Nur einer von 23 neuen Fuhrparkmitgliedern aus dem Hause der Daimler AG, Stuttgart, die im Raum Augsburg unterwegs sind und mit ihren Kollegen von der MAN Truck & Bus AG, München, für saubere Luft sorgen (siehe busplaner-Ausgabe 12/2016, Seite 43).
Denn die gesamte Busflotte der swa, die aktuell aus insgesamt 91 Bussen besteht, fährt ausschließlich mit Erdgas – und das fing bereits 1995 an (siehe busplaner-Ausgabe 3/2016, Seite 38). „Seit 2011 sind wir zudem auf Bio-Erdgas umgestiegen“, erklärt Klaus Röder, Prokurist und Leiter Fahrzeuge bei den Stadtwerken Augsburg im Gespräch mit busplaner. Verwendet werden hierfür nur agrarische Reststoffe – also keine Abfälle aus Nahrungsmitteln, versichert er. Eine Entscheidung, die eine fast völlige CO2-Neutralität nach sich zieht. „Gegenüber dem Dieselbetrieb entstehen rund 95 Prozent weniger Stickoxide und nahezu keine Rußpartikel“, erläutert swa-Geschäftsführer Alfred Müllner.
Der Emissionswert des Stickstoffdioxids (NO2) sei 50-mal geringer als bei Dieselmotoren mit neuester Euro-VI-Abgasnorm: nur 0,02 Milligramm pro Kilometer (mg/km) statt 0,96 mg/km – andere Erdgasbusse mit Euro-VI-Norm kommen laut der swa auf 0,09 mg/km. Und dieser Einsatz für die Umwelt wird honoriert: Mit seinem Amtskollegen Dr. Walter Casazza nahm Müllner Mitte Januar den „Internationalen busplaner Nachhaltigkeitspreis 2017“ (IBNP) aus den Händen von busplaner-Redakteurin Julia Lenhardt entgegen.
In der Sonderkategorie Busunternehmen aus dem öffentlichen Sektor erhielt die swa den Preis für ihren konsequenten Einsatz im Hinblick auf alternative Antriebe im öffentlichen Nahverkehr (siehe busplaner-Ausgabe 6-7/2016, Seite 17). „Dass Bio-Erdgas eine Antriebsform der Zukunft ist, zeigen uns zudem die vielen Besucher, die aus aller Welt nach Augsburg kommen und etwas über den Einsatz im laufenden Betrieb erfahren möchten, sowie die zahlreichen Einladungen zu Vorträgen in ganz Europa“, berichtet Casazza. Doch der Weg zum nachhaltigen Vorzeigebetrieb war lang: Aufgrund eines Stadtratsbeschlusses kamen 1995 die ersten acht Gelenkbusse, die mit Erdgas fuhren, erinnert sich Klaus Röder.
Nach und nach wurde dann die gesamte Flotte umgestellt, bis 2010 der letzte Diesel-Bus verschwand. Das bedeutete zwar die Umsetzung des gewollten Nachhaltigkeitsaspektes der Stadt, aber auch jede Menge Veränderungen, die erst einmal in Angriff genommen werden mussten: Von der Tank-Infrastruktur über die Betriebshofausstattung bis hin zum Fachwissen der Beschäftigten.
„Plötzlich waren zusätzliche Schulung-en für die Mitarbeiter nötig“, berichtet Karl Kast, Kfz-Meister und stellvertretender Werkstattleiter, der seit rund 40 Jahren bei den Stadtwerken beschäftigt ist und die Umstrukturierung von Diesel zu Erdgas vollständig mitgemacht hat. „Die komplette Gasanlagentechnik muss fachmännisch betreut und bedient werden“, stellt Kast klar. „Das heißt, dass die Mitarbeiter im Handling mit der neuen Technik geschult werden müssen: von der Verschraubung der Rohrleitungen bis hin zur Wartung.“ Zum einen bei der Anlage, zum anderen auch bei den Fahrzeugen selbst. Denn der Busbetriebshof arbeitet völlig autark: Ob Busreparatur, Reifenwechsel, Jahrescheck oder Lackierarbeiten – nichts wird ausgelagert, sondern direkt vor Ort erledigt.
Das ist auch ein Aspekt des nachhaltigen Managements, der ausdrücklich gewünscht ist. „Das Tanken geht beispielsweise zwischen 18 Uhr und drei Uhr morgens vonstatten, wobei ein Tankvorgang rund sechs Minuten dauert“, berichtet Ernst Schäfer, Leiter der Omnibuswerkstatt. Nach dem Volltanken und der Innenreinigung sind die Busse dann wieder fit für die Fahrt.
Positives Feedback der Fahrgäste
Und diese geht leiser vonstatten als noch zu Dieselzeiten. „Nur ein Aspekt, der positiv von den Fahrgästen aufgenommen wird“, bekräftigt Röder. Die neuen Mercedes-Modelle, die seit dem vergangenen Jahr in Betrieb sind, kommen dabei besonders gut an: Bei einer Befragung unter rund 200 Fahrgästen im Juni 2016 erklärten über 80 Prozent der Teilnehmer, dass ihnen der Citaro „sehr gut“ oder „gut“ gefalle. Nur drei Prozent mochten den Neuen unter den Augsburgern laut der Umfrage nicht.
Positiv fielen den Nutzern der zusätzliche Platz an der Tür Zwei für Rollstühle und Kinderwägen, die Informationen über die Anschlussmöglichkeiten auf den Bildschirmen sowie die LED-Lichtstreifen an den Türeinstiegen auf. Kritisch sahen manche Nutzer, dass durch den vergrößerten Stehplatz-Bereich einige Sitzplätze wegfallen. Bemängelt wurden auch die zu kleine Schriftgröße auf den Bildschirmen. Doch trotz der Kritikpunkte zeichnet die Befragung insgesamt ein positives Stimmungsbild unter den Fahrgästen, resümiert Casazza.
Nachschub ist schon in Sicht: Sechs neue Citaro sollen ab Oktober 2017 die Flotte verstärken und ältere Modelle ersetzen. „Unser Anliegen ist es, das Fahr-erlebnis stetig attraktiver zu machen“, so Klaus Röder. „Deshalb tauschen wir auch die älteren Modelle Schritt für Schritt aus, damit die Busse auf dem neuesten Stand sind“, ergänzt der Prokurist.
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