busplaner Ausgabe 1 2024
Wo bleibt der Aufschrei?
Anfang März hat das Bundesverkehrsministerium die letzten Förderbescheide für alternativ angetriebene Busse vergeben – 53,4 Mio. Euro für elf Busunternehmen und zwei Landkreise zur Beschaffung von u.a. insgesamt 186 Fahrzeugen. Nun ist Schluss mit den Förderungen, das Subventionsprogramm für E-Busse hat insgesamt nur drei Runden überdauert. Hintergrund ist das bekannte Urteil des Bundesverfassungsgerichts, in dessen Folge bereits die Förderungen für E-Pkw eingestellt worden sind.
Die Konsequenzen dürften noch einschneidender sein als im Pkw-Sektor. Denn während E-Autos mittlerweile nur noch einige tausend Euro teurer sind als vergleichbare Verbrenner, verhalten sich die Dinge bei Bussen anders. So liegen die Kosten für einen 12 m langen E-Stadtbussolo mit 550.000 bis 650.000 Euro je nach Modell und Hersteller erheblich höher als für das Dieselpendant mit 270.000 bis 330.000 Euro. Zwar lassen sich Ausgaben für Energiekosten stark senken, wenn Strom an der Day-Ahead-Börse aktuell für teilweise unter 7 Ct/kWh eingekauft werden kann. Aber Kapitalmehrkosten oder ein möglicherweise einzukalkulierender Batteriewechsel während der geplanten Nutzungszeit des Fahrzeugs machen einen Elektrostadtbus unwirtschaftlich gegenüber dem Diesel.
Wie nun dieses Dilemma im Umfeld einer Clean Vehicles Directive zu lösen ist, bleibt das Geheimnis der Bundesregierung. Die EU-Regelung sieht bis 2025 eine Quote von 45 % „sauberer“ Fahrzeuge (darunter 22,5 % lokal emissionsfrei) bei den Neuzulassungen vor und verlangt ab 2026 bis 2030 einen Anteil von 65 % (32,5 %) sauberer Stadtbusse. Ab 2030 bis 2035 müssen dann 90 % der neuen Stadtbusse sauber sein. Es ist abzusehen, dass dieses Vorhaben ohne Förderung zum Scheitern verurteilt ist
Daher erscheint mir die Ruhe in der Branche gespenstig – es müsst eigentlich ein Aufschrei durch ÖPNV-Unternehmen und -Verbände gellen, dass die Schwingungen davon noch laut in den zuständigen Berliner Ministerien widerhallen. Oder lässt man die Dinge einfach laufen, um später sagen zu können: Das mit der Verkehrswende hat halt nicht geklappt?
Dringlichste Aufgabe vor allem der Verbände muss nun sein, Druck auf die Politik auszuüben, um die E-Bus-Förderung wieder ins Rollen zu bringen. An Ergebnissen auf diesem Feld müssen sie sich messen lassen. Bis August 2026 erhält Deutschland 28 Mrd. Euro aus dem EU-Fördermitteltopf ARF. Mittel daraus für den Antriebswechsel beim Bus abzuzweigen, sollte das Mindeste sein. Der VDV dagegen aber förderte und bejubelte anschließend die jüngste Klassifizierung von GtL-Kraftstoffen als „sauber“ – einem der umweltschädlichsten Energieträger überhaupt.
Ich hoffe, die anstehende BUS2BUS kann einige Anstöße geben für einen Paradigmenwechsel in der gegenwärtigen Förderpraxis bei alternativen Antrieben. Wir sehen uns in Berlin!
Ihr Claus Bünnagel, Chefredakteur
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Inhalt dieser Ausgabe
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