Busverkehr der Zukunft

In Brüssel wurden Ergebnisse des Forschungsprojekts EBSF vorgestellt
Thomas Burgert

Gestern hat der Weltverband des Öffentlichen Verkehrs UITP (Union Internationale des Transports Publics) als Leiter und Koordinator des Projekts European Bus System of the Future (EBSF), dem bislang größten von der Europäischen Kommission geförderten straßengebundenen Verkehrsprojekt, die Ergebnisse der einzelnen EBSF-Projekte in Brüssel der Presse vorgestellt. Es war ein Rückblick auf vier Jahre Projektarbeit, mit 48 Partnern, sieben Demonstrations-Projekten und rund 26 Millionen Gesamtbudget.

Eines der im Rahmen des EBSF geschaffenen Demonstrator-Fahrzeuge basiert auf einem Mercedes-Benz Citaro Gelenkzug. Das Fahrzeug realisiert die Ideen aus einem Teilprojekt zum Thema Fahrgastinformations- und Fahrgastkommunikationssystem. Der Citaro G war zwischen 2011 und 2012 für neun Monate im Bremerhavener Nahverkehr auf der Linie 502 im Einsatz. Mit visuellen Elementen im In- und Exterieur, wie beispielsweise den in LED-Ampelfarben gesteuerten Türein- und -ausstiegen, der Sitzerkennung oder dem nach außen gerichteten Monitor sowie den Informationseinrichtungen im Inneren, erhofften die Projektverantwortlichen Ergebnisse zu erlangen, ob und wie sich Fahrgastflüsse zielgerichteter und schneller leiten lassen können.

Zum Thema Fahrgastfluss sollte auch der neu gestaltete Bereich gegenüber Tür 2 und 3 Aufschluss geben. Hier hat man auf eine feste Bestuhlung beziehungsweise auf einen reinen Kinderwagen- bzw. Rollstuhlplatz verzichtet und an deren Stelle einen Freiraum mit Klappsitzen und Anlehnhilfen geschaffen. Zudem versprach man sich von den Untersuchungen im echten Linienbetrieb Erkenntnisse zu erlangen, über welche Informationskanäle und mit welchen Themeninhalten Fahrgäste, Touristen oder Reisegruppen zu erreichen sind. Eine umfangreiche Zusatzausstattung (WLAN, GPS-Verstärker, 240-Volt-Steckdosen) sollte die Attraktivität des Linienbusses steigern und Auskunft geben, ob sich damit neue Zielgruppen generieren lassen oder bisherige Liniennutzer stärker an den Bus binden lassen. 

Neun Monate Linienbetrieb geben ein sehr deutliches Bild über die Praxistauglichkeit. Die Raumgestaltung mit Hilfe von Anlehnflächen und Klappsitzen wurde in der Realität so gut angenommen, dass der Bremerhavener Verkehrsbetrieb die Idee in vielen Fahrzeugen bereits nachgerüstet hat. Ebenso erfolgreich hat sich das Fahrgastinformationssystem behauptet. Bereits zwei Drittel des Fuhrparks wurden mit 20 Zoll großen Monitoren nachgerüstet. Die Mischung aus Infotainment, Newsmeldungen und Anschlussinformationen kam bei den Fahrgästen so gut an, dass der Verkehrsbetrieb von einer deutlichen Maßnahme zur Attraktivitätssteigerung spricht. Viele der Zusatzausstattungen wie WLAN, die 240-Volt-Steckdosen sowie Sitzkennzeichnung wurden von den Fahrgästen nicht als zwingend erforderlich angesehen, jedoch im Hinblick auf die Modernität positiv aufgenommen. Ebenso das innovative Außendesign und die Türeinstiegsbeleuchtungen. Ein verändertes Ein- beziehungsweise Ausstiegsverhalten konnte während der Testphase nicht beobachtet werden.

Als Forschungsprojekt zur Gestaltung und Entwicklung eines hochqualitativen europäischen Omnibussystems hat sich EBSF zum Ziel gesetzt, das Potenzial städtischer Busnetzwerke aufzuzeigen und die Grundlagen eines integrierten Systemansatzes (Fahrzeug, Infrastruktur, Technik, Betrieb) unter Berücksichtigung künftiger Fahrgastanforderungen zu schaffen. In sieben europäischen Städten haben die Projektmitglieder die Daten der Demonstrations-Projekte ausgewertet und zusammengetragen. Zwei Projekte hat EvoBus mitbegleitet.