„Zeit für einen Wandel“

Johannes Schön hinterfragt in einem Offenen Brief die Perspektive des RDA-Workshops
Thomas Burgert

In einem offenen Brief hat sich Johannes Schön, der Geschäftsführer des Paketers Schön Touristik an den RDA gewandt. Der langjährige Aussteller auf dem RDA-Workshop fragt darin, wohin der Workshop steuert, er kritisiert, dass trotz sinkender Besucherzahlen „kein Veränderungswille“ bei den Veranstaltern vorliege und macht Verbesserungsvorschläge. Wir drucken den Brief in voller Länge:

 

„Sehr geehrter Herr Eberhardt, sehr geehrter Herr Gauf, wohin steuert der RDA-Workshop? Diese Frage hat mich als Aussteller mit 22 Jahren Workshop-Erfahrung zu diesem offenen Brief bewogen. Meine Bilanz als Unternehmer in den letzten fünf Jahren: Die enorme Vorbereitung für drei Tage RDA-Workshop in Köln rechnet sich in keiner Weise. Überteuerte und steigende Preise für einen Workshop-Stand bei gleichzeitigem Kunden- beziehungsweise Besucherschwund, ein unzeitgemäßes Messe-Konzept bei gleichzeitig fehlender Einsicht der Verantwortlichen, dies auf den Prüfstand zu stellen und Veränderungen anzustoßen: So sehen die Rahmenbedingungen aus, in denen innovative Ansätze einzelner Aussteller untergehen (müssen).

Mein Team und ich investieren ein beträchtliches Arbeitspensum in die Workshop- Vorbereitung. Kundenaktivierung, Werbung, Mailings, Standmiete und -ausstattung, unsere Kunden-Hospitality-Abende sowie viele weitere Faktoren erfordern viel Zeit, Personal und Budget, die innerhalb des aktuellen Workshop-Konzepts ins Leere laufen. Meine Frage deshalb heute an Sie als Führungs-Repräsentanten des RDA: Woran liegt es, dass kein Veränderungswille vorhanden ist, der Sinn und Zweck des RDA-Workshops für die Zukunft rechtfertigen würde? Für dynamische und potenzielle neue Unternehmen bietet diese Messe keinerlei Anreiz. Zahlreiche meiner Kollegen ziehen eine ähnlich negative Workshop-Bilanz. Innovative Leistungsträger im Gruppenreisemarkt verlangen eine innovative Messe, kein veraltetes Konzept, an dem sich nichts bewegt.

Die Konkurrenz schläft nicht: Die ITB Berlin im März, der VPR Workshop im Juni und die BTB-Messe am 28. August in München tragen dazu bei, dass der RDA-Workshop ein immer kleineres Licht im Messe-Portfolio der Gruppenreisebranche werden wird. Außerdem sehe (nicht nur) ich das Festhalten am Standort Köln als einen entscheidenden Fehler an. Der RDA-Workshop findet nicht unter gleichen Vorzeichen wie die ebenfalls langjährig an einen Standort gebundene ITB statt, denn dort stimmen die Besucherzahlen. Auch die Drei-Tage-Konzeption ist überholt: Nahezu alle Besucher unseres Standes in 2012 waren lediglich einen Tag lang auf dem RDA-Workshop unterwegs. Entsprechende Kritik ist bereits vielfach in den letzten Jahren geäußert worden.

Ohne Gehör?

Fazit: Die ‚Leitmesse‘ für die Bustouristik entwickelt sich zur Leidmesse für die Aussteller und letztendlich auch für den Besucher. Die Verantwortlichen für den RDA-Workshop haben den Zeitpunkt verpasst, die Messe zeitgemäß zu gestalten. Das Ziel muss sein, das Messe-Konzept grundlegend neu auszurichten. Zum Beispiel in Form einer Straffung: Der RDA-Workshop könnte jeweils einen Tag lang an drei unterschiedlichen Standorten stattfinden. Und das zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr. Damit käme man auch dem Buchungsverhalten der Gruppenreiseveranstalter entgegen, die mittlerweile ganzjährig einkaufen. Der RDA-Workshop sollte sich auf diese veränderte Nachfrage einstellen.

Gibt es in diesem Jahr keinen fundierten Hinweis auf Veränderungsbereitschaft seitens des Verbands, werden mein Team und ich unser Budget künftig effektiver planen und den RDA-Workshop nicht mehr als ‚gesetzt‘ einbeziehen. Wir sehen keine Zukunft darin, unsere neuesten Produkte und innovativen Konzepte auf einer Messe zu präsentieren, die in der Gruppenreisebranche kein Gehör mehr findet.

Abschließend sei erwähnt: Die Gruppen- und Bustouristik liegt mir sehr am Herzen. Darum würde ich es sehr begrüßen, wenn das Konzept ‚RDA-Workshop‘ grundlegend überarbeitet wird, um eine wirklich effektive Kontakt- und Orderplattform zu schaffen. Es ist Zeit für einen Wandel.“