Autonomes Fahren: busplaner fuhr mit im Daimler-Stadtbus von morgen

Anja Kiewitt


Am Messestand von Daimler Buses können IAA-Besucher den „Mercedes-Benz Future Bus“ mit „CityPilot“ bestaunen, der im Juli seine erste autonome Fahrt im Stadtverkehr auf einer BRT-Route in Amsterdam absolviert hat. busplaner war dabei und erklärt die wichtigsten Details.

Vor dem Bus leuchtet eine spezielle Ampel auf. Zwei rote Punkte nebeneinander bedeuten auf dieser Ampel Stopp, zwei weiße Punkte übereinander freie Fahrt. Die Ampel springt auf Weiß, sanft setzt sich der Bus in Bewegung und ordnet sich in seiner Spur ein. Die Stellung des Lichtsignals erkennt der „CityPilot“ über sein Kamerasystem. Darüber hinaus kommuniziert das Fahrzeug über ein WLAN-System mit der Streckeninfrastruktur und erhält so Informationen zum Ampelstatus. So kann gezielt eine grüne Welle „erfahren“ werden – und zwar ohne Aktion des Fahrers.

Zwei Brücken, eine Unterführung. Der Omnibus hält auf dem rund 20 Kilometer langen Teilstück der längsten Expressbus-Linie Europas (Bus Rapid Transit, BRT) im niederländischen Amsterdam seine Spur. Nach dem Ortsende beschleunigt er auf die erlaubten 70 km/h. Das Maximaltempo ist programmiert, auch bei dieser Geschwindigkeit lenkt nicht der Fahrer. Automatisiert kommt der Bus auch an die Haltestelle: zentimetergenau anhalten, Türen öffnen und schließen, abfahren. Rote Ampel voraus – etwas ruckelig bremst der Omnibus von alleine ab und kommt zum Stehen. Während die Ampel umspringt, laufen noch Fußgänger über die Straße. Der Bus wartet mit dem Anfahren, bis die Fahrbahn frei ist.

Der neue „Mercedes Benz Future Bus“ wird das Highlight für IAA-Besucher am Messestand der Stuttgarter Daimler AG in Hannover sein. In Halle 14-15 am Stand C02 können Interessierte den autonomen Bus bestaunen, der unter großem Medienecho im Juli seine erste autonome Fahrt im Stadtverkehr absolvierte. busplaner war bei der Vorstellung in Amsterdam dabei und fuhr mit im „Stadtbus der Zukunft“. Daimler Buses ist damit eigenen Angaben zufolge der weltweit erste Hersteller, der einen Stadtbus im realen Verkehr automatisiert fahren ließ.

Radar für Fern- und Nahbereich
Der CityPilot ist laut den Stuttgartern eine Weiterentwicklung des Systems „Highway Pilot“ für autonom fahrende Lkw speziell für Großstädte, wodurch es möglich ist, teilautonom auf separaten Busspuren zu fahren. Aktuell umfasse die Ausstattung Fern- und Nahbereichsradar, eine Vielzahl an Kameras sowie das satellitengesteuerte Ortungssystem GPS. Zukunftsweisend sei die intelligente Vernetzung der Kameras und Sensoren. Durch sie entstehe ein präzises Bild der Umgebung und der exakten Position des Omnibusses. Der Future Bus erkenne auch, ob die Strecke für automatisiertes Fahren geeignet ist und signalisiere dies dem Fahrer. Per Tastendruck aktiviere dieser dann den CityPilot. Voraussetzung sei, dass der Busfahrer dabei den Fuß von Gas- oder Bremspedal nimmt und nicht lenkt, denn jede Fahreraktivität überlagere den CityPilot – der Mensch soll stets die Kontrolle übernehmen können.

Weitere busspezifische Teilaspekte des CityPilot-Systems will Daimler Buses in Richtung Serieneinsatz entwickeln. Im Fokus stehen für den Hersteller emissionsfreie Antriebe, die Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen sowie die Teilautomatisierung von Fahrfunktionen, teilt das Unternehmen mit. Eine Voraussetzung sei allerdings, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen.
Darüber hinaus beschäftigen sich die Stuttgarter mit der Vernetzung des Busses mit der Infrastruktur, etwa BRT-Betriebssystemen, sowie seiner Elektronik. Dabei ist der Mercedes-Benz Future Bus für Daimler aber mehr als nur ein Technologieträger fürs autonome Fahren, sondern auch eine Designvision für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) von morgen. Der durchgehend niederflurige, rund zwölf Meter lange Solobus auf Basis des „Citaro“ teilt sich in drei Raumbereiche: Vorn ist der Bereich „Service“ in Fahrernähe angesiedelt, in der Mitte in Türnähe der Bereich „Express“ für kurze Strecken mit Schwerpunkt auf Stehplätzen und schnellen Fahrgastfluss. Hinten schließt sich die „Lounge“ an, gedacht für eine längere Verweildauer. Smartphones der Fahrgäste können hier kabellos, sprich induktiv, geladen werden. Das neu gestaltete Cockpit ist integrierter Bestandteil des Raums. Der Fahrer sieht die für ihn notwendigen Informationen auf einem großen Display. Ein elektronisches Ticketsystem macht den herkömmlichen Verkauf und die Kontrolle von Fahrscheinen durch den Fahrer überflüssig.

Für das autonome Fahren mit dem  Future-Bus sieht Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses, zunächst großes Potenziel für BRT-Systeme. Das sagte der Manager in Amsterdam im Gespräch mit busplaner. Das gesamte Interview finden busplaner-Leser in der IAA-Messezeitung „IAA aktuell“ vom 27. September. Anja Kiewitt
 

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