Hitzige Diskussionen

Anja Kiewitt

VERBANDSPOLITIK Für Empörung bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des RDA sorgte die betriebswirtschaftliche Situation des Bustouristikverbandes. Wegen Unstimmigkeiten zu bus.de legte RDA-Vizepräsident Hermann Meyering sein Amt nieder.

In der klein- und mittelständischen Bustouristikbranche vollzieht sich derzeit ein Konsolidierungsprozess. Das betonten Vertreter des RDA Internationaler Bustouristik Verband e.V., Köln, bei der diesjährigen Mitgliederversammlung Mitte April im Barocksaal des ehemaligen Hotel de Pologne in Leipzig. Infolgedessen schrumpfe die Zahl der Verbandsmitglieder seit Jahren um etwa fünf Prozent pro Jahr. Entsprechend verringere sich kontinuierlich das Beitragsaufkommen des RDA. In der Vergangenheit bediente sich die Verbandsleitung daher am Bestandsvermögen aus besseren Zeiten. Doch jetzt wird es Zeit, zu handeln: „Wir haben unseren Speckgürtel in den vergangenen sieben Jahren halbiert. Wir sind noch kein Sanierungsfall, aber sparsames Wirtschaften reicht nicht mehr", betonte RDA-Schatzmeister Bernhard Kirschbaum bei der Vorstellung der konsolidierten Gewinn- und Verlustrechnung des Verbandes und seiner Beteiligungen, darunter die RDA-Workshop Touristik-Service GmbH. Letztere organisiert seit 1985 den RDAWorkshop, die selbsternannte Leitmesse für Gruppenreisen, in der Koelnmesse.

Die vorgestellten Zahlen sorgten in Leipzig für heiße Diskussionen, schließt der Kassenbericht zum Haushaltsjahr 2014 doch mit einem Jahresfehlbetrag von fast 400.000 Euro. Um dieses Loch zu stopfen, seien neue Ansätze und Konzepte gefragt, waren sich die Verbandsfunktionäre einig. Als erste Sparmaßnahme soll die Mitgliederversammlung künftig im Rahmen des RDA-Workshops in Köln stattfinden. Zudem wird derzeit über eine Beitragsanpassung ab 2016 diskutiert. Zur Debatte steht laut RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf auch, das operative Management des Workshops an einen externen Veranstalter auszulagern. Grundsätzlich müsse die Messe neue Zielgruppen innerhalb der Gruppentouristik erschließen und sich künftig internationaler aufstellen.

Auch das Rahmenprogramm des Workshops soll überarbeitet werden. Als potenzielle Trendthemen wurden in Leipzig die Digitalisierung und die derzeitige Fachkräfteproblematik genannt. Heinrich Marti schlug vor, auf dem Workshop eine Jobbörse einzurichten. Der Geschäftsleiter des Schweizer Busreiseveranstalters Ernst Marti AG mit Sitz in Kallnach (Kanton Bern) wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung übrigens neu zum RDA-Vizepräsident gewählt. „Für mich ist es unbefriedigend, wie der Verband heute da steht. Ich will meinen Beitrag leisten, um ihn strukturell und finanziell wieder zu stärken, insbesondere durch den RDA-Workshop", sagte der Schweizer anlässlich seines Amtsantritts.

Gleichzeitig musste der RDA aber auch einen herben Verlust hinnehmen: Hermann Meyering, bislang Vizepräsident des Bustouristikverbandes, legte in Leipzig unerwartet sein Amt nieder, nachdem ein Antrag von Benedikt Esser angenommen wurde. Der Geschäftsführer des Paketreiseveranstalters Busunion GmbH, Hürth, wurde neben dem Österreicher Johann Staggl, Inhaber des „Hotel Zum Hirschen" in Imst, in Leipzig neu in den RDAVorstand gewählt. Mit seinem Antrag konnte Esser die Mehrheit der Anwesenden für die Aussetzung einer Umlage für die Internet-Buchungsplattform bus.de überzeugen. Als im Vorstand zuständiger Projektleiter betreute Meyering dieses Projekt. In einer Image-Kampagne hatte er dafür bereits Beiträge bei den Mitgliedern der Gbk - Gütegemeinschaft Buskomfort e.V., Böblingen, eingesammelt, bei der er weiterhin Vorsitzender ist. Das Beispiel zeigt, wie heiß das Thema Digitalisierung derzeit in der Branche diskutiert wird. busplaner wird aus diesem Anlass in der kommenden Ausgabe 6-7/2015 ausführlich über Chancen und Risiken berichten.

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