Barrierefreiheit: Fahrgastinformationen mit Ansage

BVG testet akustische Lösungen in Bus und Bahn für Sehbehinderte.
Im Testbetrieb: Sprechende Fahrzeuge, Haltestellen und Smartphones informieren Fahrgäste über Fahrtziel und Liniennummer auf ausgewählten Berliner Linien. (Foto: BVG/Donath)
Im Testbetrieb: Sprechende Fahrzeuge, Haltestellen und Smartphones informieren Fahrgäste über Fahrtziel und Liniennummer auf ausgewählten Berliner Linien. (Foto: BVG/Donath)
Uta Madler

In ausgewählten Berliner Bussen, Straßenbahnen und an Mehrfachhaltestellen erhalten sehbehinderte oder blinde Fahrgäste bald akustische Fahrgastinformationen in Echtzeit. Der Modellversuch läuft nach Angaben der BVG seit Mitte Februar in zehn Bussen auf der Linie 186, zehn Straßenbahnen auf der Linie M4 und an 13 Haltestellen. Getestet werden über ein Jahr zwölf unterschiedliche Lösungen durch eine Gruppe aus blinden, sehbehinderten und sehenden BVG-Kunden. Im Offenbacher ÖPNV ist ein vergleichbarer Mobilitätsservice seit einem Jahr im Testbetrieb (busplaner berichtete).

Drei sprechende Ansätze

Grundsätzlich  gibt es drei verschiedene Ansätze: Sobald sich die Einstiegstür im "sprechenden Fahrzeug" öffnet, wird die Linie und das Fahrziel angesagt. Über unvorhergesehene Änderungen des Fahrtziels informiert das Fahrpersonal. Bei der "sprechenden Haltestelle" betätigt der Fahrgast einen Druckknopf. Anschließend werden die nächsten Abfahrten mit Linie, Ziel und voraussichtlicher Abfahrtzeit über einen Lautsprecher angesagt. Im Gegensatz zu früheren Tests wird auch das sich nähernde Fahrzeug erkannt und automatisch über den Lautsprecher mit Linie und Ziel angekündigt. Beim "sprechenden Smartphone" erhält der Fahrgast an der Haltestelle über die jeweilige Test-App die Ansage über den Namen der Haltestelle sowie über die nächsten Abfahrten mit der Liniennummer, dem Ziel und den voraussichtlichen Abfahrtszeiten. Durch hinterlegte GPS-Koordinaten wird die jeweilige Haltestelle erkannt. Jedes Fahrzeug der Linien 186 und M4 ist mit einem Beacon (basiert auf Bluetooth Low Energy BLE) ausgestattet und kann so über die App eindeutig identifiziert werden.

Geräuschadaptive Lösungen

Eine besondere Herausforderung sei, so die BVG, die Frage der richtigen Akustik. Geräuschadaptive Lösungen sollen im Testbetrieb abhängig von der Geräuschkulisse die Lautstärke so regeln, dass die Ansagen für die Testpersonen verständlich sind, jedoch für Anwohner so leise wie möglich. Die Bewertungen und Ergebnisse der Testgruppe werden von der Firma SGM Educational Solutions wissenschaftlich begleitet. Finanziert wird das Projekt aus dem Berliner Landeshaushalt.