„Das Ohr am Bus haben“

Redaktion (allg.)

INTERVIEW   Welche Versicherungen sollte der Busunternehmer wie und wann seinen Kunden anbieten? Eberhard Kühnel von der Allianz Global Assistance gibt im busplaner-Interview Antwort.

busplaner: Welche Rolle spielt denn die Bustouristik für die Allianz Global Assistance (AGA)?
Eberhard Kühnel: Die Bustouristik ist für uns ein wichtiger Teil in der Touristik und wir als AGA wollen in Zukunft einen entscheidenden Teil dazu leisten und auch in den gemeinsamen Geschäftsbeziehungen ein Stück weit vorankommen. Wir haben zum Beispiel beim RDA unser Engagement erweitert. Wir unterstützen jetzt einen Innovationsworkshop für die RDA-Mitglieder und werden auch zukünftig unser Ohr am Bus haben.

Welche Versicherungen muss der Busunternehmer abschließen, wenn er als Reiseveranstalter auftritt?
Er muss als Veranstalter in jedem Fall eine Insolvenzversicherung haben. Das heißt, er muss seinen Kunden, die bei ihm eine Pauschalreise gebucht haben, einen Sicherungsschein geben können, also eine Absicherung für den Reisenden. Damit ist auch der Busreiseveranstalter im Falle einer Insolvenz eines Leistungsträgers abgesichert. Wir bieten die Insolvenzversicherung in Verbindung mit einem Partnerunternehmen an, dem Reisegarant in Hamburg.

Was braucht der Unternehmer neben der Insolvenzversicherung noch?
Ganz aktuell bieten wir den Tagesfahrtenstornoschutz an. Mit dieser Versicherung decken wir die Busfahrt und Zusatzleitungen wie zum Beispiel Events ab. Diese gilt nur für Tagesfahrten, nicht aber für Übernachtfahrten.
In der Reihenfolge empfehlen wir eine Reisekostenrücktrittsversicherung, eine Reisekrankenversicherung, eine Gepäckversicherung und eine Unfallversicherung.
Mit der Reisekostenrücktrittsversicherung sichern wir zum einen den Versicherungsnehmer ab, mit Stornokosten, die bis zu 90 Prozent betragen könnten. Wir schützen damit aber auch den Busunternehmer, weil er sich dadurch unnötige Diskussionen oder Verhandlungen mit dem Reisenden ersparen kann. Des Weiteren unterstützen wir den Busunternehmer durch unsere Stornoberatung.
Die Reisekrankenversicherung bieten wir in Verbindung mit einem Krankenrücktransport an. Unsere gute Infrastruktur im EU-Ausland oder einem Land, das ein Sozialabkommen mit Deutschland hat, ermöglicht den Reisenden bei einem Anruf in unserer Assistance-Zentrale die nötige Hilfe zu bekommen.
Die Gepäckversicherung deckt auch Schadensfälle ab, die eine Hausratversicherung, die viele Reisende mitbringen, nicht abdeckt. Eine Hausratversicherung deckt beispielsweise Raub und Einbruch ab, aber keinen Trickdiebstahl.
Alle Versicherungen werden begleitet durch unsere Reise-Assistance, die den Busreisenden 24-Stunden zur Verfügung steht und auch behilflich sein kann, wenn ihnen beispielsweise die Geldbörse geklaut wurde oder der Ausweis abhandengekommen ist.

Gibt es denn besondere Regelungen für Kleinveranstalter, die im Jahr nur wenige Reisen durchführen?
Was die Reiseversicherung angeht, gibt es keinen Minimumabschluss. Wir bieten über verschiedene Buchungswege einen Abschluss an. Der einfachste und schnellste Weg ist über unser Reservierungssystem Elvi.s online. Hier gibt es ein Gruppenmodul, in dem der Busunternehmer die Liste selber pflegen kann, wie zum Beispiel Änderungen, Streichungen oder Kürzungen vornehmen. Wenn der ganze Vorgang dann abgeschlossen ist, meldet der Busunternehmer es per System an uns.

Muss bei speziellen Reisegruppen, zum Beispiel bei Schüler- oder Jugendgruppen oder auch bei Sportlern, auf besondere Versicherungen geachtet werden, wenn der Busunternehmer Reisen für sie organisiert?
Hier ist es für den Busreiseveranstalter sehr wichtig, neben den eingangs erwähnten Reiseversicherungen, eine Haftpflicht- und Unfallversicherung abzuschließen. Und das nicht nur bei Sportreisen. Die Unfallversicherung beinhaltet auch Bergungskosten.

Wie sollten Mitarbeiter des Unternehmens für Reisen versichert sein?
Empfehlen würde ich eine Reisekrankenversicherung, da man bei der gesetzlichen Krankenkasse nur eingeschränkt versichert ist, und eine Unfallversicherung. Es gibt Mitarbeitertarife übrigens auch für Reiseleiter, die nur ein bis zwei Touren im Jahr mitmachen.

Zu welchen Versicherungen raten Sie Busunternehmen noch?
Wir sind gerade dabei für unsere Buspartner ein Paket zu schnüren, das sehr stark in Richtung Haftpflicht geht. Das Paket betrifft aber nicht die Reise, sondern umfasst den Fuhrpark, den Betriebshof und das Betriebsgebäude des Busunternehmens.

Wie können Busunternehmer/Gruppenreiseveranstalter Reiseversicherungen aktiv verkaufen?
Das A und O ist, sofern ein Busreiseveranstalter einen Katalog herausgibt, diese im Katalog aufzunehmen. Hier kann ich aus eigener Erfahrung und vielen Gesprächen mit Partnern empfehlen, so wenig Produkte wie möglich anzubieten, um den Kunden nicht zu verwirren. Einen klaren Hinweis zu Service-Leistungen sollte der Busreiseveranstalter auch in seinem Internet-Auftritt haben, dazu gehört auch eine Reiseversicherung.
Darüber hinaus sollte man die Versicherung bei jedem Abschluss aktiv anbieten. Wichtig ist, dass sich der Busunternehmer von Schlagwörtern wie „ich habe bereits eine Krankenversicherung“ oder „ich habe eine Kreditkarte“ nicht verunsichern lässt. An dieser Stelle bieten wir unseren Buspartnern oder deren Verkaufsteams gezielte Schulungen vor Ort an, damit sie Argumente zu den Bedenken der Kunden haben.

Nehmen wir an, es passiert unterwegs was Unerwartetes. Welche Möglichkeiten der Unterstützung bieten Sie Bus- und Gruppenreiseveranstaltern während einer Reise?
Im Falle eines tragischen Unfalls bieten wir ein SOS-Paket an. Hier versichern wir den Busunternehmer und nicht den Reisenden. Wenn ein Busunternehmer einen eminenten Schaden hat, bei dem es nicht nur um Blechschaden geht, sondern darüber hinaus ein Imageschaden entstehen könnte, stellen wir ein professionelles SOS-Team zur Verfügung, das sich um alles kümmert.
Des Weiteren stehen unsere mehrsprachigen Assistance-Kollegen den Versicherungsnehmern 24-Stunden am Tag und sieben Tage die Woche am Telefon zur Seite, ganz egal ob es sich dabei um eine Empfehlung einer Apotheke, eines deutschsprachigen Arztes oder eines verlässlichen Krankenhauses handelt.

Das Interview führte Askin Bulut.

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