Askin Bulut

Einmal pro Jahr treffen sich die Präsidenten und Geschäftsführer der Busverbände Österreichs, der Schweiz und Deutschlands (kurz D-A-CH) zu einem umfassenden Informations- und Meinungsaustausch. In diesem Jahr fand das D-A-CH-Treffen auf Einladung des Schweizer Verbandes Car Tourisme Suisse in Zermatt/Schweiz statt. Christophe Darbellay, neuer Präsident des Verbandes, übernahm erstmals die Rolle des Gastgebers und leitete die Gespräche. Ziel dieser D-A-CH Treffen ist es, gemeinsame Positionen zu aktuellen europäischen Gesetzesvorhaben abzustimmen und Aktionspläne im Interesse der Mitgliedsunternehmen in Österreich, der Schweiz und in Deutschland zu entwickeln.

Wie der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) mitteilte, nahm bei diesen zweitägigen Gesprächen in Zermatt die Forderung nach eigenständigen Sozialvorschriften breiten Raum ein. Bekanntlich hat am 3. Juli 2012 das Europäische Parlament (EP) über den Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zur Einführung eines neuen digitalen Kontrollgeräts entschieden, und dabei auch viele wichtige Schritte hin zu eigenständigen Sozialvorschriften für den Personenverkehr unternommen. Die Präsidenten der D-A-CH-Staaten Wolfgang Steinbrück (bdo, Deutschland), Martin Horvath (WKO-Berufsgruppe Bus, Österreich) und Christophe Darbellay (CAR Tourisme Suisse, Schweiz) äußerten sich sehr erfreut über die Entscheidungen der EU-Verkehrspolitiker. Man ist sich einig, dass der kontinuierliche Einsatz für die Bustouristik Früchte getragen hat.

Gemeinsam sind die D-A-CH-Staaten seit Jahren für die Branche in Brüssel aktiv, knüpfen Kontakte, leisten Überzeugungsarbeit und machen die Verantwortlichen auf die Bedürfnisse des Omnibusgewerbes aufmerksam. Einer der wichtigsten Sätze in den angenommenen Anträgen lautet: „Der Transport von Personen und Gütern erfolgt unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen. Deshalb sollte so schnell als möglich, jedoch spätestens bis Ende 2013, eine Revision der Tachografenpflicht sowie der Regelungen für Lenk- und Ruhezeiten für den Busverkehr vorgelegt werden.“

Nach Erreichung dieses Etappenzieles lehnen sich die Verbände nach eigenen Angaben aber nicht zurück. So eine Arbeit gehe nur kontinuierlich – Strohfeuer bringe da bekanntlich nichts, teilte der bdo mit. Sie hätten daher beschlossen, den Druck auf die EU-Institutionen zu erhöhen. Die Modalitäten und Kräfteverhältnisse in Brüssel benötigten stärkere Allianzen – im Herbst 2012 würden sie daher ein konzertiertes Vorgehen der nordischen Verbände bzw. mit den Verbänden aus Polen, der Tschechischen Republik und den Baltischen Staaten abstimmen. In Brüssel sei es unerlässlich, als Omnibusgewerbe mit einer Stimme zu sprechen. Nur so hätten die Parlamentarier einen ernstzunehmenden Ansprechpartner. Diese Stimme seien die über den Weltverband IRU organisierten Verbände, so der bdo weiter.

In einem weiteren Schwerpunkt der Gespräche wurde die Veröffentlichung einer neuen gemeinsamen Broschüre zum Thema „Busfreundlicher Städtetourismus“ beschlossen, um die Vorfahrt für die Bustouristik voranzutreiben. Städte wie Berlin, Hamburg oder Wien seien international gefragte Touristenmagneten. Der Bustourismus sei und bleibe dabei eine beliebte Form, komfortabel und mit einer überschaubaren Gruppe diese Ziele zu erreichen. Es bestehe auch kein Zweifel daran, dass der Bustourismus einen ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor darstelle, wie wirtschaftswissenschaftliche Studien regelmäßig belegen würden, erklärte der Bundesverband. Aus diesem Grund werden die drei Verbände in Kürze die Broschüre „Busfreundlicher Städtetourismus – Chancen für eine erfolgreiche Verkehrspolitik“ veröffentlichen.

Die Broschüre richtet sich an politisch Verantwortliche in Städten oder Kommunen, aber auch an Entscheider und Gestalter von Verkehrs-, Wirtschafts- und Tourismusprojekten. Anhand von erfolgreichen Beispielen werden einfache und leicht umzusetzende Handlungsempfehlungen aufgezeigt, wie man vom Wirtschaftsfaktor Bustourismus profitieren kann. Die Broschüre ist auch ein Beitrag zur weltweiten Kampagne Smart Move, die ebenfalls den touristischen Verkehr und den täglichen öffentlichen Verkehr als unverzichtbaren Pfeiler des gesamten Verkehrs- und Wirtschaftssystems darstellt. Aus diesem Grund unterstützen alle drei Verbände die „Smart Move“ Kampagne, die eine Verdoppelung des Einsatzes von Bussen verfolgt.

Das repräsentative Ergebnis einer vom bdo durchgeführten Analyse zeigt, dass schon heute die Hälfte der privaten Busunternehmer in Deutschland ungedeckten Bedarf an Busfahrern hat. 70 Prozent der Befragten beurteilen die Suche nach zuverlässigem Personal als schwierig mit zukünftig steigender Problematik. Die Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass nur 25 Prozent der jetzigen Fahrer unter 35 Jahre sind. In vielen Bereichen decken sich diese Ergebnisse mit der Situation in der Schweiz und Österreich. Auch in Österreich – wenn auch in regional sehr unterschiedlicher Ausprägung – wird als eine der primären Behinderungen der Geschäftstätigkeit der Mangel an Arbeitskräften beurteilt. Die Verbände werden daher weiterhin in dieser Frage eng kooperieren, um zufriedenstellende Lösungen zu erarbeiten, teilte der bdo mit.

Das nächste D-A-CH Treffen findet im Jahr 2013 in Deutschland statt